Aachener Königsthron

Aachener Königsthron
Der Aachener Königsthron

Der Aachener Königsthron befindet sich in der Pfalzkapelle im Aachener Dom und ist der in den 90er Jahren des 8. Jahrhunderts errichtete Thron Karls des Großen. Der Thron, der auch als Königsstuhl, Kaiserstuhl, Erzstuhl des Reiches oder Thronsessel bezeichnet wird, diente bis zum Jahr 1531 insgesamt 31 deutschen Herrschern als Krönungsstätte. Karl der Große selbst wurde nicht auf diesem Thron gekrönt.

Inhaltsverzeichnis

Gestaltung des Throns

Der Königsthron ist überaus schlicht und einfach gestaltet; Verzierungen fehlen gänzlich. Zu dem auf einem Unterbau errichteten Sitz führen sechs Stufen. Der Stuhl selbst besteht aus vier mit bronzenen Klammern zusammengehaltenen Marmorplatten, die nach den neueren Untersuchungen ebenso wie die Stufen aus der Grabeskirche in Jerusalem um 800 entnommen wurden. Auf einer der beiden seitlichen Platten finden sich feine, eingeritzte Linien, die wohl als Spielfeld für ein antikes Mühlespiel dienten.

Die hölzerne Innenkonstruktion, die sich heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn befindet, diente als Unterkonstruktion der heute verlorenen Sitzplatte aus Marmor. Darunter befand sich ein Fach, in dem das Krönungsreliquiar, die Stephansbursa aufbewahrt wurde, wie neue Forschungen zeigen. Eine Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass die Eichenholzplatte karolingisch um 800 datiert ist.

Der Thron ruht auf vier steinernen Pfeilern. Das ermöglichte es den Besuchern der Marienkirche in späterer Zeit, unter dem Thron hindurchzukriechen, was zugleich eine Demutshaltung gegenüber dem heilig gesprochen Herrscher ausdrückte. Die wie poliert wirkenden Innenflächen der vier Tragpfeiler zeugen davon, dass im Laufe der Jahrhunderte unzählige Besucher diesen Gang absolviert haben müssen.

Symbolik durch Materialwahl und Gestaltung sowie Platzierung und Ausrichtung in der Pfalzkapelle

Der Thron, dessen Bezüge ihn als herausragendes Dokument der karolingischen Renaissance qualifizieren, befindet sich in der Westempore des oberen Umgangs der Pfalzkapelle, auch karolingisches Oktogon genannt, die ihrerseits Teil des Aachener Domes ist.

Die Platzierung des Thrones steht in einem engen baulichen Kontext zur Pfalzkapelle, deren Proportionsverhältnisse in Zahlen ausgedrückt ein symbolisches Abbild des Himmlischen Jerusalem darstellen sollen. Dem nach dem biblischen Vorbild des Thrones Salomo gestalteten Herrschersitz wurde – auch durch die Anordnung auf einer Galerie, die den Herrscher in eine gesonderte Sphäre rückte – der höchste Platz zugewiesen und symbolisierte so den Anspruch auf die weltliche und geistliche Herrschaft über das Reich. Unterstrichen wird der universale Herrschaftsanspruch durch die Verwendung von Marmor aus dem Heiligen Land, der als Spolie aus der Jerusalemer Grabeskirche auf Jesus Christus und somit auf den Gedanken des Gottesgnadentums verweist.

Der Kaiserthron ist in den westlichen Teil der von West nach Ost ausgerichteten Kapelle gestellt. Der Blick des thronenden Herrschers fällt nach Osten in der Erwartung, dass aus dieser Himmelsrichtung der Jüngste Tag anbrechen wird und damit das Ende aller weltlichen Herrschaft bringt.

Der Thron selbst hat alle Umbauten, Restaurierungen und Zerstörungen in der Kapelle durch die Jahrhunderte hindurch überstanden.

Literatur

  • Francesco Gabrieli, André Guillou, Bryce Lyon, Jacques Henri Pirenne, Heiko Steuer: Mohammed und Karl der Große. 1993 Belser Verlag, ISBN 978-3-7630-2097-3.
  • Katharina Corsepius: Der Aachener "Karlsthron" zwischen Zeremoniell und Herrschermemoria . In: Marion Steinicke; Stefan Weinfurter (Hrsg.), Investitur- und Krönungsrituale. Herrschaftseinsetzungen im kulturellen Vergleich. Köln 2005, S. 359-375
  • Sven Schütte: Der Aachener Thron. In: M. Kramp (Hrsg.): Krönungen, Könige in Aachen - Geschichte und Mythos. Katalog 1999, S. 213 - 222. Verlag Philipp von Zabern, ISBN 3-8053-2617-3.

Weblinks

 Commons: Aachener Königsthron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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