- Burgruinen im Erlauftal
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Burgruinen im Erlauftal, besonders im Dreieck Scheibbs - St. Anton an der Jeßnitz - Gaming, sind faktisch nicht mehr vorhanden, trotzdem oder gerade deshalb sind sie es wert, historisch aufgearbeitet zu werden. Ein Großteil des ehemaligen Bestands verfiel dem Gaminger Kartäuserbrauch, mittelalterliche Burgen, die verlassen oder noch bewohnt waren und sich in der Region befanden (von Herzog Albrecht II. erworben und seiner Lieblingsstiftung der Kartause Gaming geschenkt oder der Kartause direkt erworben wurden), sofort geschleift und mit dem Verbot des Wiederaufbaus belegt wurden. Hintergrund war die Sicherung der ungestörten Entwicklung der neu gegründeten Kartause Gaming. So ist zu erklären, warum sich im gesamten Erlauftal nicht eine einzige Burgruine befindet. Darunter befanden sich die Burgen Scheuernberg bei Neustift, Liebegg bei Neubruck (beide Gemeinde Scheibbs), Jeßnitz bei St. Anton an der Jeßnitz und Frankenstein bei Peutenburg.
Die Aufgabe der Vesten (Burgen) war es die Wege Scheibbs-Gaming (über den Lueggraben), Scheibbs-Pielachtal (über St. Anton an der Jeßnitz) bzw. Gaming-Pielachtal (über den Wolfsgrubsattel) zu sichern, da die Gegend damals oft von Ungarn heimgesucht und geplündert wurde. Die Vesten waren alle mit Ministerialen der Grafen von Peilstein besetzt. Der heutige Straßenverlauf von Scheibbs nach Gaming entlang der Erlauf war damals noch nicht möglich, da an der Talenge Peutenburg nur die Erlauf zwischen den Felsen durchkam. Der Weg wurde erst 1544 nach Erfindung des Schwarzpulvers für die Dreimärkterstraße freigesprengt, um den Handelsverkehr mit Eisenerz zu erleichtern. Um 1870 wurde noch ein Teil gesprengt, um die Durchfahrt der Erlauftalbahn zu ermöglichen.
Von der Kartause Gaming geschleifte Burgen Burg Standort Datum der Schleifung - Frankenstein
- Liebegg
- Scheuernberg
- Jeßnitz
- Peutenburg (Gaming)
- Neubruck (Scheibbs)
- Neustift (Scheibbs)
- St. Anton/Jeßnitz
- 1338
- 1349
- 1358
- 1360
Inhaltsverzeichnis
Frankenstein
Die Burg Frankenstein befand sich an der Erlauftalbundesstraße zwischen Gaming und Scheibbs, nahe der Bahnhaltestelle Peutenburg bzw. östlich eines Bauernhofs namens Zehethof. Zu Beginn des 18. Jhdts. waren von der Burg angeblich noch geringe Reste der äußeren Ringmauer und des Tores zu sehen. Heute sind keine Mauerreste mehr vorhanden, der Hausberg der Burg ist noch zu sehen.
Friedrich der Schöne gab die Burg Frankenstein im Jahre 1314 seinem Getreuen Chunrat de Roezzing für seine Kriegsdienste als Pfand. Später wurde sie an Ulrich von Topel verpfändet. Das Kloster Mauerbach und der Graf von Pfannberg bekamen im Jahre 1331 die Burg als Pfand. Der letzte Burggraf war Hartneid der Heffner. Im Jahre 1338 schenkte Herzog Albrecht II. sie seiner Stiftung, der Kartause Gaming. Die Burg Frankenstein wurde daraufhin geschleift und mit dem Bann des Wiederaufbaus belegt.
Die Burg Frankenstein hatte die wehrpolitische Aufgabe, den alten Weg aus dem Pielachtal über St. Anton an der Jeßnitz und den Wolfsgrubsattel nach Gaming zu schützen.
Scheuernberg
Im Westen des Ortes Neustift steht auf einer Hangterrasse das Schloss Ginselberg. In der Nähe davon ist der Lueggraben, in dem im Mittelalter die heute verschwundene Burg Scheuernberg stand. Sie befand sich auf dem felsigen Burgberg, der ein Plateau von etwa 35 mal 27 Metern hat.
