Erlebach

Erlebach

Erlebach ist eine Wüstung in Thüringen. Sie liegt im äußersten Süden Thüringens im Landkreis Hildburghausen südlich von Bad Colberg-Heldburg, nur wenige hundert Meter von der thüringisch-bayerischen Grenze entfernt. Der Ort ist heute eine Gedenkstätte an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Geschichte

Felsenkeller bei Erlebach im Jahr 2011, wieder mit Tür und Schloss versehen.

1310 wurde der Ort zum ersten Mal erwähnt. Das Dorf war ein Rittergut der Familie von Marschall Greiff und bestand aus einem schlossartigen Gutshaus, weiteren Häusern, einer Mahlmühle und einer Ziegelhütte. Erlebach gehörte bis 1918 zum sächsischen Amt Heldburg im Herzogtum Sachsen-Meiningen, danach zum Land Thüringen. Das Adelsgeschlecht erlosch 1929. Von 1940 bis Juli 1945 wurde durch die Kreisbauernschaft ein Treuhänder für das Gut eingesetzt. Danach erfolgte die Enteignung durch die sowjetischen Besatzungstruppen. Durch die Bodenreform wurde das Gut am 23. Dezember 1945 an Bauern und Neubauern aufgeteilt. 1948 wurde auf Weisung der sowjetischen Besatzungsmacht das Gutshaus abgerissen.

1946 hatte der Ort 29 Einwohner. Er lag in der von den DDR-Behörden 1952 geschaffenen Sperrzone, die das weitere Schicksal des Ortes bestimmte. 1961 wird eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft "Erlengrund" gegründet. 1975 wurde die Räumung des Dorfes angekündigt und dessen Bewohner zur Umsiedlung gezwungen. Die Felsenkeller wurden zugemauert, damit sie nicht von Republikflüchtigen als Versteck gebraucht werden konnten. Im Dezember 1986 verließ die letzte Familie das Dorf. Danach wurden alle Häuser abgerissen und die Flächen eingeebnet. Geblieben ist der Dorfteich und eine Erinnerungstafel an der alten Dorfstelle.

Weitere Wüstungen

Im Landkreis Hildburghausen erlitten zwei weitere Dörfer, Billmuthausen und Leitenhausen dasselbe Schicksal. An der innerdeutschen Grenze sind Dutzende Dörfer auf diese Weise zu politischen Wüstungen geworden. Beispiele: Bardowieck, Broda (siehe Rüterberg), Christiansgrün, Dornholz, Greifenstein, Grabenstedt, Heiligenroda, Jahrsau, Karneberg, Kaulsroth, Kleintöpfer, Korberoth (siehe Effelder-Rauenstein), Krendelstein, Lankow (siehe Lankow (Wüstung)), Lenschow (siehe Lüdersdorf), Liebau (siehe Dorfstelle Liebau), Lieps, Neuhof, Neu Gallin, Niederndorf, Ruppers, Scharfloh, Schmerbach, Schwenge, Stöckicht, Stresow, Taubenthal, Troschenreuth, Vockfey, Wahlsdorf (siehe Lüdersdorf), Wehningen, Zarrentin-Strangen. Dazu kommen noch Wüstungen an der Grenze zwischen der CSSR und der DDR, die auf etwa 50 km Länge ab dem bayrisch-tschechischen Dreiländereck ebenso militärisch gesichert wurde, wie die innerdeutsche Grenze. Dort wurden u.a. zerstört und eingeebnet: Ebersberg, Gottmannsgrün, Gräben im Thale, Hammerleithen, Kugelreuth, Pabstleithen, Wieden, die fast alle im ehemaligen DDR-Kreis Plauen lagen.

Literatur

  • Norbert Klaus Fuchs: Billmuthausen– das verurteilte Dorf. Greifenverlag zu Rudolstadt & Berlin, 2009, ISBN 978-3-86939-004-8
  • Norbert Fuchs: Das Heldburger Land – ein historischer Reiseführer. Fiedler-Verlag, Coburg 1994, ISBN 3-923434-19-7
  • Förderverein Gedenkstätte Billmuthausen e. V.: Gedenkstätte Billmuthausen. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 2002, ISBN 3-86180-137-X
  • Thüringer Institut für Lehrerfortbildung (Hrsg.): Der totgeschwiegene Terror, Zwangsaussiedlung in der DDR, Bad Berka, ISSN 0944-44-8705
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