- Eierstock
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Der paarig angelegte Eierstock – in der medizinischen Fachsprache als Ovar (von lat. Ovarium) oder Oophoron (griech.) bezeichnet – ist ein primäres, weibliches Geschlechtsorgan. Als Gonade (Keimdrüse) entspricht sie dem Hoden männlicher Individuen und ist der Produktionsort der Eizellen und weiblicher Geschlechtshormone.
Inhaltsverzeichnis
Säugetiere
Aufbau
Das Ovar wird von einem einschichtigen isoprismatischen Epithel, dem Epithelium superficiale, überzogen. Es ist eine modifizierte Tunica serosa, die direkt in die darunter liegende weiße Bindegewebskapsel (Tunica albuginea) übergeht. Das Gewebe des Eierstocks besteht aus der äußeren Rinde und dem innen liegenden Mark. Bei Pferden sind die Verhältnisse umgekehrt, die Rinde ist zentral gelegen.
Die Eierstockrinde (Cortex ovarii, Zona parenchymatosa) enthält die in Follikeln liegenden Eizellen. Die Anzahl der Eizellen wird bei Säugetieren bereits vor der Geburt angelegt. Mädchen werden mit etwa ein bis zwei Millionen Eizellen geboren, deren Zahl sich bis zur Pubertät auf etwa 300.000 bis 500.000 reduziert, von denen dann im Laufe des Lebens 300 bis 500 per Follikelsprung in den Eileiter gelangen. Die meisten der in Ovarialfollikeln liegenden Eizellen gehen also ohne Follikelsprung zugrunde (Follikelatresie).
Das Eierstockmark, Medulla ovarii oder Zona vasculosa, besteht aus Bindegewebe und enthält die Blutgefäße und Lymphgefäße sowie Nervenfasern des Plexus ovaricus.
Die Eierstöcke der Frau liegen im kleinen Becken an der Teilungsstelle der Arteria iliaca communis. Sie lassen sich mit zwei Fingern (einer durch die Scheide, der zweite durch die Bauchwand) ertasten. Benachbart sind:
- Nervus obturatorius (bei Zysten oder Eierstockentzündungen treten dadurch häufig Schmerzen am Oberschenkel auf)
- Harnleiter
- Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) zum rechten Eierstock
Lage bei den vierfüßigen Säugetieren
Entsprechend der embryonalen Anlage liegen die Eierstöcke der meisten Quadrupeden (Vierfüßer) hinter der jeweiligen Niere. Bei den Paarhufern kommt es, dem Hodenabstieg vergleichbar, zu einem Eierstockabstieg (Descensus ovarii). Bei ihnen liegen die Eierstöcke weiter hinten (kaudal) und bauchwärts (ventral) vor dem Eingang in das Becken. Bei Großtieren lassen sich die Eierstöcke rektal (man geht mit dem Arm über den After vor) ertasten.
Befestigung des Eierstocks
Die Eierstöcke werden durch drei Bänder, die aus Serosa bestehen, befestigt:
- Mesovarium (Eierstockgekröse), Teil des Ligamentum latum uteri
- Ligamentum suspensorium ovarii (oberes/vorderes Keimdrüsenband)
- Ligamentum ovarii proprium (Eierstockeigenband, zieht zur Gebärmutter)
Versorgung des Eierstocks
Die Blutversorgung erfolgt über die Arteria ovarica. Sie geht direkt aus der Aorta ab. Das venöse Blut fließt über die Vena ovarica ab.
Die Nervenversorgung erfolgt über Fasern des vegetativen Nervensystems. Sie bilden an der Arteria ovarica ein Nervengeflecht, den Plexus ovaricus.
Erkrankungen und Funktionsstörungen
Eine Entzündung des Eierstocks wird als Oopheritis bezeichnet. Sie tritt zumeist in Kombination mit Entzündungen des Eileiters auf und wird dann als Adnexitis bezeichnet. Eine Verstopfung der abführenden Blutgefäße führt zu einer Ovarialvenenthrombose.
Der Eierstock kann Sitz verschiedener Tumoren sein. Das Ovarialkarzinom ist ein bösartiger, die Struma ovarii und der Brenner-Tumor ein gutartiger Tumor der Eierstöcke. Fibrome des Eierstocks können mit Bauchwassersucht einhergehen (Meigs-Syndrom). Das Zystom ist ein Drüsengeschwulst, bei der sich ein Sekrethohlraum bildet.
