Burgstall Roggenstein

Burgstall Roggenstein
Burgstall Roggenstein
Burgstall Roggenstein - Die gotische Kapelle St. Georg

Burgstall Roggenstein - Die gotische Kapelle St. Georg

Burgentyp: Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand: Burgstall, Gräben
Ort: Emmering
Geographische Lage 48° 10′ 44,9″ N, 11° 19′ 14,5″ O48.1791511.320683333333550Koordinaten: 48° 10′ 44,9″ N, 11° 19′ 14,5″ O
Höhe: 550 m ü. NN
Burgstall Roggenstein (Bayern)
Burgstall Roggenstein

Der Burgstall Roggenstein ist ein hochmittelalterlicher Burgstall in der Gemeinde Emmering im Landkreis Fürstenfeldbruck in Oberbayern.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die einstige Spornburg befindet sich etwa vier Kilometer östlich des ehemaligen Klosters Fürstenfeld entfernt, auf dem Sporn eines eiszeitlichen Moränenzuges. Der Burgstall liegt auf dem östlichen Sporn des bewaldeten Höhenzuges der „Emmeringer Leite“. Einige Kilometer westlich liegen die beiden Burgstellen Gegenpoint und Engelsberg am Steilhang.

Kapelle Roggenstein

Nach Süden boten die Steilhänge guten Schutz, im Norden lag der Maierhof unter dem Adelssitz (heute staatliches Versuchsgut).

Geschichte

In der Nähe der Kapelle wurden einige römische Körpergräber aufgefunden. Am Hang zwischen dem Burgstall und dem Gut fanden sich zudem einige römische Keramikscherben.

Der Ursprung der mittelalterlichen Burganlage ist unklar. In den zeitgenössischen Schriftquellen erscheint keine edelfreie oder Dienstmannenfamilie mit dem Beinamen "von Roggenstein". In Bayerisch-Schwaben ist jedoch eine "Gertrud von Roggenstein" als Stifterin des Klosters Wettenhausen bezeugt. Ebenso unsicher ist, ob die Anlage ursprünglich als welfische Ministerialenburg oder Grenzbefestigung der Wittelsbacher bzw. der Grafen von Dachau anzusehen ist.

1317 werden Engelmar der Chuchenmaister (Küchenmeister) und seine Frau Agnes von Gegenpoint als Besitzer der Veste genannt. Agnes hatte die Burg wohl als Heiratsgut mit in die Ehe gebracht. Der Gegenpoint liegt nur etwa drei Kilometer westlich auf der Amperleite.

1347 gehörte der „Ruckenstain“ den Eisenhofern. 1361 verkaufte Rudolf Preysinger von Wolnzach die Burg an Heinrich Küchenmeister von Lochhausen. Dessen Witwe Katharina veräußerte den Besitz mit dem zugehörigen Meierhof schließlich 1371 an das Kloster Fürstenfeld. Zu dieser Zeit war die Burg offenbar bereits verlassen und wird als „Burgstall“ bezeichnet. Das Kloster wollte durch den Ankauf wohl einen Wiederaufbau der Burg verhindern. Aus diesem Grunde hatte man auch die Nachbarburgstellen Gegenpoint und Engelsberg erworben.

Der Halsgraben der Hauptburg. Blick nach Süden

Um 1400 entstand die erhaltene Kapelle St. Georg auf dem kleinen Plateau zwischen der Burg und dem Gutshof. Ob hier ein direkter Zusammenhang mit der ehemaligen Burgkapelle besteht, ist unklar. Der Titelheilige St. Georg war der Patron zahlreicher Burgkapellen. Auch die günstige Lage zwischen Burg und Maierhof spricht für die Annahme, hier bereits den Standort der ursprünglichen Kapelle zu lokalisieren.

