Buch

Buch
Bücher im Lesesaal der Universitätsbibliothek Graz

Ein Buch (auch Kodex) ist eine mit einer Bindung und meistens auch mit Bucheinband (Umschlag) versehene Sammlung von bedruckten, beschriebenen, bemalten oder auch leeren Blättern aus Papier oder anderen geeigneten Materialien. Laut Unesco-Definition sind (für Statistiken) Bücher nichtperiodische Publikationen mit einem Umfang von 49 Seiten oder mehr.[1] Die UNESCO legte 1995 den 23. April als Welttag des Buches fest.[2]

Zudem werden einzelne Werke oder große Textabschnitte, die in sich abgeschlossen sind, als Buch bezeichnet, insbesondere wenn sie Teil eines Bandes sind. Das ist vor allem bei antiken Werken, die aus zusammengehörigen Büchersammlungen bestehen, der Fall – Beispiele hierfür sind die Bibel und andere normative religiöse Heilige Schriften, die Aeneis sowie diverse antike und mittelalterliche Geschichtswerke.

Elektronisch gespeicherte Buchtexte nennt man digitale Bücher (englisch e-book). Eine andere moderne Variante des Buches ist das Hörbuch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptartikel: Buchgeschichte

Die ältesten Vorläufer des Buches waren die Papyrusrollen der Ägypter, von denen die ältesten bekannten Exemplare aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen. (Siehe auch Geschichte der Schrift, Altägyptische Literatur und Liste der Papyri des Alten Ägyptens).

Die Griechen und Römer übernahmen die Papyrusrollen, bis die ab dem 1. Jahrhundert allmählich der Codex ablöste. Der Codex bestand aus mehreren Lagen Pergament, die zweiseitig fortlaufend beschrieben in der Mitte gefaltet und mit einem Faden aneinander befestigt wurden. Erst später wurden die Seiten gebunden und mit einem festen Umschlag versehen. Der Codex ist der unmittelbare Vorläufer unseres heutigen Buches.

Teil der Skulptur „Der moderne Buchdruck“ beim Berliner Walk of Ideas zur Erinnerung an Gutenbergs Erfindung

Ab dem 14. Jahrhundert wurde das Pergament allmählich durch das billigere und viel einfacher zu produzierende Papier ersetzt. Die erste Papiermühle in Deutschland war die des Ulman Stromer in Nürnberg im Jahr 1390. Die nach der Erfindung des Buchdrucks (ca. 1450) durch Johannes Gutenberg bis zum Jahr 1500 gedruckten Bücher werden Inkunabel oder Wiegendruck (aus der Zeit, als der Buchdruck noch in der Wiege lag) genannt.

Der Begriff Buch leitet sich von „Buche“ ab, wohl wegen der in Buchenblöcke eingeritzten „Buchstaben“. Auch das lateinische Wort „Codex“ bedeutet „Block“.

In Korea wurde rund 200 Jahre vor Johannes Gutenbergs Erfindung in Europa der Buchdruck mit beweglichen Lettern aus Metall entwickelt, vermutlich eine Weiterentwicklung chinesischer Druckmaschinen bereits im 11. Jahrhundert mit Tonlettern.

Die schnelle Verbreitung der neuen Technik in ganz Europa und die stetige Verbesserung und Weiterentwicklung des Buchdrucks und der Herstellung von Papier machten das Buch zur Massenware, was eine wesentliche Voraussetzung für die Reformation und später für die Aufklärung wurde. Wissen wurde zum Allgemeingut im Abendland.

Schrift und Bild waren im Buch des Mittelalters eine Einheit. Künstler des Bauhauses schufen im 20. Jahrhundert Bücher von hohem gestalterischen Niveau, die dem Bereich Druckgrafik zuzurechnen sind. Diese Künstlerbücher erscheinen in kleinen limitierten Auflagen.

Der Digitaldruck erlaubt mit Book-on-Demand Auflagen in konventioneller Buchform (paperback, hardcover) ab einem Exemplar aufwärts. Seit ein paar Jahren bieten einige Dienstleister im Internet die Erstellung von Fotobüchern an, diese können dann einzeln bestellt werden. Seit dem Jahr 2009 können in der Wikipedia Artikel zum Book-on-Demand zusammengefasst werden. Seit dem Jahr 2000 erscheint das digitale Buch auf dem Online-Buchmarkt. Auch das Internet konkurriert mit dem klassischen Buch.[3]

Ökonomie des Buches

Als ökonomisches Produkt betrachtet, weist das Buch mehrere Besonderheiten auf.

  • Dem Käufer erschließt sich der Nutzen meist erst nach der vollständigen Rezeption
  • Der Produktlebenszyklus ist ungewöhnlich lang
  • Bücher, die auf keine Nachfrage stoßen, haben keinen ökonomischen Wert
  • Die gesamte erwartete Nachfragemenge muss (meistens) auf Lager genommen werden (heute jedoch eingeschränkt gültig)

Diese Besonderheiten machen das Buch zu einem spekulativen Wirtschaftsgut mit hohen Risiken für den Produzenten (Verleger). Im Unterschied zu anderen Medienprodukten refinanziert sich das Buch in der Regel nur über eine Erlösquelle, den Vertriebserlös. Als Werbeträger spielt das Buch nur eine untergeordnete Rolle.

