- Bolschewisten
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Bolschewiki (russisch Большевики; auch Bolschewisten, wörtlich übersetzt „Mehrheitler“) waren eine Fraktion der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR). Sie setzte im Gegensatz zur Fraktion der Menschewiki auf einen Sozialismus, der sich in einer Revolution als Diktatur des Proletariats verwirklichen sollte. Zu diesem Zweck wollte Lenin die sozialdemokratische Mitgliederpartei in eine straff organisierte Partei neuen Typus[1] als Trupp[2] von Berufsrevolutionären umwandeln.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Begriff entstand 1903 auf dem zweiten Parteitag der SDAPR in London, auf dem sich die Partei spaltete. Die Anhänger Wladimir Iljitsch Uljanows (Lenin), die einen baldigen Umsturz in Russland forderten, stellten auf diesem Parteitag die Mehrheit (russisch bolschinstwo), weswegen sie Bolschewiki genannt wurden. Die Minderheit (russisch menschinstwo), die auf Reformen setzten, nannte man Menschewiki.
Grundausrichtung
Die Bolschewiki waren wesentlich radikaler als die anderen Teile der Partei. Sie strebten den baldigen Sturz des Zaren und damit verbunden die Einführung des Kommunismus an. Die Menschewiki verfolgten zwar dasselbe Ziel, wollten aber erst ausreichende Reformen einleiten und insbesondere, im Gegensatz zu den Bolschewiki, keine Einparteiendiktatur unter Führung einer „revolutionären Elite“ einführen. Bis 1912 wurden die Unterschiede zwischen den beiden Fraktionen immer größer, weswegen bei der sechsten Gesamtrussischen Parteikonferenz in Prag die Menschewiki ausgeschlossen wurden. Sie bildeten daraufhin eine eigene Partei, während die SDAPR nun die Erweiterung (Bolschewiki) (SDAPR(B)) trug.
Erster Weltkrieg und Oktoberrevolution
Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs verurteilten die Bolschewiki die Teilnahme Russlands als imperialistische Aggression. Als die zaristische Armee im Laufe des Krieges immer mehr Rückschläge hinnehmen musste, gewann die Partei stark an Zulauf. Nach der Februarrevolution stellten die Bolschewiki schließlich im Petersburger Sowjet die stärkste Fraktion und nach einiger Zeit auch den Vorsitzenden (Leo Trotzki), sowie die Mehrheit im Revolutionären Militärkomitee, das die Oktoberrevolution organisierte. Durch die Auflösung der provisorischen Regierung durch Rotgardisten am 25. Oktober (Oktoberrevolution) und die bald darauf folgende Zerschlagung der konstituierenden Versammlung waren die Bolschewiki de facto die herrschende Macht im Land.
Nach der Oktoberrevolution
Während die Bolschewiki den Aufbau der Fabrikräte von März bis Oktober 1917 unterstützten, wandten sie sich nach ihrer Machtübernahme entschieden gegen diese und unterbanden den Versuch der Fabrikräte wenige Wochen nach der Oktoberrevolution eine eigene nationale Organisation zu gründen. Weiterhin versuchte man erfolgreich die Fabrikräte einer zentralen Kontrolle des Staates / der bolschewistischen Partei zu unterwerfen. Dafür wurden diese zuerst dem Willen der Gewerkschaften unterworfen, die die Bolschewiki später erfolgreich übernahmen. So wurde im November 1918 mit Lenins Dekret über die Arbeiterkontrolle die Möglichkeit geschaffen, die von Delegierten der Fabrikräte getroffenen Entscheidungen durch Gewerkschaften oder Kongresse zu annullieren.
Russischer Bürgerkrieg
Im russischen Bürgerkrieg(ca. 1918-1922) kämpfte die sozialistische Rote Armee gegen die "reaktionäre", vom Ausland unterstütze Weiße Armee, die aus Teilen des alten zaristischen Militärs und Freiwilligen bestand, sowie gegen ausländische Truppen (z.B. Deutsche oder auch Polen). Dabei paktierten die Bolschewiki unter anderem mit der Machnowschtschina, einer von Nestor Machno angeführten Volksbewegung in der Ukraine, die wesentlich zur Niederschlagung der Truppen von General Wrangel beitrug. Auf die Weigerung der Machnowschtschina hin, sich schließlich den Bolschewiki unterzuordnen, wurde die Bewegung im Sommer 1921 von der Roten Armee zerschlagen.
Mit der von Trotzki, gegen viel Widerstand mit der Hilfe ehemaliger zaristischer Offiziere nach dem Vorbild einer westlichen Armee, aufgebauten Roten Armee, ging des neue bolschewistische Regime erfolgreich gegen die Konterrevolutionäre vor. Bis 1922 schafften es die Bolschewiki, fast den gesamten Osten des riesigen russischen Reiches zu kontrollieren. Außerdem war mit dem Bürgerkrieg ein erheblicher Terror hinter und an den Fronten verbunden, wie auch der so genannte Kriegskommunismus, eine Wirtschaftspolitik, die alle Unternehmen unter staatliche Kontrolle stellte. Weitere repressive Maßnahmen führten zu extremen Versorgungsengpässen und damit auch zu Aufständen innerhalb der Bevölkerung. 1921 löste die Neue Ökonomische Politik den Kriegskommunismus ab.
Nach 1918 nannten sich die Bolschewiki Kommunistische Partei Russlands und ab 1925 Kommunistische Partei der Sowjetunion mit dem Anhang (Bolschewiki).
Sowjetunion
Im eigenen Land nahmen, besonders zu Stalins Zeiten, Repressalien gegen die sowjetische Bevölkerung zu. Die Geheimpolizei (Tscheka, OGPU) unterdrückte jede Opposition, und bei Säuberungsaktionen wurden viele Kritiker und potenzielle Feinde verhaftet und hingerichtet. Auf diese Art und Weise beherrschte die Kommunistische Partei lange Zeit das Land.
1952 wurde der Begriff Bolschewiki im offiziellen Sprachgebrauch der Sowjetunion abgeschafft.
Literatur
- François Furet: Das Ende der Illusion. Der Kommunismus im 20. Jahrhundert. ISBN 3-492-04038-1
- Leo Trotzki: Bolschewismus und Stalinismus
- Bertrand Russell: Die Praxis und Theorie des Bolschewismus
- Alexander Berkman: Der bolschewistische Mythos
- Maurice Brinton: Die Bolschewiki und die Arbeiterkontrolle: Der Staat und die Konterrevolution
Quellen
- ↑ Hannah Arendt zum Begriff der Partei neuen Typus
- ↑ Geschichte der kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki), Dietz Verlag Berlin 1954, Seite 54
Siehe auch
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