Bobine (Bergbau)

Bobine (Bergbau)
Doppelbobine von oben

Als Bobine bezeichnet man im Bergbau und in der Fördertechnik einen Seilträger mit einem Flachseil als Förderseil, welches übereinander aufgewickelt wird.[1]

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Funktion

Funktionsprinzip

Bei Bobinenfördermaschinen besteht der Seilträger aus einer großen schlanken Trommel, welche die Form eines Spulenkörpers hat, auf die ein Flachseil aufgewickelt wird. Die seitliche Seilbegrenzung besteht aus zwei mit Speichen versehenen Scheiben. Die Speichen müssen zur Seilschonung mit speziellen Werkstoffen gefüttert werden. Die oberen Speichenenden sind so ausgeführt, dass das Seil einwandfrei laufen kann. Damit das Seil nicht zu stark nach rechts oder links rutschen kann, ist das Innenmaß zwischen den gefütterten Speichen des Seilträgers nur um das einfache Maß der Seilnenndicke breiter als das Flachseil. Zur sicheren Seilführung auf die Bobine werden die Einführungen möglichst schlank hergestellt.[2] Bei Bobinen erzielt man den Drehmomentausgleich durch das Aufwickeln der Flachseile. Der große Vorteil ist die völlige Drallfreiheit der Seile, weshalb diese Bauart speziell beim Abteufen von Schächten verwendet wird, weil der Abteufkübel nicht geführt werden muss. Es gibt Einzel- und Doppelbobinen-Fördermaschinen. Doppelbobinen werden bei doppeltrümiger Förderung verwendet.[3] Bei sogenannten Nebenschächten oder bei Notfahreinrichtungen werden auch Bobinen als Fördermaschine eingesetzt. Bobinen eignen sich auch für sonstige Anlagen mit frei schwebender Last. Die mittlere Geschwindigkeit von Bobinen ist gering, da vmax nur erreicht werden kann, wenn die Trommel ganz aufgewickelt ist.[4]

Sicherheitsaspekte

Damit die Förderseile sich nicht von der Befestigung am Seilträger lösen, müssen sie mit mindestens zwei Seilklemmen am Seilträger befestigt werden. Das Förderseil muss mindestens so lang bemessen sein, dass selbst bei tiefster Stellung des Fördermittels noch zwei Seilwindungen auf dem Seilträger verbleiben. Aus Sicherheitsgründen werden in der Regel für das sogenannte Abhauen zusätzliche Seillängen bei der Seillängendimensionierung berücksichtigt.[5]

Bei Zweitrommelmaschinen ist es möglich, diese mit einer sogenannten Versteckeinrichtung auszurüsten. Bei diesen Maschinen ist es zwingend erforderlich, dass zum Verstecken eine separate Bremse für die Lostrommel vorhanden ist[6]

Werden Bobinen zum Schachtabteufen verwendet, ist die kritische Teufe, das ist die Teufe, bei welcher das größte Lastmoment am Seilträger auftritt, zu beachten.[7]

Literatur

  • H. Hoffmann, C. Hoffmann: Lehrbuch der Bergwerksmaschinen (Kraft und Arbeitsmaschinen). 3. Auflage, Springer Verlag OHG, Berlin 1941

Einzelnachweise

  1. Technische Anforderungen an Schacht und Schrägförderanlagen (TAS) Blatt 11/6 Begriffsbestimmungen
  2. Technische Anforderungen an Schacht und Schrägförderanlagen (TAS)Ziffer 3.3.11. + 3.3.12. Seilträger
  3. Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7
  4. Paul Burgwinkel: Fachartikel Schachtfördertechnik. RWTH
  5. Technische Anforderungen an Schacht und Schrägförderanlagen (TAS)Ziffer 3.3.10. - 3.3.11. Seilträger
  6. Technische Anforderungen an Schacht und Schrägförderanlagen (TAS)Ziffer 3.3.9. Seilträger
  7. Technische Anforderungen an Schacht und Schrägförderanlagen (TAS) Blatt 11/6 Begriffsbestimmungen

Weblinks


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