- Brand X
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Brand X ist eine englische Jazz-Rock-Gruppe, die 1975 gegründet wurde. Die Band spielte fast ausschließlich instrumentale Musik und nahm in der dreißigjährigen Bandgeschichte zahlreiche Umbesetzungen vor.
Inhaltsverzeichnis
Bandgeschichte
Vorgeschichte
Brand X wurde als lose Formation von Musikern, die sich anfänglich ohne Ambition auf einen Plattenvertrag und nur aus purer Spielfreude zusammengefunden hatten, gegründet. Die Hauptmitglieder und Komponisten sind John Goodsall, der aus dem Umfeld des "Alan Brown Sets" bekannt war und eine Platte mit Atomic Rooster aufgenommen hat, und Percy Jones, der oft sogar als dem legendären E-Bass-Virtuosen Jaco Pastorius ebenbürtig diskutiert wurde. Percy Jones lernte Phil Collins, den Schlagzeuger der Progressiv-Rock-Band Genesis bei den Aufnahmen zu Brian Enos Another Green World (1975) kennen. Anstelle des ursprünglich vorgesehenen Bill Bruford wurde Phil Collins verpflichtet. Collins schuf die unverkennbar dynamische Rhythmussektion von Brand X.
Die drei Musiker spielten im gleichen Jahr auf der LP 'Peter And The Wolf' von Robin Lumley und Jack Lancaster, einer Jazz-Rock-Adaption von Sergei Prokofievs Klassiker, bei der auch namhafte Musiker wie Gary Moore, Cozy Powell und Brian Eno mitspielten. Die Fusion-Umsetzung fiel jedoch etwas dürftig aus. Gelungener war das Projekt Marscape (1975) von Lumley und Lancaster, bei dem erstmals die Urbesetzung von Brand X als Begleitband spielte. Man kam überein, in dieser Besetzung ein paar Demos aufzunehmen, die irgendjemand, angeblich war es Danny Wilding, der Plattenfirma Charisma zuspielte. Man nahm Robin Lumley als Keyboarder in der Band auf.
1975–1982
Es folgten die Aufnahmen zur Debüt-LP Unorthodox Behaviour, die 1976 veröffentlicht wurde und mit 100.000 verkauften Exemplaren in Großbritannien ein Überraschungserfolg wurde. Die beteiligten Musiker Goodsall, Jones, Lumley und Collins waren darüber nicht minder überrascht. Die Musik war noch eher am Jazz als am Rock orientiert und brillierte durch perfektes Zusammenspiel.
Der Perkussionist Morris Pert wurde hinzugezogen, und kurz darauf wurde Morrocan Roll (1977) aufgenommen und veröffentlicht, die allgemein als beste LP der Band in den Siebzigern gilt. Die Kompositionen erhielten mehr Struktur als auf dem Vorgängeralbum, und erstmals wurde ein Titel (Sun In The Night) von Phil Collins gesungen.
Nach diversen kleinen Auftritten wurde eine kleine Tournee unternommen, bei der Phil Collins, der einen ohnehin hektischen Zeitplan mit Genesis hatte, durch Kenwood Dennard am Schlagzeug ersetzt wurde. Die Touraufnahmen wurden 1977 als Livestock veröffentlicht, bei der Collins auf drei und Dennard auf zwei Stücken Schlagzeug spielte. Von den fünf waren nur zwei Tracks zuvor auf LP veröffentlicht worden.
1978 folgte Masques, bei der Dennard wiederum von Chuck Burke (Bürgi) am Schlagzeug ersetzt wurde. Neu hinzu kam der Keyboarder Peter Robinson, der bereits bei Quatermass gespielt hatte. Robin Lumley beschränkte sich auf die Produktion der LP. Es folgte eine Tournee in Japan. Die Platte erhielt gute Kritiken, der kommerzielle Druck auf die Band nahm jedoch zu.
Es folgten 1979 Aufnahmesessions in Ringo Starrs Startling Studios, das zuvor das Haus von John Lennon war, der dort das Video zu Imagine aufgenommen hatte. Es wurden ergänzend zwei neue Musiker aufgenommen: John Giblin am Bass, um Percy Jones zu ersetzen, der nach New York umgezogen war und deswegen nicht ständig dabei sein konnte, und Mike Clarke an den Drums, da Phil Collins wegen Genesis ebenfalls wenig Zeit hatte. Die Aufnahmen dauerten zwei Wochen und wurden im Schichtbetrieb aufgenommen, was bedeutete, dass auf dem Endprodukt beinahe zwei Brand X-Besetzungen zu hören waren.
