Brigittenauer Tempel

Brigittenauer Tempel
Der Brigittenauer Tempel an der Kluckygasse um 1900

Der Brigittenauer Tempel (auch bekannt als Vereinssynagoge Kluckygasse) war eine Vereinssynagoge im 20. Wiener Gemeindebezirk Brigittenau (Kluckygasse 11). Die Synagoge wurde in den Jahren 1899/1900 nach Plänen von Jakob Gartner errichtet und während der Novemberpogrome 1938 zerstört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Tempelverein Brigittenau wurde 1873 gegründet. Das Betlokal des Vereins befand sich ursprünglich im Haus Jägerstraße 41. Ab 1875 wechselte der Verein in das Haus Webergasse 20. Zwischen den Jahren 1899 und 1900 wurde die vereinseigene Synagoge nach Plänen des Architekten Jakob Gartner erbaut, der damit bereits den dritten Tempel in Wien verwirklichte. Die Eröffnung des Tempels fand am 20. September 1900 statt. Die Synagoge wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört. Um 7:00 Uhr des 10. November 1938 begann die Plünderung der Synagoge. Die silbernen Kultgegenstände wurden von der Gestapo geraubt, die Textilien der Synagoge vernichtet. Viereinhalb Stunden später war der Toraschrein verbrannt. Letzter Rabbiner im Brigittenauer Tempel war Benjamin Murmelstein. Die zerstörte Synagoge wurde später durch ein Wohnhaus ersetzt.

Am 10. November 2008 wurde am heutigen Gebäude eine Gedenktafel an die ehemals größte Synagoge in der Brigittenau enthüllt.

Gebäude

Querschnitt durch die Synagoge auf einem Plan Jakob Gartners

Das Gebäude im romanisierenden Stil wurde auf einem Grundstück mit drei Nachbarhäusern errichtet, sodass nur die Hauptfassade von außen sichtbar war. Geprägt war die Außenfassade von einem Spitzgiebel und einem großen Rosettenfenster, die von den dahinterliegenden, relativ hohen Zwiebeltürmen überragt wurden. Im Grundriss war die Synagoge durch drei Schiffe unterteilt. Auf Grund der Orientierung der Synagoge nach Osten wurde der Haupteingang durch die Vorlage des Vestibüls an die Seitenfront verlegt. Das Hauptschiff mit dem Betraum bot im Erdgeschoss 322 Männersitzplätze. Darüber angeordnet waren die auf vier gemauerten Pfeilern ruhenden Galerien mit 225 Frauensitzplätzen. Gedeckt war der zentrale Hallenbau von einem Zeltdach.

Literatur

  • Pierre Genée: Wiener Synagogen 1825–1938. Löcker, Wien 1987, ISBN 3-85409-113-3.
  • Herbert Peter: Die Entwicklung einer Systematik zur virtuellen Rekonstruktion von Synagogen. Diplomarbeit TU-Wien. Wien 2001
  • Bob Martens, Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Stadtspaziergänge. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-313-0.

Siehe auch

Weblinks

48.2316.368055555556

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Synagoge Kluckygasse — Der Brigittenauer Tempel an der Kluckygasse um 1900 Der Brigittenauer Tempel (auch bekannt als Vereinssynagoge Kluckygasse) war eine Vereinssynagoge im 20. Wiener Gemeindebezirk Brigittenau (Kluckygasse 11). Die Synagoge wurde in den Jahren… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste jüdischer Andachtstätten in Wien — Gedenkstein für den Simmeringer Tempel Die Liste jüdischer Andachtstätten in Wien beinhaltet alle jüdischen Bethäuser und Synagogen, die im Laufe der Geschichte Wiens bestanden haben oder bestehen. Bis auf den Stadttempel wurden während der… …   Deutsch Wikipedia

  • Jakob Gartner — (* 6. Oktober 1861 in Prerau (Mähren); † 15. April 1921 in Wien) war ein österreichischer Architekt. Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Auszeichnungen 3 Mitgliedschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Benjamin Murmelstein — (* 9. Juni 1905 in Lemberg; † 27. Oktober 1989 in Rom) war ein österreichischer Rabbiner, Gelehrter, Mitglied des Judenrats in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sowie letzter Judenältester im Ghetto Theresienstadt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • ALTER, ISRAEL — (1901–1979), ḥazzan and composer. Born in Lvov, Alter studied music in Vienna. A powerful tenor with a wide range, he began his career as ḥazzan at Vienna s Brigittenauer Tempel Verein when he was 20. In 1925 he moved to Hanover, where he… …   Encyclopedia of Judaism

  • Leopoldstadt — 0002II. Wiener Gemeindebezirk Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”