- Übermäßiger Quintsextakkord
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Der übermäßige Quintsextakkord ist ein vierstimmiger Akkord, der aus einem Dur-Dreiklang mit übermäßiger Sexte besteht. Der Akkord entspricht klanglich dem Dominantseptakkord, wird aber grundsätzlich anders behandelt und aufgelöst. In der Jazzharmonik wird er auch als Tritonussubstitution gedeutet.
Beispiel 1: Dominantseptakkord mit Auflösung:
- Dominantseptakkord auf C-Dur
- Tonika F-Dur
Beispiel 2: übermäßiger Quintsextakkord mit Auflösung:
- Doppeldominante Fis-Dur
- Dominant-Quartsextvorhalt
- Dominante H-Dur
- Tonika E-Dur
Während der Dominantseptakkord eine einfach dominantische Funktion hat, wird der übermäßige Quintsextakkord doppeldominantisch verwendet und wird damit über die Dominante weitergeführt. Er wird jedoch oft nicht direkt in die Dominante aufgelöst, da es dabei zu Problemem mit der kontrapunktisch korrekten Stimmführung (offene Quintparallelen) kommet. Manche Komponisten, allen voran Mozart, missachteten allerdings in diesem speziellen Falle das Quintparallenverbot. Deshalb gelten die bei der direkten Auflösung des übermäßigen Quintsextakkord in die Dominante auftretenden Mozartquinten als erlaubte Ausnahme von der Regel.
Bei den obigen Notenbeispielen ist gut zu erkennen , dass die Septime des Dominantseptakkords nach unten, die übermäßige Sexte des übermäßigen Quintsextakkords dagegen nach oben aufgelöst wird.
In der Funktionstheorie wird der übermäßige Quintsextakkord als Umkehrung eines Dominantseptnonakkords mit verminderter Quinte, kleiner None und ohne Grundton interpretiert. Im obigen Beispiel wäre die Grundstellung des Akkordes:
- g – kleine None
- e – kleine Septime
- c – verminderte Quinte
- ais – große Terz
- (fis) – gedachter/fehlender Grundton
Damit wird auch klar, dass sich der Beispielakkord tonal nicht auf das naheliegende C-Dur, sondern auf Fis-Dur bezieht. Aufgrund der Möglichkeit der enharmonischen Verwechslung wird der übermäßige Quintsextakkord bevorzugt in der Romantik für Modulationen eingesetzt.
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