Eine Unterfunktion der Keimdrüsen wird als Hypogonadismus bezeichnet. Funktionsstörungen des Eierstocks sind Ovarialinsuffizienz, Ovarialzysten und das polyzystische Ovarialsyndrom. In der Menopause kommt der Ovarialzyklus zum Erliegen.
Das gleichzeitige Auftreten von Hodengewebe im Eierstock bezeichnet man als Ovotestis. Die fehlende Anlage während der Embryonalentwicklung nennt man Gonadendysgenesie oder Agonadismus. Die Dermoidzyste ist eine embryonale Fehlentwicklung, bei der ein mit Oberhautgewebe ausgekleideter Hohlraum entsteht.
Eierstock bei Vögeln
Bei Vögeln ist zumeist nur der linke Eierstock ausgebildet. Bei wenigen Arten sollen auch Anteile des rechten Eierstocks erhalten bleiben. Der rechtsseitige Eileiter (Oviductus) wird zwar auch beim Embryo angelegt, bildet sich aber ausnahmslos bis zum Schlüpfen wieder zurück. Die Eierstöcke liegen bei Vögeln vor den Nieren.
Im Gegensatz zum kompakten Organaufbau der Säugetiere erscheint der Eierstock der Vögel traubenförmig. Er besteht aus vielen Dotterkugeln, die dem späteren Eigelb entsprechen und mit kurzen Stielen aufgehängt sind. In der Legezeit wachsen ständig gelbe Dotterkugeln heran, so dass der Eierstock eine beträchtliche Größe erreichen kann. In der Legepause sind die Dotterkugeln sehr klein und gräulich.
Eierstöcke bei anderen Arten
Auch andere vielzellige Tierarten besitzen zumeist Eierstöcke oder eierstockartige Gonaden, dies gilt sowohl für Arten mit getrennten Geschlechtern, als auch für zwittrige Arten.
Eine Besonderheit sind Schleimaale: Bei ihnen sind Eierstöcke und Hoden nicht ausdifferenziert, beide Arten von Keimzellen (Eizellen und Spermien) werden folglich in einer einzigen Gonade produziert. Trotzdem ist Selbstbefruchtung ausgeschlossen, da die Produktion zeitversetzt stattfindet.
Zu den kompliziertesten Eierstöcken gehören die der Plattwürmer.[1] Die meisten Plattwürmer besitzen zwei Arten von Ovarien:
- Keimstöcke (auch Germarien, Ez. Germarium): Die eigentlichen Eierstöcke, in denen die befruchtungsfähigen Eizellen gebildet werden.
- Dotterstöcke: Hier werden die sogenannten Dotterzellen gebildet, welche später den Embryo mit Nahrung versorgen.
Keim- und Dotterstöcke können, je nach Art, in großer Anzahl über das gesamte Bindegewebe verstreut liegen. Eizellen und Dotterzellen werden zu Eiern zusammengefügt. Liegen Keim- und Dotterstöcke räumlich auseinander, so sind sie über entsprechende Verbindungen (Eileiter bzw. Dottergänge) mit einem Raum verbunden, dem Ootyp. Dort findet dann die Vereinigung statt, bevor die Eier in die Gebärmutter wandern.
Bei Pflanzen, Pilzen und Algen heißen die entsprechenden Organe Archegonien bzw. Oogonien, bei Samenpflanzen auch Nucellus.
Literatur und Quellen
- Uwe Gille: Weibliche Geschlechtsorgane. In: F.-V. Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004, S. 379–389. ISBN 3-8304-1007-7
- Einzelnachweise
- ↑ Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. Spektrum Akademischer Verlag. 6., bearbeitete und erweiterte Auflage. Heidelberg, Berlin 2004. ISBN 3-8274-1112-2.
Siehe auch
- Ovarialzyste
- Ovarektomie (Entfernung der Eierstöcke aus medizinischen Gründen)
- Biddersches Organ
- Eierstockkrebs
- Brenner-Tumor
Kategorien:- Weibliches Geschlechtsorgan
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