Bob Hawke

Bob Hawke
Robert James Lee Hawke

Robert "Bob" James Lee Hawke (* 9. Dezember 1929 in Bordertown, South Australia) ist ein australischer Politiker der Australian Labor Party (ALP). Er konnte die Parlamentswahlen von 1983, 1984, 1987 und 1990 für die ALP gewinnen und war vom 11. März 1983 bis zum 20. Dezember 1991 Premierminister Australiens.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Bob Hawke wurde 1929 in Bordertown, South Australia nahe der Grenze zu Victoria als zweiter, jüngerer Sohn von Clement Hawke, einem Geistlichen einer Kongregationskirche und dessen Frau Ellie (geb. Lee), einer Lehrerin, geboren. Im Jahre 1939, nach dem Tod von Bobs älterem Bruder Neil, zog die Familie nach Perth, Western Australia und ließ sich dort im (damaligen) Vorort West Leederville nieder. Hawk ging zur Perth Modern School, einer High School im benachbarten Vorort Subiaco, nach dem Schulabschluss zur University of Western Australia, Perth. Hier graduierte er im Jahre 1953 in Jura und Wirtschaftswissenschaften. Danach studierte er als Rhodes-Stipendiat Volkswirtschaft an der Universität Oxford in Großbritannien. 1955 erlangte er hier einen weiteren Bachelor-Abschluss und kehrte 1956 nach Australien zurück, um Doktorstudien an der Australian National University in Canberra zu übernehmen. Diese beendete er allerdings nicht, sondern wandte sich 1958 der Politik zu.

Präsident des ACTU 1969 - 1980

1958 begann Hawke als Anwalt beim größten Dachverband der australischen Gewerkschaften, dem Australian Council of Trade Unions (ACTU) [1] zu arbeiten. [2] Als Albert (Ernest) Monk [3], langjähriger Präsident des Australian Council of Trade Unions (ACTU) im Jahre 1969 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Posten zurücktrat [4] [5] [6] , wurde Bob Hawke zu seinem Nachfolger gewählt. Hawke blieb bis 1980 auf diesem Posten und erlangte als geschickter Vermittler in Arbeitsstreitfragen großes Ansehen sowohl auf seiten der Arbeiterschaft als auch auf Arbeitgeberseite. Hawke gehörte in diesem Zeitraum zahlreichen Ausschüssen an, so dem Einwanderungsplanungsrat von 1970 bis 1980 (in diese Periode fällt die Abschaffung der rassistischen White Australia Policy), dem australischen Rat für Vereinigung 1975 bis 1980, dem australischen Bevölkerungs- und Einwanderungsrat 1976 bis 1980, dem australischen Flüchtlingsrat 1979 bis 1980 und dem Organisationsverwaltungsrat der Labor Party, deren nationaler Präsident er von 1973 bis 1978 war.

Im Parlament

1963 startet Hawke den ersten Versuch ins Parlament von Australien (House of Representatives) zu gelangen und trat im Wahlbezirk (Electoral Division) von Corio (Geelong und Umgebung), im Bundesstaat Victoria gegen den damaligen Minister für Einwanderungsfragen, Hubert Opperman, der für die Liberal Party of Australia kandidierte, an - ein chancenloses Unterfangen.

1980 unternahm Hawke einen erneuten – diesmal erfolgreichen - Versuch ins Bundesparlament (House of Representatives) zu gelangen. Nachdem er sich bei der innerparteilichen Kandidatenkür für den Wahlkreis Wills (Wahlbezirk im Nordwesten Melbournes) gegen Gerry Hand mit 38 : 29 Stimmen durchgesetzt hatte, legte er seine Präsidentschaft bei der ACTU nieder, um sich ganz auf den anstehenden Wahlkampf konzentrieren zu können. In der Wahl vom 18. Oktober 1980 gewann er Wills für die ALP und hielt diesen Sitz auch in den folgenden 4 Wahlen bis 1992. Der damalige Vorsitzende der Australian Labor Party und Oppositionsführer im Parlament, Bill Hayden, ernannte Hawke zum Minister seines Schattenkabinetts – zuständig für Industrie, Beschäftigung und Jugend (Industrial relations, Employment and Youth Affairs). [7]

