- Bernard Nathan
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Bernard Nathan (* 1886 in Rumänien; † 1942 im KZ Auschwitz) war das Pseudonym des rumänischen Regisseurs Natan Tannenzaft, mit dem er in Frankreich bekannt wurde. In den 1920er Jahren war er neben Dominique der bekannteste Regisseur von pornografischen Filmen in Frankreich.
Bernard Nathan verließ nach dem ersten Weltkrieg Rumänien und ging nach Frankreich, wo er Arbeit in der Film-Industrie fand und schließlich Leiter seines eigenen Rapid-Film-Studios wurde. Schon in Rumänien hatte er einen pornografischen Film als Regisseur produziert. In dieser Funktion bei einem der bedeutendsten französischen Filmstudios drehte vor allem Pornofilme für ein gehobeneres Publikum, weshalb er über die bloße Abbildung des sexuellen Aktes hinausgehen konnte. Seine Filme waren technisch ausgefeilt, es wurde auf Kostüme, Ausstattung und Schnitt geachtet. Dabei verstieß er auch gegen gängige Moralvorstellungen. Diese Verstöße reichten von orgiastischen Inzestszenen in Filles de Loth (1920), bisexuellen Szenen bis zu einem Geschlechtsakt zwischen einem Clown und einer Tänzerin, der auf einem Trapez vollzogen wurde. Nathan brachte auf diese Weise Raffinesse und Ästhetik in den pornografischen Film. Daneben gilt er als der Regisseur, der masochistische Themen in den französischen pornografischen Film einführte. In zwei seiner Filme trat ein mysteriöser, maskierter Henry D. auf. Dieser wurde durch die Filme zum Stadtgespräch in Paris. Man munkelte, er sei ein damals bekannter Schauspieler oder gar Opernstar gewesen. Fast alle pornografischen Filme mit Bi- und Homosexuellen Inhalten wurden von Nathans Produktionsfirma hergestellt.
Schon zu Beginn arbeitete Nathan im Mainstreambereich des Films als Produzent für die Produktionsfirma Paramount Pictures. 1927 beendete er die Produktion pornografischer Filme. Im Februar 1929 sah er die zukünftigen Erfolge des Tonfilms anders als die anderen großen Filmstudios und Produzenten in Frankreich voraus. Unter dem Namen Pathé-Natan übernahm er das Pathé-Studio. Als Franzose jüdischen Glaubens produzierte er 1934 René Clairs Film Le Dernier milliardaire, in dem Adolf Hitler lächerlich gemacht wurde. Das brachte ihm Probleme mit französischen Nationalsozialisten ein. Zudem kam Nathan in finanzielle Schwierigkeiten, die dazu führten, dass er 1935 bankrott ging. Ein Jahr später wurde er wegen Betrugen verurteilt und musste ins Gefängnis. Dort befand er sich noch, als die Deutschen 1940 Paris einnahmen. Er wurde wie andere Juden ins KZ Auschwitz geschickt. Seitdem gibt es keine Informationen mehr zu ihm, weshalb angenommen wird, dass er dort umkam.
Literatur
- Georg Sesslen: Der pornographische Film. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Ullstein, Frankfurt am Main 1990 ISBN 9-783548-352916
Weblinks
- Bernard Nathan in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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