Arten von Büchern

Differenzierung nach Inhalt

Alte Bücher in der Bibliothek des Merton College

Differenzierung nach Herstellungsart

Bibel aus dem Jahr 1866
  • Beutelbuch: Mittelalterliche Sonderform. Es kann wie ein Beutel getragen und am Gürtel befestigt werden.
  • Book-on-Demand: Digitaldruck auf Nachfrage; Buch hergestellt in Kleinstauflage ab einem Exemplar, jederzeit können weitere Exemplare gedruckt werden.
  • Broschur: Buchblock mit verschiedenen Arten des weichen Umschlags, in der Regel klebegebunden.
  • E-Book (Elektronisches Buch): in verschiedenen Formaten, elektronisch gespeichert, zum Teil nur auf Bildschirm lesbar, zum Teil druckbar.
  • Faksimile: originalgetreuer Nachdruck historischer Ausgaben.
  • Hardcover: Fester Einband, klebegebunden oder mit Fadenheftung.
  • Hörbuch: Hier lesen Autoren oder (häufiger) ein Erzähler (manchmal mehrere Erzähler in Rollen) die Texte eines schon vorhandenen Buches vor. Teilweise werden auch Hörspiele, also in Rollen gelesene oder als Hörstück bearbeitete und interpretierte Fassungen unter der Bezeichnung Hörbüch vertrieben. Hörbücher werden auf Audio-CDs/Musikkassetten bzw. als Computer-Audiodateien verkauft und verbreitet. Zum Teil gibt es sie auch über Podcasts meist kostenfrei im Internet.
  • Kodex (Plural: Kodizes): handgeschriebene Bücher, davon werden einige als schönste Bücher der Menschheitsgeschichte empfunden.
  • Loseblattsammlung: Einzelne, austauschbare Seiten in einem oder mehreren Ordnern (z. B. als Ringbuch, hier ist nicht die umgangssprachliche Verwendung von Loseblattsammlung gemeint, die kein Buch darstellt).
  • Miniaturbuch: Sehr kleines Buch. Meist in Herstellungsgröße komprimierte verkleinerte Form eines Großbuches. Zu unterscheiden vom Taschenbuch durch Hardcovereinband.
  • Paperback: Mit weichem Einband und meistens mit Klebebindung versehen, früher auch Fadenbindung.
  • Taschenbuch: Kleinformatiges Buch, meistens Paperback, zum Transport geeignet.
  • Vorzugsausgabe: zumeist für Bibliophile hergestellte kleine Teilauflage eines Titels in besonderer Ausstattung (Einband, Papier, Buchschmuck, Illustrationen)

Gliederung von Büchern

Gliederung von Buchseiten

Materialelemente des Buches

Umblättern eines Buches, hier ein Taschenbuch, ein kleinformatiges Buch mit gewöhnlich weichem Einband

Das Buch ist heute in erster Linie ein Gebrauchsgegenstand. Das heißt, dass das Buch gewissen Nutzungsbedingungen ausgesetzt ist. Diesen muss das Material entsprechen. Es soll strapazierfähig, reißfest, biegsam, leicht, ästhetisch und vieles mehr sein. Einige Materialien sind hier aufgeführt:

  • Papier: Nicht nur der Buchblock, also der eigentliche Textteil, besteht aus Papier. Auch das gesamte Vorsatz besteht aus Papier – allerdings aus anderen Papiersorten als der Textteil. Auch der Textteil kann aus den unterschiedlichsten Papiersorten bestehen, hier gibt es viele günstige und auch teure Varianten. Das Papier bestimmt somit unter anderem den Preis eines Buches. Welches Papier für ein Buch gewählt wird, entscheidet in der Regel der Buchgestalter.
  • Pappe: Der Einband eines Buches besteht in der Regel aus fester Pappe, die mit verschiedenen Bezugsmaterialien bezogen ist. Auch der Schuber besteht meist aus Pappe.
  • Bezugsmaterial, zum Beispiel mit Gewebe, Leinen, Papier, Leder oder Pergament.
  • Stoffe: Für das Kapitalband oder ein Lesebändchen werden spezielle Bänder, meist aus Seide, hergestellt und in verschiedenen Farben eingefärbt.
  • Farbe: Nicht nur der Buchumschlag kann farblich gestaltet werden, sondern auch der Buchschnitt. Diese Schnittverzierungen dienen nicht nur zur Zierde des Buches, sondern auch zum Schutz vor Lichteinwirkung und Verschmutzung.

