Förderkübel

Förderkübel

Ein Förderkübel ist ein Fördergutträger, der im Bergbau und im Tunnelbau zur Förderung eingesetzt wird.[1]

Inhaltsverzeichnis

historische Bauformen

Je nach Schachtform und Größe werden drei Kübelformen unterschieden:

  • gewöhnliche Kübel
  • Kastenkübel
  • Wippkübel

Der gewöhnliche Kübel

Gemeiner Förderkübel

Den gewöhnlichen Kübel gibt es in zwei Bauarten, entweder mit kreisrundem oder mit ovalem Querschnitt. Der ovale Kübel wird nach oben größer, der kreisrunde Kübel ist im Umfang gleichförmig. Der ovale Förderkübel ist wesentlich zweckmäßiger, da er zum einen durch die Zusammenfassung der Dauben eine größere Festigkeit hat und zum anderen weil der Schwerpunkt des Kübels oberhalb der Kübelmitte liegt. Durch die Schwerpunktverlagerung in den oberen Kübelbereich lässt sich der Kübel besser entladen. Außerdem kann er durch die größere Öffnung leichter befüllt werden.

Aufbau und Verwendung

Der Kübel besteht aus Eichenholzdauben. Zur Stabilität wird der Kübel mit drei Bandeisen beschlagen. Der Boden und der Rand werden mit Bandhaltern mechanisch stabilisiert und geschützt. Am oberen Rand befinden sich zwei eiserne Ösen, in die ein eiserner Bügel eingehängt ist. In Freiberg wird dieser Bügel auch Quentzel genannt. An dem Bügel wird das Förderseil mittels Seilhaken befestigt. Damit der Seilhaken am Bügel nicht hin- und herrutschen kann, ist der Bügel in der Mitte mit einer Schlinge versehen. Es gibt auch Kübel, die am oberen Rand mehrere Ösen aus Eisen haben, an denen Ketten befestigt werden.

Das Fassungsvermögen richtet sich nach dem zu förderndem Material und beträgt zwischen 1 1/3 und 3 Kubikfuß je nach Kübelausführung. Es gibt ein- und zweimännische Kübel, deren Fassungsvermögen unterschiedlich ist. Das Leergewicht des Kübels liegt zwischen 14 und 24 Kilogramm bei einer Nutzlast von 50 bis 150 Kilogramm. Im sächsischen Erzgebirge hat der zweimännische Kübel ein Fassungsvermögen bis zu 2.500 Leipziger Kubikzoll. Er kann mit bis zu einem Zentner Erz gefüllt werden.

Der Kübel wird zur Förderung von Erz und auch zur Wasserhebung genutzt. Im Tunnelbau wurde der Kübel nur zum Schachtteufen genutzt. Zum Abnehmen des Kübels auf der Hängebank wird der Kübel manuell auf die Dielung der Hängebank geschwenkt, gleichzeitig wird das Seil nachgelassen. Im Füllort unter Tage wird der Kübel zum Abhängen mit einem Stangenhaken aus dem Schacht gezogen.[2]

Kastenkübel

Der Kastenkübel wird in Schächten eingesetzt, in denen die Verwendung von gewöhnlichen Kübeln nicht machbar ist. Sie werden auch in tonnlägigen Schächten verwendet, da dort das Gefäß direkt in den Schacht gezogen wird und das Umladen des Fördergutes in den Kübel nicht erforderlich ist. Die Kübel werden in den Schacht gezogen und in der Strecke auf einen Gestellwagen gesetzt und wegtransportiert.

Aufbau und Verwendung

Der Kastenkübel hat eine rechtwinklige, in der Regel quadratische, Form. Sein Fassungsvermögen beträgt zwischen 15 und 20 Kubikfuß. Die Fläche des Kübelbodens ist verstärkt und mit Eisen beschlagen, da dieser Gefäßteil durch das häufige Auf- und Absetzen stark beansprucht wird. Zur Befestigung am Seilhaken werden eiserne Stangen oder Ketten, so genannte Quenzelketten, verwendet. Da die Ketten besser am Seil befestigt werden können, hat sich die Befestigung mittels Ketten durchgesetzt. Damit die Kübelwände bei der Förderung nicht zusammengezogen werden sind die Ecken mit Eckbeschlägen aus Eisen verstärkt. Zur Entladung besitzt der Kastenkübel am hinteren Ende eine Klappe, die mit einer eisernen Stange verriegelt ist. Diese Stange ist mit einem Bolzen gesichert.

Werden die Kastenkübel in saigeren Schächten eingesetzt, werden sie mit Führungseinrichtungen versehen, die einen sicheren Transport durch den Schacht gewährleisten.[3]

Wippkübel

Der Wippkübel wird auch Schlesischer Kasten genannt. Er hat die Form einer umgestürzten Pyramide. Bei der Streckenförderung werden bis zu drei dieser Kübel auf einen Gestellwagen gestellt. Zur Schachtförderung wird jeder Kübel einzeln an das Förderseil angeschlagen und durch den Schacht gefördert. An den Seiten angebrachte Drehzapfen, die fest am Kübel angeschraubt sind, dienen dabei als Führungsschuhe. Im Schacht sind dazu zwei Führungslatten so zusammengenagelt, dass sie eine Führungsrinne für den Drehzapfen bilden.

Auf der Hängebank muss zunächst die Schachtöffnung mit einer Falltür verschlossen werden. Danach werden die Gefäße auf einen Gestellwagen gestellt. Anschließend werden die Wippkübel zur Entleerung zum Aussturzplatz gebracht.

Abteufkübel Zeche Friedrich der Große Schacht 6, Herne, beim Besuch Bundeskanzler Erhards 1965

moderne Förderkübel

Im modernen Bergbau werden Förderkübel hauptsächlich beim Abteufen von Schächten eingesetzt. Diese deshalb auch Abteufkübel genannten Fördergefäße bestehen aus Stahl, haben unterschiedliche Größen und können bis zu 8 Personen bei Seilfahrt aufnehmen. Die Form ähnelt einem Zylinder mit konischem unteren und oberen Rand. Der Anschlagbügel ist dauerhaft mit dem Kübel durch Bolzen verbunden und wird mit einem Schäkel an den Haken des Förderseiles angeschlagen. Förderkübel sind zugelassene Fördergutträger und werden deshalb auch als Teil von Befahrungseinrichtungen für aufgelassene oder gestundete Bergwerke oder beim Umbau von Schächten verwendet. Als Fördermaschine dient in solchen Fällen beispielsweise ein spezieller Autokran mit großer Seillänge, eine sogenannte mobile Seilwinde. Zur Führung des Kübels wird ein sogenannter Führungsschlitten, der an (in der Regel zwei) Führungsseilen gleitet, verwendet.[4]

Literatur

  • Franz Rziha: Lehrbuch der gesammten Tunnelbaukunst. Erster Band, Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1867

Einzelnachweise

  1. Mineralienatlas:Förderkübel
  2. Emil Stöhr, Emil Treptow: Grundzüge der Bergbaukunde einschließlich der Aufbereitung. Spielhagen & Schurich Verlagsbuchhandlung, Wien 1892
  3. Emil Stöhr: Katechismus der Bergbaukunde. Lehmann & Wentzel Buchhandlung für Technik und Kunst, Wien 1875
  4. Ein Abteufkübel – Überliefernswert oder nur ein Relikt aus dem Steinkohlenzeitalter?

Weblinks


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