Der kommerzielle Druck entstand im Prinzip durch den Umstand, dass Phil Collins der bekannteste Musiker war und Brand X neben Genesis sozusagen als seine "Begleitband" angesehen wurde. Zwei für Brand-X-Verhältnisse poppige Lieder wurden von Phil Collins sogar gesungen, und überhaupt erwies sich die Platte, die zynisch Product getauft wurde, als sehr unhomogenes Werk, weswegen sie auch bei den meisten Kritikern, aber auch bei den Fans ziemlich durchfiel. Das von Collins gesungene Soho wurde sogar als Single veröffentlicht, ohne auf große Resonanz zu treffen. Dennoch wurde 1979 eine Tournee durch die USA durchgeführt.
So zeichnete sich eine Trennung der Band bereits ab. 1980 wurde die LP 'Do they Hurt?' veröffentlicht, die ebenfalls aus den Product-Sessions hervorging und bei den Kritiken kaum besser abschnitt als ihr Vorgänger. Da Percy Jones in New York wohnte und Phil Collins ohnehin immer weniger Zeit hatte, als er 1981 Face Value veröffentlichte und die Platte ein Riesenerfolg wurde, veröffentlichte CBS auf Initiative von Robin Lumley die LP Is There Anything About? (1982), die ebenfalls aus den Product-Sessions und noch älteren Aufnahmen entsprang. Das Werk fiel diesmal bei Kritikern und Fans gnadenlos durch. Das war für alle anderen Musiker ein Grund, das Projekt Brand X endgültig auf Eis zu legen, da die Grundmotivation, die Musik aus Freude zu spielen, durch den immer stärker werdenden Verkaufsdruck verlorengegangen war.
1992–1997
Mitte der Achtziger konzentrierten sich John Goodsall und Percy Jones auf Soloprojekte. Gitarrist Goodsall nahm mit seiner Band Fire Merchants zwei LPs auf (1989 und 1994), während Jones 1990 Cape Catastrophe veröffentlichte, eine "Einmannband" bestehend aus Bass und Drumcomputer.
1992 entschieden die beiden sich, das Projekt Brand X wieder ins Leben zu rufen. Goodsall und Jones zogen Frank Katz am Schlagzeug hinzu und veröffentlichten als Trio X-Communication (1992) auf dem kleinen Label Ozone Records. Das Ergebnis war durchaus interessant. Die CD war ungewöhnlich und sperrig wie nie zuvor, wenn auch etwas kalt wirkend, was wohl auf die geschrumpfte Besetzung zurückzuführen ist. Dennoch war die Veröffentlichung alles andere als ein Aufguss der früheren Werke.
1996 folgte Manifest Destiny. Der Xylophonist Marc Wagnon wurde aufgenommen, was der Band zugute kam. Der Sound war wieder voller, und Wagnon konnte auch verschiedenes an Kompositionen beisteuern. 1997 wurde eine Tournee in Europa unternommen, namentlich durch England, Italien, Deutschland und die Schweiz.
1998 verließ Percy Jones endgültig die Band. Jones hatte 1993 die Band Tunnels ins Leben gerufen, die im Grunde genommen eigentlich die gleiche Besetzung wie Brand X hat, also Percy Jones, Marc Wagnon und Frank Katz. Die Musik ist allerdings einiges freier und experimenteller als die von Brand X. Die Band hat bis jetzt drei Studio- und eine Live-CD veröffentlicht. Auf der 2003 veröffentlichten dritten Tunnels-CD Progressivity spielte auf einem Song sogar John Goodsall mit (Wall To Wall Sunshine), was ihn somit eigentlich sogar fast zu einem Brand X-Song macht.
1997–heute
Es folgten verschiedene Projekte, bei denen Goodsall und Jones zum Teil zusammen spielten, wie die 1997 veröffentlichte CD Schizoid Dimension, eine Tribut-CD an King Crimson, auf der Goodsall als Brand X West und Jones mit Frank Katz als Brand X East je einen Song veröffentlichten. Das West und East bezieht sich auf die verschiedenen Wohnorte der Musiker. John Goodsall lebt in Los Angeles und Percy Jones in New York. Gemeinsam spielten sie auch auf Nuove Musiche (2000) von Sarah Pillow, einer Sammlung von Liedern aus der Renaissance, die mit der Begleitung der Brand-X-Musiker natürlich eine ausgesprochen seltene Mischung aus Klassik, Jazz und Rock darstellte.