Albero und Chunrat von Scheuernberg werden ab dem Jahre 1260 genannt. Um das Jahr 1302 kam die Burg durch Heirat mit einer Tochter Chunrats von Scheuernberg an Otto Schoerbech. Nach dessen Tod im Jahre 1312 gelangte die Burg an seine Söhne Niklas und Friedrich, die im Jahre 1322 die Burg an Herzog Albrecht II. verkauften. Dieser wiederum schenkte 1345 die Burg Scheuernberg an die Kartause Gaming. In diesem Jahr erlaubte er den Mönchen noch einen Burggrafen auf die Burg zu setzen. Sie wurde jedoch 1358 auf Befehl des Herzogs geschleift und mit dem Verbot des Wiederaufbaus belegt.
Vermutlich war die Burg Scheuernberg errichtet worden, um den Weg von Scheibbs nach Gaming zu sichern.
Liebegg
Die einst stolze Burg Liebegg stand auf dem Berghang über der Bahnhaltestelle Neubruck. Heute sind nur mehr geringe Reste der Burg im Wald erhalten geblieben.
1265 scheinen die beiden Brüder Otto und Heinrich von Liebegg auf, von denen Otto bis ins Jahr 1290 erwähnt wird. Danach kam die Burg an die Scheuernberger. Um 1302 besaß Chunrat von Scheuernberg also die Burgen Liebegg und Scheuernberg. Beide Burgen gelangen über Heirat an Otto Schoerbech, der 1312 verstarb. Die zweite Tochter Chunrats von Scheuernberg, Diemut, brachte die Burg Liebegg nun ihrem Ehemann Otto von Plankenstein zu, der sich auch nach Liebegg nannte. 1322 geriet Otto von Plankenstein-Liebegg in der Schlacht bei Mühldorf in Gefangenschaft und wurde erst nach der Bezahlung eines hohen Lösegelds 1325 freigelassen. Das Lösegeld bekam er dadurch, dass er einen Teil seines Besitzes dem Kloster Lilienfeld verkaufte. 1349 kaufte Herzog Albrecht II. die Burg Liebegg und schenkte sie der Kartause Gaming. Auf seinen Befehl wurde die Burg umgehend geschleift. 1355 verbot er jeden Wiederaufbau der Burg.
Jeßnitz
In der Nähe des Orts St. Anton an der Jeßnitz stand im Mittelalter die heute verschwundene Burg Jeßnitz. Beim Beginn der Mautstraße zum Naturpark Ötscher-Tormäuer zweigt auch ein Weg in ein Hochtal und zum Wolfsgrubsattel ab. Über den Wolfsgrubsattel führte in früheren Zeiten ein wichtiger Weg nach Gaming. Etwa auf halber Strecke zwischen St. Anton und dem Wolfsgrubsattel endet der Fahrweg. An einem Bauernhof, der etwas höher im Graben liegt, vorbei und auf der gegenüberliegenden Seite eines Baches, steht ein verfallener Hof, der ehemalige Meierhof der Burg Jeßnitz, der damals Hausbauer genannt wurde. Über diesem Hof liegt am felsigen Kamm der Burgstall der Burg. Auf dem von einem breiten Graben geschützten felsigen Pyramidenstumpf, dessen Deckfläche die Form eines Dreiecks hat, stand einst die Burg Jeßnitz.
Eine andere Theorie vermutet die Burg Jeßnitz auf einer Anhöhe über dem Jessnitzbach, heute Innerer Hofbauer genannt.
Im Jahre 1270 wird ein Otto de Yeheniz genannt, der auf der Burg Jeßnitz saß. Sein Sohn Philipp war im Jahre 1302 Conventuale in Lilienfeld. Ein Hugo von Jeßnitz wird im Jahre 1292 erwähnt. Die Familie der Jeßnitzer starb in der zweiten Hälfte des 14. Jhdts. aus. Hartneid der Jeßnitzer verkaufte im Jahre 1360 mit Zustimmung von Herzog Rudolf IV. die halbe Burg Jeßnitz an die Kartause Gaming. Die Kartause dürfte zu diesem Zeitpunkt schon die andere Burghälfte besessen haben. Nach Kartäuserbrauch wurde die Burg sofort nach Kauf geschleift.
Vermutlich kam der Burg Jeßnitz eine ähnlich Funktion wie der Burg Frankenstein zu, nämlich den Weg über den Wolfsgrubsattel zu schützen. Sie befand sich auf der östlichen Seite des Sattel, die Burg Frankenstein auf der westlichen Seite.
47.96666666666715.133333333333Koordinaten: 47° 58′ 0″ N, 15° 8′ 0″ O
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