Spitzenkandidat der ALP

Als Ende 1982 absehbar wurde, dass der damalige Premier Fraser eine frühe Wahl anstreben würde, befürchteten viele ALP-Parlamentarier, dass die Partei mit einem Spitzenkandidat Bill Hayden die Wahl verlieren würde. Auf der ALP-Bundeskonferenz am 16. Juli 1982 versuchten Hawke und seine Anhänger die Parteiführung an sich zu reißen. In einer Kampfabstimmung (leadership ballot) Hayden/Hawke unterlag Hawke jedoch knapp mit 37 : 42 Stimmen. [8] Am 1. Februar 1983 war es dann vor allem der spätere Wirtschaftsminister John Button, der Bill Hayden davon überzeugte, dass Bob Hawke als Spitzenkandidat die bessere Wahl wäre, um einen Wahlsieg für die ALP zu erreichen und zwei Tage später, bei einem Treffen des ALP-Schattenkabinetts in Brisbane, machte Hayden den Weg für Hawke frei. Am 8. Februar 1983 wurde Hawke offiziell als Spitzenkandidat der ALP präsentiert. Nur wenige Stunden später traf der amtierende Premierminister Malcolm Fraser den Generalgouverneur Ninian Stephen, um die Auflösung von Repräsentantenhaus und Senat zu veranlassen (double dissolution). Fraser hatte – vergeblich - gehofft dem Wechsel in der ALP-Führung zuvorzukommen, da ihm Hayden ein leichter zu besiegender Gegner schien. Am 16. Februar 1983 startete die ALP offiziell ihre Wahlkampagne mit dem Slogan: „Bob Hawke - Bringing Australia together“.

Premierminister 1983 - 1991

Wahlen vom 5. März 1983

In der Wahl vom 5. März 1983 (House of Representatives + Senate) konnte Bob Hawke für die ALP einen erdrutschartigen Sieg einfahren. Es war der größte Sieg der ALP seit der Wahl des Jahres 1943, als die Partei mit John Curtin als Spitzenkandidat einen Stimmzuwachs von fast 10 % verzeichnen und 49 Sitze (+ 17) erringen konnte. [9] Im März 1983 fiel das Wählervotum für die ALP noch deutlicher aus. Von den insgesamt 125 Sitzen des Repräsentantenhauses (House of Representatives) konnte die ALP 75 (+ 24) erringen. Die Liberal Party of Australia hatte hohe Verluste zu verzeichnen. Von ihren bei der Wahl im Jahre 1980 errungenen 54 Sitzen konnte sie nur noch 33 halten (- 21). Die National Party of Australia errang 17 Sitze (- 3). Die ALP verfügte somit im Repräsentantenhaus gegenüber der rechtsgerichteten liberal-nationalen Koalition über eine komfortable Mehrheit von 15 Sitzen. Auch im Senat besaß die ALP nun über eine - wenn auch knappe - Mehrheit von 2 Stimmen gegenüber der Opposition: Von den insgesamt 64 Sitzen konnte sie 30 für sich verbuchen (+ 3). Die Liberal Party bekam hier 23, die National Party 4, die Country Liberal Party 1, die Australian Democrats 5 Sitze. (1 Unabhängiger – Brian Harradine für Tasmanien). [10] [11]

Am 11. März 1983 stellte der neue (23.) Premierminister Bob Hawke sein Kabinett der Öffentlichkeit vor. [12]

Hawkes erste wichtige Entscheidung als Premierminister war die Herbeiführung eines Wirtschaftsgipfels in Canberra vom 11. bis 14. April 1983. Er brachte es fertig die politischen Parteien sowie die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter an einen Tisch zu bringen mit dem Ziel der nationalen Einigkeit in der Wirtschaftspolitik.

Weitere für Australien wichtige Schritte waren:

  • die Freigabe des australischen Dollars an den internationalen Geldmärkten
  • erste Schritte zur Deregulierung der nationalen Wirtschaft
  • die Zulassung ausländischer Banken in Australien
  • Einführung der staatlichen Gesundheitsfürsorge am 1. Februar 1984
  • Aufstellung eines nationalen Lehrplan-Standards für Schulen
  • Aufstellung nationaler Ausbildungs- und Qualitätsstandards
  • ein neues Sozialversicherungsgesetz, welches das Sozialversicherungsgesetz von 1947 ersetzte
  • Datenschutzgesetz

Obwohl seine Popularität auf Grund der vielen Veränderungen sank, stellte er sich am 8. Juli 1987 als Spitzenkandidat der ALP erneut zur Wahl, die er auch gewann. Ihm und seinem Schatzkanzler Paul Keating, dem nachfolgenden Premierminister, war der Aufschwung der ALP zu verdanken. Durch den Schwenk der Partei hin zu einer "Partei der Mitte" war es ihnen gelungen, viele Wähler aus dem liberal-nationalen Lager anzuziehen.

Bei seiner ersten Amtseinführung hatte Hawke die höchste Beliebtheitsquote, die je ein Premierminister seit Einführung der Meinungsumfragen hatte.

