Abacavir

Abacavir
Strukturformel
Strukturformel von Abacavir
Allgemeines
Freiname Abacavir
Andere Namen
  • (1S,4R)-4-[2-Amino-6-(cyclopropylamino)- 9H-purin-9-yl]-2-cyclopenten-1-methanol
  • (1S,4R)-4-[2-Amino- 6-(cyclopropylamino)-9H-purin-9- yl]cyclopent-2-en-1-methanol
Summenformel
  • C14H18N6O (Abacavir)
  • (C14H18N6O)2·H2SO4 (2 Abacavir·H2SO4)
CAS-Nummer
  • 136470-78-5 (Abacavir)
  • 188062-50-2 (2 Abacavir·H2SO4)
  • 168146-84-7 (Abacavirsuccinat)
PubChem 441300
ATC-Code

J05AF06

DrugBank DB01048
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Virustatikum, nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren

Wirkmechanismus

Kompetitive Hemmung der Reversen Transkriptase

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse
  • 286,33 g·mol−1 (Abacavir)
  • 670,74 g·mol−1 (2 Abacavir·H2SO4)
Schmelzpunkt

165 °C (Abacavir) [1]

Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
Keine Einstufung verfügbar
R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Abacavir (Hersteller GlaxoSmithKline) ist ein Arzneistoff zur Behandlung von mit HIV-1 infizierten Patienten im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie. Er gehört zur Gruppe der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI).

Eine Besonderheit ist, dass die Therapie mit Abacavir an einen vorherigen Gentest gebunden ist.[3] Bei diesem Test wird das Vorhandensein des Genmarkers HLA-B*5701 überprüft. Bei Patienten mit diesem Genmarker kommt es zu teilweise lebensbedrohlichen Überempfindlichkeitsreaktionen.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Abacavir wird zunächst in das Triphosphat umgewandelt. Zusätzlich wird der Basenanteil metabolisiert. Als biologisch aktives Stoffwechselprodukt entsteht Carbovir-triphosphat. Dieses hemmt die reverse Transkriptase. Es wirkt in vitro teilweise synergistisch mit Nukleosiden und HIV-Proteaseinhibitoren.

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit liegt > 70 %. Die Eliminationshalbwertzeit wird mit ca. 1,5 Stunden berechnet. Für das aktive Triphosphat wird die intrazelluläre Halbwertzeit mit 3 bis 4 Stunden angegeben. Die Einnahme erfolgt in zwei täglichen Einzeldosen zu 300 mg. Die Resorption ist von den Mahlzeiten unabhängig. Bei regelmäßiger Anwendung sind maximale Spiegel von 3,0 ± 0,9 mg/l angegeben, als AUC-Wert wurde 6,0 ± 1,7 mg/l x h berechnet. Die Konzentration im Liquor entspricht ca. 1/3 der Plasmakonzentrationen. Abacavir wird überwiegend (ca. 85 %) metabolisiert mit dem Urin ausgeschieden. Der Arzneistoff wird nicht durch das Cytochrom P450-System verstoffwechselt. Es besteht kein entsprechendes Interaktionspotential.

Nebenwirkungen

Wichtigste Nebenwirkung ist eine Überempfindlichkeitsreaktion (ca. 5 %). Symptome: Fieber, Exanthem, Abgeschlagenheit und gastrointestinale Symptome. Die Beschwerden treten in der Regel zwischen der ersten und vierten Behandlungswoche auf. Nach Absetzen des Medikamentes, sind die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Tagen rückläufig. Abacavir darf danach nicht noch einmal verabreicht werden. Eine schwere lebensbedrohliche Überempfindlichkeitsreaktion mit Blutdruckabfall trat gehäuft innerhalb von ein bis zwei Stunden auf. Selten wurden Laktatazidose und Hepatomegalie beobachtet.

Für das Auftreten der Überempfindlichkeitsreaktion besteht eine genetische Prädisposition: Bei Patienten mit dem Allel HLA-B*5701 tritt die Hypersensitivitätsreaktion in bis zu 80 % der Fälle auf. Deshalb ist vor der Beginn einer Therapie mit Abacavir ein genetischer Test auf das Vorhandensein des entsprechenden Gens angezeigt.[3]

Es scheint, dass bei Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko, vor allem bei einer neu begonnenen Abacavir-Therapie, besteht.

Abacavir wird über das Enzym Alkohol-Dehydrogenase abgebaut. Plasmakonzentrationen können erhöht sein, wenn gleichzeitig Alkohol konsumiert wird. Wechselwirkungen mit Zidovudin oder Lamivudin sind gering. Interaktionen mit dem Cytochrom P450-System sind unwahrscheinlich.

Resistenzen

Über die Mechanismen der Resistenzentwicklung sind Details bekannt. Veränderungen der Aminosäuren 65, 74, 115 und 184 der reversen Transkriptase sind mit einer Reduktion der Empfindlichkeit assoziiert. Auch ähnliche Nukleoside wie Zalcitabin und Didanosin sind gegen solche Stämme in der Regel weniger wirksam. Um der Resistenzbildung entgegenzuwirken ist die Kombination im Rahmen einer HAART zwingend erforderlich.

Stereoisomerie

Abacavir ist chiral und enthält in 1- und in 4-Position des Cyclopentenylrings zwei stereogene Zentren. Also existieren vier Stereoisomere: Die (1S,4S)-Form, die (1R,4R)-Form, die (1R,4S)-Form und die (1S,4R)-Form. Als Arzneistoff wird ausschließlich die (1S,4R)-Form von Abacavir eingesetzt.[4]

Pharmazeutische Informationen

Arzneilich verwendet wird das wasserlösliche Abacavirhemisulfat (2 Abacavir·H2SO4). Es ist oral anwendbar.

Handelsnamen

Monopräparate

Ziagen (D, A, CH)

Kombinationspräparate

Kivexa (D, A, CH), Trizivir (D, A, CH)

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. a b Fachinformation Ziagen 300 mg Filmtabletten. Stand Mai 2010.
  4. ROTE LISTE 2008, Verlag Rote Liste Service GmbH, Frankfurt am Main, Seite 31, ISBN 978-3-939192-20-6.

Weblinks

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