- Ľudovít Štúr
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Ľudovít Štúr (deutsch auch Ludwig Štúr oder Ludwig Stur) (* 29. Oktober 1815 in Uhrovec bei Bánovce nad Bebravou, Westslowakei; † 12. Januar 1856 in Modra bei Pressburg); eigentlich Ľudevít Velislav Štúr, war ein slowakischer Philologe, Schriftsteller und Politiker. Die heutige Slowakei war zu seiner Zeit ein Teil des Königreichs Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er war 1836–38 und 1840–43 Lehrer am Evangelischen Lyzeum in Pressburg. Als angesehener Philologe machte er sich sehr verdient um die Erhebung des mittelslowakischen Dialektes zur Schriftsprache und begründete die heutige Version der slowakischen Literatursprache durch Einführung einer neuen phonetischen Orthographie. Dafür erhielt er 1843 auch die Zustimmung der maßgeblichen Vertreter der slowakischen Nation (anlässlich der Sprachreform von 1851 auch die der Katholiken, die damals noch eine ältere Version der Literatursprache von Anton Bernolák verwendeten) und somit war das slowakische Volk sprachlich, kulturell und national geeint.
1847 wurde er in den ungarischen Landtag (in Pressburg) gewählt, dort engagierte er sich besonders für die Belange der Slowaken gegenüber den Ungarn. Im Revolutionsjahr 1848 war er ein Organisator und Führer des slowakischen Freiheitskampfes, wofür er auch verfolgt wurde (siehe Slowakischer Aufstand).
Nach dem Tod seines Bruders Karol zog er in dessen Haus in Modra (Kleinstadt nördlich von Pressburg), um dort für die Familie des Verstorbenen zu sorgen. Hier schrieb er sein (auf deutsch abgefasstes) Buch Das Slawenthum und die Welt der Zukunft sowie patriotische Gedichte, und war auch Sammler und Herausgeber slowakischer Volkslieder und Märchen. Nachdem er sich 1855 bei einem Jagdunfall mit seiner Waffe ernsthaft verletzt hatte, starb er am 12. Januar 1856 in Modern.
Werke
Die neue slowakische Schriftsprache legte er fest durch das Werk Nauka reči Slovenskej (Die Lehre über die slowakische Sprache; 1846; online: [1]) und begründete er durch das Werk Nárečja Slovenskuo alebo potreba písaňja v tomto nárečí (Die Slowakische Mundart oder die Notwendigkeit des Schreibens in dieser Mundart; 1846, geschrieben 1844; online: [2] Ausgabe im modernen Slowakisch).
Er verteidigte in mehreren Schriften in deutscher Sprache die Rechte der Slowaken gegen die Angriffe der Magyaren:
- Die Beschwerden und Klagen der Slaven in Ungarn über die gesetzwidrigen Uebergriffe der Magyaren, 1843, online: [3]
- Das 19. Jahrhundert und der Magyarismus, Wien 1845, online: [4] im modernen Slowakisch
- Der Magyarismus in Ungarn, 2. Aufl., Leipzig 1848
1845 gründete er die Zeitung Slovenské národnie Novini (Slowakische Nationalzeitung) mit der literarischen Beilage Orol Tatranski (Der Adler von der Tatra), die bereits in der von ihm neu kodifizierten Sprache verfasst wurde.
Von seinen Schriften sind noch Zpěvy i písně (Gesänge und Lieder, Pressburg 1853) und das in tschechischer Sprache abgefasste Werk O národních písních a pověstech plemen slovanských (Über die Volkslieder und Märchen der slawischen Stämme; Prag 1853, online: [5] Ausgabe von 1932 im modernen Slowakisch) zu erwähnen.
Auch hinterließ er als Manuskript ein deutsch geschriebenes Werk aus den Jahren 1852–53, das eine Darstellung seiner Theorie des Panslawismus enthält und in russischer Übersetzung von Lamanskij erschien - Das Slawentum und die Welt der Zukunft, Mosk. 1867; dt. 1931; slow. 1993; online: [6] Ausgabe von 2003 im modernen Slowakisch).
Würdigung
Ihm zu Ehren wurde im Jahr 1948 die Stadt Parkan in Štúrovo umbenannt, obwohl er mit der Stadt sonst keine Verbindung hatte. Außerdem wurde ein Planetoid nach ihm benannt - 3393 Štúr.
In Bratislava ist der ehemalige Krönungshügelplatz nach ihm als Námestie Ľudovíta Štúra benannt. Des Weiteren ist er auf (ehemaligen) 500-Kronen-Schein abgebildet.
Die Akademie der Wissenschaften vergibt als höchste Auszeichnung die Ľudovít-Štúr-Goldmedaille.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Ľudovít Štúr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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