Bockwindmühle

Bockwindmühle
Bockwindmühle, wiederaufgebaut im Museumsdorf Cloppenburg. Die Mühle aus Essern, Landkreis Nienburg/Weser wurde gemäß Inschrift wahrscheinlich im Jahre 1638 erbaut.

Die Bockwindmühle (auch Ständermühle, Kastenmühle oder Deutsche Windmühle) ist der älteste Windmühlentyp in Europa. Kernmerkmal dieses Mühlentyps ist es, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem einzelnen dicken Pfahl (dem „Hausbaum“) steht, der senkrecht in einem unterhalb der eigentlichen Mühle befindlichen hölzernen Stützgestell (dem namengebenden „Bock“) befestigt ist. Auf dem Bock kann die komplette Mühlenmaschinerie mittels der Hebelwirkung des Außenbalken in den Wind gedreht werden. Diese Methode ist jedoch bei wechselnden Windrichtungen nicht optimal und sehr beschwerlich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Bockwindmühle

Aufbau einer Bockwindmühle:1 Bockgerüst, 2 Treppe und Feise, 3 Sterz, 4 Kammrad, 5 Flügelkreuz, 6 Hausbaum, 7 Mehlbalken, 8 Steinboden, 9 Mehlboden, 10 Sattel

Früheste Erwähnungen von Bockwindmühlen gibt es in Belgien und Nordfrankreich zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Sie treten im deutschen Raum häufiger seit Beginn des 15. Jahrhunderts auf und wurden normalerweise zum Mahlen von Getreide verwendet. Bockwindmühlen wurden in Norddeutschland seit dem 16. Jahrhundert nach und nach von den Holländermühlen verdrängt.

Der Name rührt von einem Untergestell, dem „Bock“ her, in dem das eigentliche Mühlenhaus (oder der Mühlenkasten) gelagert ist. Dieses meist aus Eichenholz gefertigte rechteckige Mühlengehäuse ist mitsamt dem Mahlgang, dem Getriebe und den Müllereimaschinen um den senkrecht stehenden „Hausbaum“ (etwa 65 Zentimeter im Durchmesser) oder Ständer drehbar. Der Mühlenkasten wird mittels eines Auslegerbaums, des sogenannten Steerts, so gedreht, dass die Mühlenflügel „im Wind stehen“, das heißt, der Wind bläst von vorne auf die Flügel und setzt sie in Bewegung. Unterstützt wird dieses Nachdrehen des gesamten Mühlenkastens mit den angehängten Flügeln durch rund um die Mühle in die Erde gerammte Pfähle: Mittels eines Flaschenzugs zwischen Pfählen und Steert kann die Mühle besser in den Wind gedreht werden.

Englische Bockwindmühlen (englisch: post mills) hatten anstelle des handbedienten Steertes überwiegend eine großdimensionierte Windrose an der Rückseite angebracht. Sie war auf einer radgestützten Aufhängung (Stuhl) montiert, die am unteren Ende der Zugangstreppe saß. Der Bock englischer Bockmühlen war – ähnlicher der Titzer Mühle – oft mit einem meist runden Steinbau (Rundbau, engl. roundhouse) umgeben.[1]

Eine Treppe an der Rückseite des Gehäuses führte ins Mühleninnere. Die ganze Mühle konnte relativ leicht abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Nur der „Bock“, auf dem die Konstruktion saß, musste neu errichtet werden.

Sonderformen der Bockwindmühle

Blick in das mechanische Innenleben einer schwedischen Bockwindmühle auf der Insel Öland

Eine Weiterentwicklung der Bockwindmühle ist die Paltrockwindmühle, bei der das hölzerne Mühlenhaus und die Mühlentechnik nicht mehr auf einem Bock bzw. Hausbaum gelagert sind, sondern auf einem Rollenkranz gedreht werden. Dadurch erhält die Mühle zusätzlichen Lagerraum und kann auch in den Außenmaßen vergrößert werden.

Seit Beginn des 15. Jahrhunderts bekamen die Bockwindmühlen Konkurrenz von den in Holland daraus weiterentwickelten Kokerwindmühlen, ab dem 18. Jahrhundert von den bekannteren Holländerwindmühlen beziehungsweise im 19. Jahrhundert von den steinernen Turmwindmühlen, bei denen nicht mehr das gesamte Mühlenhaus drehbar gelagert werden musste. Dennoch gibt es in Deutschland noch heute etwas über 100 historische Bockwindmühlen. Die größte steht im Penkuner Ortsteil Storkow.

Bildergalerie

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Bockwindmühlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bockwindmühle Thorpeness in Suffolk

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