ASNOM

ASNOM

Der Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Mazedoniens (maz. Антифишистичко Собрание на Народното Ослободување на Македонија, kurz ASNOM) war während des Zweiten Weltkriegs die regionale Führung der kommunistischen jugoslawischen Partisanen in Mazedonien. Der ASNOM unterstand dem Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens. Мit der Schaffung des ASNOM durch die Partisanen Titos wurden die Mazedonier zu einer eigenständige Nation im Verband Jugoslawiens erklärt [1]. Dadurch sollte eine Bevölkerung, die zwischen den zwei Weltkriegen dem Königreich Jugoslawien ablehnend bis feindlich gegenübergestanden hatte, in ein neues kommunistisches Jugoslawien integriert werden[1]. Der ASNOM war Vorläufer der ersten Regierung der Teilrepublik Mazedonien, die Ende 1944 in Skopje ausgerufen wurde.

In Mazedonien kam es erst verhältnismäßig spät zu einem breiteren Widerstand gegen die Besatzungsmächte. Weder die serbischen Tschetniks noch die Kommunisten hatten im Süden Jugoslawiens eine Massenbasis. Die Kommunisten waren auch durch politische Streitigkeiten zwischen der bulgarischen und der jugoslawischen KP geschwächt. Beide Parteien beanspruchten im bulgarisch besetzten Mazedonien die Führungsrolle im antifaschistischen Kampf. Im Laufe des Jahres 1943 konnten sich die Tito-Partisanen schließlich durchsetzen und die mazedonischen Kommunisten ihrer Führung unterordnen. Nun wurden auch in Mazedonien größere Partisaneneinheiten gebildet, die den deutschen, bulgarischen und albanischen Besatzungstruppen seit Anfang 1944 merkbare Verluste zufügten.

Nach einigen Monaten Vorbereitungszeit konstituierte sich am 2. August 1944 im heute zu Serbien gehörenden Kloster St. Prohor Pčinjski nördlich von Kumanovo der Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Mazedoniens. Als Gründungstag wurde der für Mazedonien symbolträchtige Tag des Ilinden-Aufstands gewählt. Der Rat hatte 17 Mitglieder und war bis zur Gründung der Teilrepublik Mazedonien das militärische und politische Führungsorgan der Befreiungsbewegung auf dem Gebiet der späteren Republik. Zum Vorsitzenden wurde Metodija Andonov Cento gewählt. In der Gründungssitzung wurde durch ein Beschluss die „makedonische Volkssprache als Amtssprache“ proklamiert[2][3] und zu einer voll funktionierenden, serbisch geprägten[4] Standardsprache ausgebaut. Das Ziel war die Herausbildung einer eigenständigen, von der bulgarischen unterschiedenen nationalen Identität.

Hinsichtlich der militärischen und politischen Ziele gab es zwischen dem mazedonischen ASNOM und Titos zentraler Führung deutlich Differenzen. Eine starke Gruppierung der mazedonischen Partisanen um Andonov Cento wäre Ende 1944 / Anfang 1945 lieber in den griechischen Teil Makedoniens marschiert, um dieses Gebiet einschließlich Thessaloniki für Jugoslawien und die mazedonische Teilrepublik zu erobern. Die AVNOJ setzte sich aber durch und die mazedonischen Einheiten rückten im Herbst 1944 nach Norden vor, um am Kampf gegen die Reste der deutschen Truppen und die kroatischen Ustascha teilzunehmen.

Einzelnachweise

  1. a b Heinz Willemsen: Das politische System Makedoniens, in: Die politischen Systeme Osteuropas, Hg. Wolfgang Ismayr, Opladen 2006, S. 770
  2. Wolf Oschlies:Lehrbuch der makedonischen Sprache : in 50 Lektionen, Verlag Sagner, München, 2007, S. 9, ISBN 978-3-87690-983-7: [...]„den Beschluss des ASNOM (Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Mazedoniens), der am 2. August 1944 in dem südserbischen (oder nordmakedonischen) Kloster Sv. Prohor Pćinjski die Republik Mekedonien (innerhalb der jugoslawische Föderation) und in dieser die „makedonische Volkssprache als Amtssprache“ proklamierte.“[...]
  3. The Making of the Macedonian Alphabet
  4. Ljubčo Georgievski: Mit dem Gesicht zur Wahrheit. Ausgewählte Aufsätze, Essays und Vorträge (bulg. С лице към истината. Избрани статии, есета, речи), Sofia 2007, ISBN 9789549446463

Literatur

  • Dimitrov, Evgeni (Hrsg.): ASNOM. Pedeset godini Makedonska Država, 1944 - 1994. Skopje 1995.

Siehe auch


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