Der alte Maierhof unter der Burg blieb bis zur Säkularisation (1803) im Besitz des Klosters. Nach dem Übergang in den Staatsbesitz wurde das Gelände zusammen mit dem übrigen Klosterbesitz an den nordböhmischen Fabrikanten Ignaz Leitenberger verkauft. Der Kaufpreis betrug 130.000 Gulden. Nur 13 Jahre später erfolgte der Rückkauf. Leitenberger erhielt 240.000 Gulden für die Abtretung seiner Eigentumsrechte. Die Meierei wurde ein Militärfohlenhof, der dem Remontedepot unterstellt war. Nach dem Ersten Weltkrieg trat der Wittelsbacher Ausgleichsfond in die Besitzrechte ein. Seit 1943 ist das Gut wieder in Staatsbesitz und dem Institut für Acker- und Pflanzenbau der TU München in Weihenstephan angegliedert. Nach der Jahrtausendwende kam das Versuchsgut mehrmals in die Schlagzeilen, als einige Anschläge auf Felder mit genmanipulierten Aussaaten verübt wurden.

Anlage

Von der hochmittelalterlichen Abschnittsburg sind nur Geländespuren und zwei Gräben erhalten. Die gotische Kapelle ist in ihrer jetzigen Form erst nach der Auflassung der Burg entstanden.

Roggenstein

Die Hauptburg von Westen. Ansicht über den Halsgraben

Die zweiteilige Anlage (je etwa 30 x 40 m) wird im Westen durch einen etwa sechs Meter tiefen Halsgraben vom Hinterland angetrennt. Etwa 35 Meter östlich durchschneidet ein zweiter Graben (Tiefe ca. vier Meter) den Hügelsporn. Das Gelände fällt anschließend über eine Stufe zu einem dreieckigen Plateau ab, auf dem sich die gotische Kapelle erhebt.

Die Steilhänge sind durch die fortschreitende Bodenerosion teilweise abgerutscht, bzw. im Nordwesten zur Materialgewinnung (Gutsbetrieb) teilweise abgegraben. Weiter westlich ist der Materialgrube noch ein Plateau vorgelagert. Über den Burgstall verlaufen zahlreiche Trampelpfade, durch deren Benutzung der von Bodenerosion gefährdete Bestand weiter beeinträchtigt wird.

Die schlichten Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Gutes unterhalb der ehemaligen Burg stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege verzeichnet das Bodendenkmal als mittelalterlichen Burgstall unter der Denkmalnummer D 1-7833-0104.[1].

Kapelle St. Georg

Das gestufte Kapellenportal

Die Kapelle entstand um 1400 als rechteckiger Saalbau mit offenem Glockenstuhl über dem Ostgiebel. Der weiß verputzte Backsteinbau wird nur durch vier kleine Fensteröffnungen belichtet. Den Zutritt ermöglicht ein gestuftes Spitzbogenportal auf der Nordseite. Vor der Holztüre ist ein schmiedeeisernes Gitter angebracht. Der Innenraum ist nur gelegentlich öffentlich zugänglich.

Das Innere wird von einer schlichten Balkendecke überspannt, deren gotische Rautenornamentik möglicherweise erst im 19. Jahrhundert aufgemalt oder erneuert wurde. Aus der Bauzeit stammt jedoch der umfangreiche Freskenzyklus aus Darstellungen der Passion Christi, der zu den bedeutendsten Beispielen mittelalterlicher Wandmalerei in Oberbayern zählt.

Neben dem Eingang ist eine überlebensgroße Christophorusdarstellung zu sehen. Über einer gemalten Vorhangdraperie erkennt man u. a die Gefangennahme, Kreuzigung und Auferstehung des Erlösers. An der Stirnwand kämpft der hl. Georg mit dem Drachen. Die stark gefährdeten Malereien konnten 1992/93 durch eine aufwändige Sanierung gesichert werden.

Der alte Altartisch (Blockaltar) steht seit 1970 wieder vor der Ostwand. Der barocke Hochaltar an der Südwand ist auf der Rückseite auf 1686 datiert. Zwei gedrehte Säulen rahmen das Altarblatt mit dem hl. Georg. Seitlich stehen Figurengruppen der hl. Maria zwischen Joachim und Anna bzw. Jesus zwischen Maria und Josef (rechts).

Unter der einfachen Holzempore im Westen hängen zwölf ovale Passionsbilder aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Erdställe

Im Burghügel sollen sich einige Erdställe befinden, die wohl in keinem direkten Zusammenhang mit der hochmittelalterlichen Anlage stehen. Die Gänge wurden um 1840 erstmals dokumentiert und sind heute nicht mehr zugänglich. Die Eingänge sind verschüttet bzw. wurden verschlossen.