Privates

Am 3. März 1956 heiratete Bob Hawke in Perth Hazel Masterson (*20.Juli 1929 in Perth, Western Australia). Hazel und Bob Hawke bekamen vier Kinder: Susan (*1957), Stephen (*1959), Roslyn (*1960) und Robert (* 1963).[13] [14] [15] 1995 wurde die Ehe geschieden und Hawke heiratete in zweiter Ehe Blanche d'Alpuget, die Verfasserin seiner im Jahre 1982 erschienenen Biographie.

Einzelnachweise

  1. 1956 hatte der ACTU rund 1 700 000 Mitglieder
  2. Biographie bei: Australian Trade Union Archives / ATUA
  3. Albert Ernest Monk *16. September 1900 in Waltham Abbey, Essex, England; † 11. Februar 1975 in Fitzroy, Melbourne, Victoria, Australien
  4. Albert Ernest Monk war Präsident des ACTU von 1934 bis 1943, von 1943 bis 1949 Generalsekretär, dann von 1949 bis 1969 nochmals Präsident des ACTU
  5. Albert Ernest Monk (1900 – 1975) Biographie im Australian Dictionary of Biography
  6. Albert Ernest Monk (1900 - 1975), Biographie im Australian Trade Unions Archive
  7. Biographie in: Australia's Prime Ministers / National Archives of Australia, Kap. „Before“
  8. National Museum of Australia: Bob Hawke / Entry to federal politics
  9. Australian federal election, 1943 (engl. wiki
  10. Australian federal election, 1980 (engl. wiki)
  11. Australian federal election, 1983 (engl. wiki)
  12. The Bob Hawke Prime Ministerial Library : Premierminister Bob Hawke mit der neuen ALP-Regierung, Namen + Bild
  13. Biographie in: Australia’s Prime Minister / National Archives of Australia
  14. About Hazel Hawke. Biographie der John Curtin University of Technology / Prime Minister Library
  15. Hazel und Bob Hawke nach dem Wahlsieg im Jahre 1987

Weblinks

 Commons: Bob Hawke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bob Hawke — Saltar a navegación, búsqueda Imagen de Bob Hawke en 1983 Robert James Lee Hawke (Bob) AC (* 9 de diciembre de 1929) fue primer ministro de Australia desde 1983 hasta 1991 siendo el que más tiempo permaneció en el poder de los pertenecientes al… …   Wikipedia Español

  • Bob Hawke — Infobox Prime Minister honorific prefix = The Honourable name = Bob Hawke honorific suffix = AC LLD ( hc , USA) BLitt ( oxon ) LLB BA order = 23rd Prime Minister of Australia Elections: 1983, 1984, 1987, 1990 term start = Date|1983 03 11 term end …   Wikipedia

  • Bob Hawke — Pour les articles homonymes, voir Hawke. Bob Hawke Mandats …   Wikipédia en Français

  • Hawke — ist der Familienname folgender Personen: Bob Hawke (* 1929), australischer Politiker Edward Hawke, 1. Baron Hawke (1705 1781), britischer Admiral Ethan Hawke (* 1970), US amerikanischer Schauspieler Siehe auch: Hawke Bay, Bucht auf der Ostseite… …   Deutsch Wikipedia

  • Hawke — NOTOC Hawke is a surname, and may refer to:People* Albert Hawke, ex premier of Western Australia * Alex Hawke, Australian politician * Bob Hawke, ex prime minister of Australia * Brett Hawke, Australian Olympic swimmer * Davis Wolfgang Hawke, U.S …   Wikipedia

  • Hawke — I. /hɔk/ (say hawk) noun 1. Albert Redvers George, 1900–86, Australian state Labor politician; premier of WA 1953–59. 2. Bob (Robert James Lee Hawke), born 1929, Australian industrial advocate and federal Labor politician; president of the ACTU… …  

  • Hawke — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Patronyme Hawke est un nom de famille notamment porté par : Bob Hawke (né en 1929) est le 23e premier ministre australien. Colin Hawke (né en 1953)… …   Wikipédia en Français

  • Hawke, Robert — ▪ prime minister of Australia in full  Robert James Lee Hawke,  byname  Bob Hawke  born Dec. 9, 1929, Bordertown, S.Aus., Australia    Australian labour leader and prime minister of Australia from 1983 to 1991.       After graduating from the… …   Universalium

  • Bob Katter, Sr. — The Honourable Robert Cummin Katter (5 September 1918 – 18 March 1990) was an Australian politician and Minister for the Army. He was a National Party of Australia/Country Party member of the Australian House of Representatives for 24… …   Wikipedia

  • Bob Collins (Australian politician) — Robert Lindsay Bob Collins AO (8 February 1946 ndash; 21 September 2007) was an Australian Labor Party member of the Australian Senate from July 1987 to March 1998, representing the Northern Territory. Prior to entering the Senate, Collins was a… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”