Bestandteile des Buches

Buchseiten

Ein Buch besteht aus vielen Materialien, es muss beweglich, aber auch stabil sein. Auch in der Herstellung durchläuft es viele Prozesse, die Einzelteile werden meist getrennt hergestellt und schließlich zusammengefügt. Damit das Buch alle Anforderungen erfüllen kann, besteht es aus vielen Einzelteilen: Um den Buchblock, den Hauptinhalt des Buches, legt sich das Vorsatz – jeweils eines an der oberen und unteren Seite des Buchblocks. Diese sind durch Gaze und Leim mit dem Buchrücken sowie durch den Spiegel mit der Buchdecke verbunden. Um die Buchdecke legt sich das Bezugsmaterial. Zusammen ergeben diese Elemente den Bucheinband. Die nach außen „abklappbaren“ Elemente des Einbandes nennen sich Deckel, bei gebundenen Büchern, oft auch Hardcover genannt, wird um den Bucheinband noch ein Schutzumschlag gelegt. Die drei Kanten des Buchblocks, an denen man das Buch öffnen kann, nennen sich Kopf- (oben), Vorderer und unterer Schnitt. Ein farblich gestalteter Schnitt hat Schnittverzierungen. Das farbige Bändchen oben und unten am Buchrücken nennt sich Kapitalband, das Lesezeichen – oben im Buchrücken befestigt – nennt sich Lesebändchen.

Buchgestaltung

Durch die Buchgestaltung wird das gesamte Aussehen, der Aufbau und die Materialien des Buches konzipiert. Durchgeführt wird sie in der Regel von einem Buchgestalter, Künstler und/oder Typografen. Neben Schrift, Titelei, Pagina, Papiersorte, Lesebändchen und Kapitalband wird auch der Einband gestaltet – die heute vermutlich wichtigste Aufgabe: Der Einband muss neugierig machen, spannend sein und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Einband soll den potentiellen Leser zum Kauf oder Verleih einladen.

Diverses

  • Die Bibel ist das meistgedruckte und am weitesten verbreitete Buch der Welt. Es existieren Gesamtübersetzungen in 451 Sprachen und Teilübersetzungen in weiteren 2479 Sprachen.[4]
  • Die Redewendung ein Buch aufschlagen soll daher stammen, dass früher alle Bücher mit einer Schnalle geschlossen wurden, um die Seiten glatt zu halten. Zum Öffnen war es nötig, mit der flachen Hand auf das Buch zu schlagen, um die Schnalle öffnen zu können.
  • Das kleinste Buch der Welt stammt aus dem Leipziger Verlag Faber & Faber. Mit 2,4 auf 2,9 Millimeter ist es vergleichsweise so groß wie ein Streichholzkopf. Die 32 Seiten sind mit Buchstabenbildern im Offset bedruckt und in Handarbeit ledergebunden.
  • Im Jahr 2004 brachte der Autohersteller Mazda einen Bildband mit dem wohl größten Format der Welt heraus: 3,07 m × 3,42 m.
  • Der Internetkonzern Google schätzt, dass es im August 2010 rund 130 Millionen verschiedene Bücher auf der Welt gibt, räumt aber ein, dass dies auch eine Frage der Definition sei.[5]

Begriffe mit der Vorsilbe „Biblio-“

Listen „empfehlenswerter“ Bücher

Literatur

Lexika

  • Helmut Hiller, Stephan Füssel: Wörterbuch des Buches. 7. Auflage. Klostermann, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-465-03495-3.
  • Ursula Rautenberg (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Buches. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-010520-X.

Buchgeschichte

Zukunft des Buches

Bucherschließung, Buchnutzung

Sonstiges

  • Karl Markus Michel u. a. (Hrsg.): Kursbuch Heft 133: Das Buch. Rowohlt Verlag, 1998. Ein „Rundschlag“, bei dem sich diverse Autoren zahlreichen Aspekten widmen.
  • Sigrid Pohl, Walter Umlauf: Warenkunde Buch. 2. erneuerte Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05622-9.

Weblinks

 Commons: Book – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Buch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Buch – Zitate

Quellen

  1. Laut Recommendation concerning the International Standardization of Statistics Relating to Book Production and Periodicals, 19 November 1964. Definitions 6 (a) „A book is a non-periodical printed publication of at least 49 pages, exclusive of the cover pages, published in the country and made available to the public.“ Deutsch z. B. Buchmarkt-College
  2. welttag-des-buches.de
  3. Brockhaus voraussichtlich in Zukunft nur noch online. golem.de, abgerufen am 8. März 2011.
  4. Stand 31. Dezember 2008; Bibelreport, Ausgabe II, 2009, S. 7 (Deutsche Bibelgesellschaft) (PDF; 3,22 MB)
  5. dts Nachrichtenagentur: Google zählt weltweit rund 130 Millionen Bücher, vom 5. August 2010, Abgerufen am 5. August 2010
  6. NDR-Nachrichten, Evangeliar Heinrichs des Löwen
  7. Birds of America. John James Audubon
  8. News-Antique.com, Informationen, u. a. über Christie’s Auktion
  9. De Revolutionibus Orbium Coelestium, Kopernikus-Werk für 2,2 Mio USD versteigert, Bericht im Focus, Juni 2008, abgerufen August 2010

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