- Berliner Schule (Film)
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Berliner Schule ist die Bezeichnung für eine Stilrichtung im deutschen Kino, die seit Mitte der 1990er-Jahre abseits der zum damaligen Zeitpunkt im deutschen Film dominierenden Beziehungskomödien entstanden ist.
Bereits in den 1970er Jahren wurde von der Berliner Schule gesprochen, damals in Bezug auf den so genannten Arbeiterfilm. Dieser Artikel behandelt die Berliner Schule der 1990er Jahre.
Zu der losen Gruppe an Filmemachern zählt man in erster Generation Christian Petzold, Thomas Arslan und Angela Schanelec, die sich gemeinsam auf der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) kennengelernt haben und die mit ihren Erstlingswerken Mitte der 1990er Jahre vor allem die deutsche Filmkritik begeisterten.
Aktuell ordnet man vor allem auch die Werke von Christoph Hochhäusler (Milchwald, Falscher Bekenner), Benjamin Heisenberg (Schläfer), Maren Ade, Henner Winckler (Klassenfahrt) und Valeska Grisebach (Mein Stern) in die Berliner Schule ein. Obschon Hochhäusler, Heisenberg und Ade Absolventen der Hochschule für Fernsehen und Film in München sind, wird an der Bezeichnung Berliner Schule festgehalten.
Den Filmemachern geht es meist um ein Kino fern den Sensationen und dem Melodram. Stattdessen steht die nüchterne Abbildung der Realität und Normalität des Alltags im Mittelpunkt, erzählt in reduzierten, meist statischen, dafür klaren Bildern. Die Geschichten spielen nicht selten in sozial schwachen Bevölkerungsgruppen und drehen sich um die zwischenmenschlichen Probleme, vergleichbar mit den Filmen der französischen Nouvelle Vague, weshalb auch der Kunstbegriff „Nouvelle Vague Allemande“ von der Filmkritik geprägt wurde.
Aufgrund bedrückender Themen und nicht leicht verdaulicher Erzählformen gehen die Filme im deutschen Kinoalltag meist unter und können sich marktwirtschaftlich kaum behaupten. Im Ausland, vor allem Frankreich, feiern sie hingegen größere Erfolge und gelten als neue Kulturrevolution im deutschen Kino.
Wichtige Regisseure
- Christian Petzold
- Angela Schanelec
- Thomas Arslan
- Christoph Hochhäusler
- Benjamin Heisenberg
- Henner Winckler
- Valeska Grisebach
- Ulrich Köhler
- Jan Krüger
- Maren Ade
- Sylke Enders
- Maria Speth
Zitat
„Die sind immer spröde, immer streng. In den Filmen passiert eigentlich nichts. Sie sind langsam, trist und es wird nie etwas wirklich gesagt. Das ist dann die Berliner Schule. Die kommen bei der Kritik immer gut weg und haben dann so 5.000 bis 10.000 Zuschauer.“ (Oskar Roehler)
Weblinks
- Rüdiger Suchsland: Langsames Leben, schöne Tage. Annäherungen an die „Berliner Schule“ in: film-dienst 13 (2005)
- Susanne Gupta: Berliner Schule. Nouvelle Vague allemande in: fluter (31. August 2005)
- Lukas Foerster: Neue Berliner Schule in: critic.de (14. Oktober 2006)
- Michael Baute, Ekkehard Knörer, Volker Pantenburg, Stefan Pethke, Simon Rothöhler: “Berliner Schule” – Eine Collage in: kolik.film Sonderheft 6 (Oktober 2006); hierzu ein Hinweis von Rüdiger Suchsland
- Cathy Rohnke: Die Schule, die keine ist – Reflektionen über die „Berliner Schule“, Artikel auf der Website des Goethe-Instituts (Dezember 2006)
- Ekkehard Knörer: Long Shots, Luminous Days. Notes on the New German Cinema, Überblick über die Berliner Schule Vertigo Magazine (April 2007)
- Georg Seeßlen: Die Anti-Erzählmaschine in: Freitag 37 (14. September 2007)
- Christian Buß, Birgit Glombitza: Berlin in Echtzeit. Die "Berliner Schule" und neue Perspektiven Richtung Osten in: filmportal.de
- Marco Abel: [1] Intensifying Life: The Cinema of 'Berlin School.' in: Cineaste 33.4 (Fall 2008)
Kategorie:- Film in Deutschland
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