- Bibliophil
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Die Bibliophilie (von griechisch βιβλίον bíblion „Buch“ und griechisch φίλος philos – ‚Freund‘), „Liebe zum Buch“, bezeichnet allgemein das Sammeln von schönen, seltenen oder geschichtlich wertvollen Büchern meist von Privatpersonen zum Aufbau einer Privatbibliothek nach bestimmten Sammelkriterien.
In Bezeichnungen wie bibliophile Ausgabe oder bibliophiles Buch tritt allerdings die Bedeutung des Sammelns zurück hinter einem Bibliophiliebegriff, der auf das durch Ausstattung oder auch Seltenheit herausragende Exemplar bzw. die unikale Handschrift zielt.
Sammler achten teils auf sogenannte Kollektionen oder Buchreihen, teils auf Schicksale und Alter der Bücher, teils auf das Material derselben. Den größten wissenschaftlichen Wert haben noch die Sammlungen von Büchern, die einen gewissen Gegenstand betreffen oder in einer gewissen Manier gearbeitet oder in einer berühmten Offizin gedruckt worden sind. Hierher gehören Sammlungen von Ausgaben der
- Bibel (die vollständigste in der Stuttgarter Bibliothek und der einstigen fürstlichen Bibliothek in Wernigerode) oder
- einzelner Klassiker (z. B. des Horaz und Cicero)
- bei bestimmten Druckern und Verlagen erschienenen Bücher,
- Sammlungen über Begebenheiten und Ereignisse,
- Sammlungen über ganz spezielle Sachgebiete,
- Sammlungen über bestimmte Persönlichkeiten.
Früher erstreckte sich Bibliophilie zumeist auf Sammlung von Büchern, die durch ihre Schicksale merkwürdig sind; dahin gehören seltene, verbotene (insbesondere in der römischen Kirche auf den Index gesetzte), kastrierte Bücher. Noch immer allgemein gesucht sind die in den frühsten Zeiten der Buchdruckerkunst erschienenen Bücher (Inkunabeln), insbesondere die ersten Ausgaben klassischer Schriftsteller.
Eine andere Neigung der Sammler bezieht sich auf das Material der Bücher. Oft werden unerhörte Preise gezahlt für:
- Pracht- und illustrierte Ausgaben,
- unbeschnittene Exemplare älterer seltener Werke
- solche mit breitem Rand (Großpapier),
- mit Miniaturen und Initialen verzierte Bücher,
- für Drucke auf Pergament, Velin oder sonstigen ungewöhnlichen Stoffen.
Ebenso begehrt sind Bücher mit dem eingeschriebenen Namen des früheren Besitzers oder solche, die berühmten Personen gehörten.
Neben dem lesenden und sammelnden Bücherliebhaber, den man auch als rezipierenden Bibliophilen bezeichnen kann, gibt es aber auch den Bibliophilen, der seine Bücherliebe so weit treibt, dass er selbst Bücher erstellt. Man kann ihn als produzierenden Bibliophilen bezeichnen. Die produzierende Bibliophilie findet als darstellende Kunst ihren Ursprung im Versuch des Menschen, seine Wirklichkeit wiederzugeben. Einmal um sie dem Gedächtnis zu bewahren, ein andermal um sie anderen zu übermitteln. So zeigen sich zwei Beweggründe, wobei der zweite überwiegend sozialer Natur ist. Um diesem sozialen Wert gerecht zu werden, gibt es auch Veranstaltungen, wie beispielsweise die Mainzer Minipressen-Messe in der Gutenberg-Stadt Mainz, bei welcher Bibliophile zusammenkommen, um sich auszutauschen und ihre neuesten Bücher und Drucke vorzustellen.
- Siehe auch: Bibliomanie, Bibliothek, Exlibris, Kodex
Literatur
- Lucius, Wulf D. von ~: Bücherlust – Vom Sammeln, 320 S., Farbtafeln, s/w-Abb., kl. bibliophiles Glossar, Übersichten: Katalogfachausdrücke u. Literatur, DuMont Buchverlag, Köln 2000, ISBN 3-7701-4724-3
- Walther, Klaus: Bücher sammeln, Reihe: Kleine Philosophie der Passionen, dtv 34142, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004, ISBN 3-423-34142-4
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