- Branchiura (Unterklasse)
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Fischläuse Systematik Überstamm: Urmünder (Protostomia) Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa) Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda) Unterstamm: Krebstiere (Crustacea) Klasse: Maxillopoda Unterklasse: Fischläuse Wissenschaftlicher Name Branchiura Thorell, 1864 Die Fischläuse oder Karpfenläuse (Branchiura) sind ein Taxon der Krebstiere (Crustacea). Sie leben als Ektoparasiten an wechselnden Wirten. Heute sind etwa 130 Arten bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Äußere Anatomie
Karpfenläuse sind bis zu zehn Millimeter groß, bleiben im Normalfall allerdings kleiner als zwei Millimeter. Sie sind stark dorsoventral abgeflacht und besitzen einen großen Carapax, der einen großen Teil des Körpers weitestgehend abdeckt. Die Körpergliederung in Kopf, Brustbereich (Thorax) und Hinterleib (Abdomen) ist sehr gut erkennbar. Das letzte Thoraxsegment und das zweilappige, flossenförmige Abdomen ragen an der Hinterseite unter dem Carapax hervor.
Am Kopf tragen die Tiere sehr deutlich erkennbare Komplexaugen, außerdem ist ein zentrales Naupliusauge vorhanden. Die Kopfextremitäten und Mundwerkzeuge sind an die ektoparasitische Lebensweise angepasst. So sind die beiden Antennenpaare hakenförmig ausgebildet und dienen zum Festhalten an der Haut des Wirtes. Die 1. Maxillen tragen an ihrer Basis zusätzlich Saugnäpfe und die 2. Maxillen sind unterseits mit Krallen und oberseits mit Raspelflächen ausgestattet. Die Mandibel ist zu einem Stachel umgebildet, der entweder in einem Saugrüssel (Proboscis) oder einfach zwischen der Ober- und der Unterlippe liegt (bei der Gattung Dolops) und ausfahrbar ist.
Die Thoraxbeine sind zweiästig und dienen als Schwimmäste. Der Hinterleib ist unsegmentiert und abgeflacht, die Furca ist bis auf zwei kurze Anhängsel reduziert.
Innere Anatomie
Der Mitteldarm besteht aus zwei Hauptventrikeln, die stark verästelt sind. In ihnen wird die aufgenommene Nahrung verdaut und gespeichert. Zur Exkretion besitzen sie Nephridien an den Maxillenbasen. Der Blutkreislauf wird durch das Herz im vierten Thoraxsegment angetrieben, zur Atmung dienen vier Bereiche mit einer verdünnten Cuticula an der Thoraxunterseite.
Karpfenläuse sind getrenntgeschlechtlich. Bei den weiblichen Tieren liegt das Ovar unpaar im Thorax und geht hinter dem vierten Thoraxsegment in einen Genitalraum über. Im Abdomen besitzt es Samenspeicherblasen (Receptacula seminis), die ebenfalls in den Genitalraum münden. Bei den Männchen münden die im Abdomen liegenden Hoden über eine unpaare Samenblase zwischen dem letzten Beinpaar aus. Zur Begattung besitzen die Männchen spezielle Anhänge am letzten Beinpaar.
Lebensweise
Karpfenläuse parasitieren auf verschiedenen Fischarten und anderen Wirbeltieren im Wasser (etwa Kaulquappen). Sie können sowohl im Süßwasser als auch im Meerwasser vorkommen und vermehren sich auch im Aquarium gut.
Die Wirte werden zunächst erst beim Herumschwimmen angestoßen und dann gezielt angeschwommen. Die Orientierung erfolgt entgegen der Strömung, die durch die Atmung im Bereich der Kiemen sowie hinter den Flossen des Fisches entsteht. Auf diese Weise finden die Karpfenläuse die Kiemen und die Flossenbasen, an denen sie sich mit ihren Mundwerkzeugen festkrallen. Um einen optimalen Ort zum Einstechen zu finden, können sie mit Hilfe ihrer Antennen an der Haut des Fisches entlangkriechen. Sie können die gesamte Körperoberfläche des Fisches befallen. Haben sie eine gute Stelle gefunden wird der Stachel eingesetzt. Die Karpfenläuse injizieren mit ihm einen gerinnungshemmenden Speichel, danach wird die Wunde mit den Mandibeln solange weiter geöffnet, bis der Rüssel an ein Gefäß gebracht werden kann.
Als Nahrung nehmen die Tiere sowohl Blut als auch Gewebeflüssigkeiten auf, die aufgesaugt und in den Mitteldarmästen verdaut werden. Durch den verästelten Darm können die Tiere sehr viel Nahrung aufnehmen, eine Blutmahlzeit kann entsprechend für bis zu drei Wochen ausreichen. Durch die Injektion von Speichel sowie durch den Saugvorgang kann dabei der Erreger der Bauchwassersucht Pseudomonas punctata übertragen werden. Der eigentliche Stich der Karpfenläuse ist dagegen für die Fische weitestgehend harmlos. Bei hohem Befall kommt es allerdings zu einer Schwächung der Wirte, die sich durch eine erhöhte Mortalität bemerkbar macht. Nach der Blutmahlzeit lassen die Parasiten ihren Wirt wieder los und gelangen so wieder ins freie Wasser.
Da Fischläuse infolge ihrer parasitären Lebensweise die Wirtstiere schädigen, kommt ihrer Bekämpfung in der Fischwirtschaft eine große Bedeutung zu. Sie erfolgt üblicherweise mit Trichlorphon.
Fortpflanzung und Entwicklung
Sie findet im Regelfall auf den Wirten statt, wobei das Männchen das Sperma erst in der Samenblase sammelt und danach in die Receptacula des Weibchen abgibt. Dabei handelt es sich um einzelne Spermienzellen, nur die Vertreter der Gattung Dolops besitzen Samenpakete (Spermatophoren).
Die Weibchen legen die befruchteten Eier an Steinen oder anderen harten Substraten ab, wobei die Eihülle durch das Wasser aufquillt und die Eier ankleben lässt. Die Weibchen bilden dabei Eiballen oder -schnüre. Dabei produziert etwa das Weibchen der Karpfenlaus Argulus foliaceus innerhalb der 15-tägigen Fortpflanzungszeit im Schnitt vier Gelege mit insgesamt deutlich mehr als 1000 Eiern.
Nach kurzer Zeit schlüpfen aus den Eiern Larven mit verkürztem Carapax (Copepoditstadien). Bereits die ersten Larvenformen sind Parasiten, die Saugnäpfe bilden sich allerdings erst im dritten Stadium. Insgesamt läuft die Entwicklung über neun Stadien.
Systematik
Heute sind etwa 130 Arten der Karpfenläuse bekannt, die in vier Gattungen eingeordnet werden, von denen Dolops als ursprünglichste betrachtet wird:
- Dolops
- Chonopeltis
- Dipteropeltis
- Argulus
In Mitteleuropa kommen nur drei Argulus-Arten vor, die bekannteste Art ist die Karpfenlaus (Argulus foliaceus), die an allen Süßwasserfischen und auch an Kaulquappen parasitiert. Sie ist holarktisch verbreitet und mit fast 10 Millimetern Körperlänge recht groß.
Literatur
- Schminke, Horst Kurt: Crustacea, Krebse, in: Westheide, Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1996
- Siewing, Rolf (Hrsg.): Lehrbuch der Zoologie. Band 2: Systematik, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1985
Weblinks
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