Den alten Beschreibungen nach ist der Hauptstollen bis zu zwei Meter hoch und läuft von Nord nach Süd etwa 100 Meter quer durch den Berg. Vom Hauptgang zweigen einige, teilweise durch Schlupflöcher erreichbare Seitenarme ab. Das Gangsytem wurde in den festen Sandboden des Moränenzuges gegraben. Die überlieferten Befunde entsprechen vergleichbaren, heute noch zugänglichen Objekten. Typisch ist der wohl aus statischen Gründen verwendete spitzbogige Querschnitt der Stollen, die in unterschiedlichen Bodentiefen liegen. Die Fotos hierzu sind im Geschichtsbuch "Geschichte im Schatten einer Großstadt. Eichenau 1907–2007."

Sagen

Gesamtansicht

Der Ort ist ein Sagenplatz der drei Frauen, die in deutschen Sagen häufig genannt werden. Es heißt, dass man an Allerseelen (2.11.) Gesang hört und drei jungfräuliche Schwestern herumgehen sieht. Zwei sind weiß und schreiten voran, die dritte ist schwarz und folgt ihnen mit einem schwarzen Hund.[2] In diesem Zusammenhang ist interessant, dass 1524 als Patronin der Kapelle die Hl. Margarethe genannt wird.[3] Sie ist eine der drei bayrischen Madl (Barbara, Margarethe und Katharina), die zum religiösen Vorstellungskomplex der drei heiligen Frauen gehören. Ein mittelalterliches Bildnis der drei ist in der Kapelle als Wandfresko fragmentarisch erhalten.

Eine weitere Erzählung handelt davon, wie der Teufel die Kapelle baute. Sie gilt aber nicht als Sage, sondern als das Phantasieprodukt einer einzelnen Person.[4]

Die unterirdischen Gänge sollen dem Volksglauben nach bis zum Kloster Fürstenfeld gereicht haben.[5]

Literatur

In der Reihenfolge des Erscheinungsjahrs.

  • Alfred Rehm: Die Georgskapelle von Roggenstein. In: Amperland - Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck – 5. Jahrgang. Dachau 1969.
  • Volker Liedke, Peter Weinzierl: Landkreis Fürstenfeldbruck (Denkmäler in Bayern, Band I.12). München 1996, ISBN 3-87490-574-8.
  • Hans H. Schmidt (Hrsg.): "Versunkene Burgen" im Fünf-Seen-Land zwischen Ammersee und Isar – Historisch-archäologische Rekonstruktionen Arbeitskreis für Ortsgeschichtsforschung der Würmregion, Gauting 2002.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bayern IV: München und Oberbayern. 3. Auflage. München – Berlin 2006, ISBN 3-422-03115-4.
  • Hejo Busley, Angelika Schuster-Fox, Michael Gumtau (Hrsg.): Geschichte im Schatten einer Großstadt. Eichenau 1907–2007. Herbert Utz Verlag, München 2007.
  • Ursula Mosebach: Burgstall Roggenstein, Kapelle und unterirdische Gänge. In: Toni Drexler, Walter Irlinger, Rolf Marquardt (Hrsg.): Landkreis Fürstenfeldbruck - Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos. Stuttgart 2007. ISBN 978-3-8062-2079-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung
  2. Friedrich Panzer: Bayerische Sagen. Beitrag zur deutschen Mythologie. 2 Bde. München; 1848 und 1855; Bd. 1, S. 46 = Sage Nr. 57
  3. Martin Deutinger: Die älteren Matrikel des Bistums Freising. München; 1850; Bd. 3, S. 319
  4. Günther Kapfhammer: Die Sagen (des Landkreises Fürstenfeldbruck) - Bestandsaufnahme und Bewertung. In: Der Landkreis Fürstenfeldbruck. St. Ottilien 1992. ISBN 3980318907
  5. Jakob Groß: Chronik von Fürstenfeldbruck (bis 1878). Neu herausgegeben von Otto Bauer, im Eigenverlag 1984, S. 45

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