John Goodsall hat 2005 angekündigt, eine neue Brand-X CD mit Mick Stevens am Bass und Brock Avery am Schlagzeug aufzunehmen.
Besetzung
- John Goodsall: Gitarre (1975 bis heute)
- Percy Jones: E-Bass (1975–1979, 1992–1998)
- John Giblin: Bass (1979)
- Mick Stevens: Bass (ab 2003)
- Phil Collins: Schlagzeug, Perkussion, Gesang (1975–1982)
- Kenwood Dennard: Schlagzeug (1977)
- Chuck Bürgi: Schlagzeug (1978)
- Mike Clarke: Schlagzeug (1979)
- Frank Katz: Schlagzeug (1992–1998)
- Pierre Moerlen: Schlagzeug (1998)
- Brock Avery: Schlagzeug (ab 2003)
- Preston Heyman: Perkussion (1975)
- Morris Pert: Perkussion (1977–1979)
- Robin Lumley: Keyboard (1975–1979)
- Peter Robinson. Keyboard (1978–1979)
- Franz Pusch Keyboard (1996)
- Kris Sjobring: Keyboard
- Marc Wagnon: Xylophon (1992–1998)
- Raphael Ravenscroft: Saxophon (1979)
- Stephen Short: Syndrums (1979)
- Danny Wilding: Querflöte (1975, 1978, 1992, 1996)
Diskografie
Studioalben
- Unorthodox Behaviour (1976)
- Morrocan Roll (1977)
- Masques (1978)
- Product (1979)
- Do They Hurt? (1980)
- Is There Anything About (1982)
- X-Communication (1992)
- Manifest Destiny (1996)
- Missing Period (1997), Aufnahmen von 1975 bis 1976
Livealben
- Livestock (1977)
- Live at the Roxy LA (1979, Release 1995)
- Timeline (2000) (2-CD)
- Trilogy (2003) (3-CD)
Kompilationen
- X-Trax (1986)
- The Plot Thins - A History of Brand X (1992)
- Brand X featuring Phil Collins
- Brand X - A History 1976-1980 (1997)
- The X Files (1999)
Singles
- Soho (1979)
Seitenprojekte
- Nice N' Greasy von Atomic Rooster (1973) (Goodsall)
- Another Green World von Brian Eno (1975) (3 Tracks Collins, Jones)
- Peter And The Wolf von Lancaster & Lumley (1975) (Collins, Goodsall, Jones, Lumley)
- Marscape von Lancaster & Lumley (1975) (Collins, Goodsall, Jones, Lumley, Pert)
- Voyage Of The Acolyte von Steve Hackett (1975) (Collins, Jones)
- Before And After Science von Brian Eno (1977) (Collins, Jones)
- Music For Films von Brian Eno (1978) (Jones)
- Pleasure Signals von Danny Wilding & Pete Bonus (1978) (Goodsall, Collins, Giblin)
- Skinningrove Bay von Jack Lancaster (1981) (Collins, Lumley)
- Fire Merchants von Fire Merchants (1989) (Goodsall)
- Percy Jones with Tunnels von Tunnels (1993) (Jones, Katz, Wagnon)
- Landlords Of Atlantis von Fire Merchants (1994) (Goodsall)
- Supper's Ready (Genesis-Tribute) (1997) (1 Track Goodsall)
- Schizoid Dimension (King Crimson-Tribute) (1997) (2 Tracks Goodsall, Jones)
- A Tribute To The Music & Works of Brian Eno (1997) (1 Track Jones)
- Painted Rock von Tunnels (1999) (Jones, Katz, Wagnon)
- Nuove Musiche von Sarah Pillow (2000) (Goodsall, Jones, Katz)
- Progressivity von Tunnels (2003) (Jones, Katz, Wagnon, Goodsall)
- Remixes von Sarah Pillow (2004) (Goodsall, Jones, Katz)
- The Art Of Living Dangerously (Live) von Tunnels (2005) (Jones, Katz, Wagnon, Goodsall)
Weblinks
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