Billmuthhausen

Billmuthhausen

Die Wüstung Billmuthausen (auch Billmuthhausen) ist heute eine Gedenkstätte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Sie liegt im äußersten Süden Thüringens im Landkreis Hildburghausen zwischen den Kleinstädten Bad Colberg-Heldburg in Thüringen und Bad Rodach in Bayern.

Gedenkstein und Kreuz neben der Gedächtniskapelle

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1340 wird Billmuthausen erstmalig als Billmuthehusen erwähnt. Das Dorf war ein Rittergut, 1840 standen in Billmuthausen 14 Häuser, eine Schneid- und Mahlmühle und eine Kirche, um 1850 hatte das Dorf 68 Einwohner. Billmuthausen gehörte zum sächsischen Amt Heldburg.

Das Schicksal des Dorfes nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von seiner unmittelbaren Lage an der innerdeutschen Grenze bestimmt. Es lag in der 1952 von den DDR-Behörden geschaffenen Sperrzone. Im gleichen Jahr flüchteten sieben Billmuthäuser Familien mit 34 Personen und aller beweglichen Habe über die Grenze nach Bayern, da sie das Leben an der Grenze nicht weiter ertragen konnten. Schon 1948 war auf Befehl der russischen Besatzungsmacht das 1836 erbaute Gutshaus abgerissen worden. 1961 wurden zwei Familien zwangsausgesiedelt. 1965 ordneten die Behörden den Abriss der Dorfkirche an (dies vollzog sich allerdings in der Nacht, da die Täter das Licht scheuten und unerkannt bleiben wollten), 1977 ließen sie die Mühle abreißen und verkündeten die vollständige Räumung des Dorfes. Die Grenzanlagen wurden mitten durch das Dorf gebaut. 1978 wurde die letzte Familie deportiert und das Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Die Räumung des Friedhofs war geplant, wurde aber nicht vollzogen.

Gedächtniskapelle Billmuthausen

Geblieben sind der Friedhof und ein Transformatorenturm. Erhalten geblieben sind auch die Kirchenglocken (heute im Museum in Eisfeld) und sakrale Gegenstände der Kirche (in kirchlicher Verwahrung). Ein 1994 gegründeter Förderverein Gedenkstätte Billmuthausen e.V. pflegt die Überreste der Dorfanlage, hat 1992 auf dem Friedhof einen Gedenkstein aufgestellt, 2004 eine Gedenkkapelle gebaut und ein Mahnkreuz errichtet. Der alte Transformatorenturm wurde rekonstruiert und der Dorfbrunnen wiedererrichtet. Ein nahebei erhalten gebliebener Grenzwachturm wurde Naturfreunden überlassen, die ihn als Fledermausquartier einrichteten. Zur Erinnerung an die Billmuthäuser Mühle ließ der Förderverein der Gedenkstätte im September 2005 einen drei Tonnen schweren Mühlstein aufstellen. Außerdem ist die Gedenkstätte durch drei neue Informationstafeln erweitert worden.

weitere Wüstungen

Im Landkreis Hildburghausen erlitten zwei weitere Dörfer, Erlebach und Leitenhausen, dasselbe Schicksal. An der innerdeutschen Grenze sind Dutzende Dörfer auf diese Weise zu politischen Wüstungen geworden. Beispiele: Bardowieck, Dornholz, Grabenstedt, Jahrsau, Kaulsroth, Lenschow, Liebau, Korberoth, Neuhof, Stöckicht.

Literatur

  • Norbert Fuchs: Billmuthausen - Das verurteilte Dorf, Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen, 1991,jetzt: Salier-Verlag, Leipzig, ISBN 3-86180-006-3
  • Norbert Fuchs: Das Heldburger Land - ein historischer Reiseführer, Fiedler-Verlag, Coburg, 1994, ISBN 3-923434-19-7
  • Förderverein Gedenkstätte Billmuthausen e.V.: Gedenkstätte Billmuthausen, Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen, 2002,ISBN 3-86180-137-X
  • Thüringer Institut für Lehrerfortbildung (Hrsg.): Der totgeschwiegene Terror, Zwangsaussiedlung in der DDR, Bad Berka, ISSN 0944-44-8705

Weblinks

50.29010555555610.7919861111117Koordinaten: 50° 17′ N, 10° 48′ O


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