Bischof (Getränk)

Bischof (Getränk)
Gefäß für den Bischof in Form einer Mitra, Stralsund nach 1767 (Kunstgewerbemuseum Berlin)
Gefäß für den Bischof in Form einer Mitra, Kopenhagener Fayence, ca. 1750 (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg)

Der Bischof (auch: Bischoff; mitunter mit dem Zusatz heißer Bischof) gehört zu den Punsch-Getränken. Der Name leitet sich mit großer Wahrscheinlichkeit von der roten Farbe des Getränks ab.

Inhaltsverzeichnis

Zubereitung

Dafür wird die feine grüne (bzw. gelbe) Schale von frischen grünen (bzw. gelben) Pomeranzen mit Zucker vermischt und mit Rotwein übergossen. Auf eine Flasche Wein rechnet man zwei bis drei Pomeranzen. Dann lässt man den Rotwein mindestens 10 bis 12 Stunden ziehen. Auch nachher kann man noch mit Zucker versüßen. Wer das Getränk als Bowlenextrakt verwenden möchte, seiht durch ein Mulltuch ab und füllt es in Flaschen ab.

Im 19. Jahrhundert wurde das Getränk aus Orangen zubereitet, die über glühenden Kohlen erhitzt wurden, bis die Schale schwarz war. Dann wurden die Orangen in einem irdenen Topf mit Rotwein übergossen, mit Zucker, Zimt und Muskat gewürzt und dann für einige Stunden abgedeckt in warme Asche gestellt.[1]

Das Getränk in der Literatur

Moses Mendelssohn vergleicht in seiner Sammelrezension zu Hamann den Umgang mit der Religion mit dem Trinken eines Bischofs oder Kardinals: „Die meisten Menschen halten die Religion, in Absicht auf die Seele, für eben das, was dem Körper eine Magenstärkung ist. Vielen Leuten scheint es ausgemacht zu seyn, daß man den Magen wärmen müsse, um ihn zu stärken. Sehr viele ältliche Herren bedienen sich dazu, fein warmer dogmatischer Suppen, die sie zum Frühstücke, Mittagbrode und Abendbrode reichlich genießen. Seit einiger Zeit stehet eine Gattung feuriger Jünglinge auf (...) um ihrem Magen Kraft zu geben (...) bedienen sie sich hitziger Getränke. Sie trinken unabläßig Punsch, Bischof und Kardinal (...)“[2]

Johann Heinrich Voss berichtet in seinem ländlichen Gedicht in drei Idyllen unter dem Titel Luise (Erstfassung 1795), dass das Extrakt auch dazu verwendet wurde Kohlkopf anzufüllen. „Dann plözlich erfreut uns der purpurne Kohlkopf, Unser Freund! zur Ehre des Priesterthumes mit Bischof Angefüllt.“ Aber auch das Getränk selbst wird dort beschrieben, denn die Hausherrin Luise sagt zu Susanna: „Ich nun steig' in den Keller hinab, und hole zum Bischof Rothen Wein, Pomeranzen, und unseren purpurnen Kohlkopf. Zucker steht in der Kammer genug; und das übrige weißt du.“

In seinem Musenalmanach von 1797 ist unter der Überschrift Der ächte Bischof ein langer von Johann Abraham Peter Schulz in Musik gesetzter Rundgesang abgedruckt, den ein Leser, dem der Doppelsinn des Wortes Bischof unbekannt wäre, gar nicht seiner wahren Bedeutung nach verstehen könnte. Da singt, nachdem der Chor die Worte Nein! sonder alle Religion Steht keine Constitution wiederholt hat, der Vorsänger:

„Doch unsere, Brüder, wird bestehn!
Wir fanden hier den ächten!
Wir lassen ohne Reue gehn
Die schlechten.
In Deinem Bisthum, Bischof! hier,
Was Frankreich sucht, das fanden wir."

und der Chor fällt ein:

„Ja, Bischof! in dem Bisthum hier,
Was Frankreich sucht, das fanden wir."

Der dänische Dichter Jens Immanuel Baggesen hatte dieses Bischofslied 1792 für eine freundschaftliche Gesellschaft in Kopenhagen dänisch gedichtet und die deutsche Übertragung seinen hamburgischen Freunden und Mit-Anhängern des Bistums in der Bischofsbowle als ein Gastgeschenk hinterlassen.[3]

In Carl Arnold Kortums Jobsiade (1784) finden sich bei der Prüfung des Kandidaten Jobs' die Strophe von Hieronimus:

"Ein Bischof ist, wie ich denke,
Ein sehr angenehmes Getränke
  Aus rotem Wein, Zucker und Pomeranzensaft
  Und wärmet und stärket mit großer Kraft."

Der Schriftsteller Thomas Mann erwähnt das Getränk in den Buddenbrooks: "Sesemi" Weichbrodt, bei der mehrfach Kinder der Buddenbrooks in Pension gegeben werden, serviert häufig und besonders zu festlichen Gelegenheiten Bischoff, "einen roten und süßen Punsch, der kalt getrunken ward".

In der Erzählung "Marthe und ihre Uhr" erwähnt Theodor Storm das Getränk.

Gefäße

Seit 1722 (Kopenhagener Fayence-Manufaktur) und vor allem in der zweiten Hälfte 18. Jahrhunderts wurden in Norddeutschland und Dänemark spezielle Fayence-Gefäße für den Bischof in Form einer Mitra gefertigt, bei denen die Wandung des weit ausladenden Gefäßes an den beiden Hauptseiten dreieckig nach oben zuläuft. Es gibt sie mit und ohne Deckel. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Kieler Bischofsmütze der Kieler Fayencemanufaktur, die heute im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen ist,[4]ebenso wie eine weitere aus Kopenhagen.

Literatur

  • Bettina Zöller-Stock: Trinken dem Episkopat zum Spott. Die Bischofsbowle. In: Gerhard Gerkens, Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lust und Last des Trinkens in Lübeck. Beiträge zu dem Phänomen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Lübeck 1996, S. 135-140; Rezept auf S. 190f

Einzelnachweise

  1. Robert Habs/Leopold Rosner, Appetit-Lexikon, Badenweiler 1997 (Reprint der Originalausgabe Wien 1894), Artikel Bischof, S. 48
  2. Quelle: Allgemeine Deutsche Bibliothek, 1775, Bd. 24, 1. Stück, S. 287-296
  3. Nach: Jahrbuch der hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten, Band 14 (1897), S. LXXI.
  4. Abbildung

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