- Bernhard Varenius
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Bernhard Varen, lat. Bernhardus Varenius (* 1622 in Hitzacker, Hannover; † 1650/51 in Leiden, Niederlande) kommt große Bedeutung zu bei der Sammlung geographischen Wissens im Europa des 17. Jahrhunderts. Seine Lehre der allgemeinen Geographie setzte über ein Jahrhundert den akzeptierten wissenschaftlichen Standard.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bernhard Varen war der Sohn des braunschweigisch-lüneburgischen Hofpredigers Heinrich Varen (1595-1635) und seiner Frau Anna Freder († 1623). Sein Bruder August Varenius (1620-1684) war Professor und später Rektor der Universität Rostock.
Varen studierte zunächst Medizin, bevor er über Kontakte mit Geographen zur Geographie kam. 1649 veröffentlichte er sein Werk Descriptio Regni Japoniae („Beschreibung des Königreiches Japan“), das zusätzlich die lateinische Übersetzung einer Beschreibung Siams des niederländischen Navigators Willem Corneliszoon Schouten sowie Auszüge des arabischen Reisenden und Geographen Leo Africanus über Religion in Afrika enthält. Das Werk ist der erste, aufgrund von Quellenstudien unternommene Versuch einer übergreifenden Beschreibung Japans in einer europäischen Sprache. Varen nutzte hierzu sowohl Materialien der katholischen Japan-Mission als auch der protestantischen Kaufleute der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC). Überdies gab er die von ihm benutzen Quellen an und wies zugleich darauf hin, welche Quellen er nicht nutzen konnte. Unter anderem erwähnt er hier die für das Archipel bedeutsame Kuroshio Meeresströmung.
Sein wichtigstes Werk Geographia generalis erschien 1650. Hierin werden die grundlegenden Prinzipien der Geographie auf einer breiten wissenschaftlichen Basis unter Nutzung der damals aktuellen Erkenntnisse erläutert. Die Systematische Geographie wird in einem bis dahin unbekannten Rahmen beschrieben, auch die bis dahin unbekannte spezielle regionale Geographie wird eingeführt. Das Werk wurde oft überarbeitet und verbessert, die Ausgabe von 1672 enthält Erweiterungen und Einträge von Isaac Newton.
Werke
- Descriptio Regni Japoniae Cum quibusdam affinis materiae, ex variis autoris collecta et in ordinem redacta per Bernhardvm Varenivm Med. D., Elezevir, Amsterdam 1649
- Geographia Generalis. In qua affectiones generales Telluris explicantur Autore Berh. Varenio, Med. D., Elzevir, Amsterdam 1650. Lateinische Ausgaben: 1650, 1664, 1671, 1672, 1681, 1693, 1712 (Digitalisat), 1715. Englische Ausgaben: 1682, 1683, 1693, 1733, 1734, 1736, 1765. Niederländische Ausgabe: 1750. Französische Ausgabe: 1755. Russische Ausgabe: 1718.
Neuausgaben
- Descriptio regni Japoniae = Beschreibung des Japanischen Reiches, Amsterdam 1649. Ins Dt. übertr. v. Ernst-Christian Volkmann, hrsg. u. kommentiert von Martin Schwind, Darmstadt 1974. Ein unveränderter Nachdruck dieser Übersetzung erschien 2000 im iudicium Verlag, München, ISBN 978-3-89129-723-0.
Literatur
- Wolfgang Griep (Hrsg.): Bernhard Varenius (1622-1650). Der Beginn der modernen Geographie. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung der Eutiner Landesbibliothek vom 26. November bis zum 22. Dezember 2001. (= Veröffentlichungen der Eutiner Landesbibliothek; 5). Eutiner Landesbibliothek, Eutin 2. Auflage 2003, ISBN 3-9808529-2-X
- Siegmund Günther: Varenius. (= Klassiker der Naturwissenschaften; 4). Thomas, Leipzig 1905
- Alfred Kahn: Die Didaktiker auf dem Gebiete der physikalischen Geographie im XVIII. Jahrhundert in ihren Beziehungen zu Kircher, Riccioli und Varenius. Boegler, Würzburg 1906.
- Rainer Kastrop: Ideen über die Geographie und Ansatzpunkte für die moderne Geographie bei Varenius unter Berücksichtigung der Abhängigkeit des Varenius von den Vorstellungen seiner Zeit. Dissertation, Universität Saarbrücken 1972.
- Friedrich Ratzel: Varenius, Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 487–490.
- Jozef Schmithüsen: Geschichte der geographischen Wissenschaft von der ersten Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Bibliographisches Institut, Mannheim u.a. 1970.
- Margret Schuchard (ed), Bernhard Varenius (1622-1650) (Leiden, Brill, 2007), xxiv, 346 pp. (Brill's Studies in Intellectual History, 159).
Weblinks
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