Drei heilige Frauen

Drei heilige Frauen
Darstellung aus dem 14. Jahrhundert von Fides Spes und Caritas in der Pauluskapelle unterhalb von Burg Bischofstein an der Mosel

Mit der Bezeichnung Drei heilige Frauen oder Drei Jungfrauen kann ein Vorstellungskomplex beschrieben werden, der sich auf bildliche Darstellungen und Verehrungszeugnisse von drei weiblichen Personen in Mittelalter und früher Neuzeit sowie seine Deutungen in modernen esoterischen Strömungen bezieht.

Die Darstellung von Heiligen-Dreiergruppen in der katholischen Kirche ist ein Phänomen Westeuropas. In der orthodoxen Kirche finden sich dagegen bevorzugt Darstellungen von Vierergruppen, vor allem der heiligen Sophia mit ihren Töchtern Pistis, Elpis und Agape oder Fides, Spes und Caritas. Die bevorzugte Darstellung von Dreiergruppen führte dazu, dass ursprünglich einzelne Heiligenbildnisse oft erst im Laufe der Zeit zu Dreiergruppen zusammengeführt oder auch beispielsweise fünf Heiligendarstellungen auf drei reduziert wurden. In einigen Patrozinien von drei Jungfrauen sind nicht einmal die Namen der Dargestellten bekannt. Manche Gruppen entstanden durch den Brauch, drei Wallfahrtsorte bei einer Wallfahrt zu besuchen, deren Patroninnen im Laufe der Zeit dann gemeinsam verehrt wurden.

Das Muster der Dreiheit ist auch bei männlichen Heiligen verbreitet, deren Verehrung jedoch meistens im regionalen Rahmen blieb und die daher weniger bekannt sind.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Als Ursprung einiger Heiligendreiheiten werden oft vorchristliche Göttinnen vermutet. Zumindest die Bevorzugung der Dreiergruppen scheint auf vorchristliche Bräuche und Vorstellungen wie etwa die keltischen Matronen zurückzugehen. Eine direkte Kontinuität von Figuren oder Namen konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden.

Einzelne Heiligengruppen

Die Anzahl der Gruppen von drei Jungfrauen ist groß und ihre Zusammensetzung uneinheitlich. Die wichtigsten sind:

Fides, Spes und Caritas

Sie sind Personifikationen der Christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe und entstammen der ostkirchlichen Tradition, in der sie als Töchter der heiligen Sophia, der Personifikation der Weisheit, zusammen verehrt werden. Die Gruppe wurde vor dem 6. Jahrhundert im Westen bekannt und fand hauptsächlich in Frankreich mit Cahors als Zentrum und in Luxemburg Verbreitung. Im deutschsprachigen Raum konzentriert sich ihr Kult auf das Rheinland nördlich der Mosel.

Einbeth, Wilbeth und Worbeth

Der Ursprung der drei Namen ist unklar, es handelt sich vermutlich um germanische Personennamen. Die Legende zählt sie zu den Gefährtinnen der Ursula von Köln. Sie sollen bei der Rückreise aus Rom bereits in Straßburg gestorben sein, während der Rest der Ursulaschar dann in Köln von den Hunnen ermordet worden sei. Der Kult der Einbeth ist seit der Mitte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen, erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts scheinen ihr Wilbeth und Worbeth beigestellt worden zu sein, an manchen Orten wurde sie noch bis ins 16. Jahrhundert allein verehrt. Da Einbeth in Straßburg zuerst auftrat, wird angenommen, dass ihr Vorbild eine historische Person dieses Namens bzw. deren Grabplatte in der dortigen Kirche St.Peter gewesen ist. Weitere frühe Belege finden sich im 14. Jahrhundert in Worms, Meransen und Schildthurn. Im Spätmittelalter breitete sich ihr Kult vor allem in Oberbayern und Südtirol aus.

Wegen ihres unklaren Ursprungs hat besonders diese Gruppe Spekulationen um eine heidnische Herkunft auf sich gezogen. In seiner Abhandlung Die drei Ewigen – Eine Untersuchung über germanischen Bauernglauben entwickelte Hans Christoph Schöll 1936 eine umfassende Theorie über die „drei Beten“, die die drei Namen direkt auf germanische bzw. bereits indogermanische Urgöttinnen zurückführt. Da die ganze Theorie auf teils nachweislich falschen lautlichen Ähnlichkeiten ohne sprachwissenschaftliche Methodik basiert, wurde sie sogar von befreundeten Wissenschaftlern umgehend zurückgewiesen, hat aber dennoch in esoterischen Kreisen bis heute weite Verbreitung gefunden.

Die drei Marien

Die Verehrung der zunächst zwei, später drei Marien entstand im 13./14. Jahrhundert in der Provence und breitete sich mit der Erhebung ihrer Reliquien in Saintes-Maries-de-la-Mer im 15. Jahrhundert in ganz Frankreich aus. Es handelt sich um Maria Magdalena, Maria Salome und Maria Jacobi, manchmal auch mit Maria, der Mutter des Herrn, und Maria, der Schwester des Lazarus. Von Frankreich aus verbreitete sich ihr Kult auch in das Rheinland und nach Südwestdeutschland.

Drei Jungfrauen

Auf starke volkstümliche Wurzeln weisen Patrozinien von drei Jungfrauen hin, die verschiedene, oft aber auch gar keine Namen tragen. Die Legenden um die drei Jungfrauen, die auf der Flucht auf wunderbare Weise über ein Felsental gesetzt oder von einem Felsen aufgenommen werden, entstammen ähnlichen Sagen, die mit entsprechenden Orten verknüpft worden sind. Durch meist nicht mehr nachvollziehbare Umstände sind diese Sagen in den kirchlichen Kult übergegangen.

Drei heilige Madel

Die drei heiligen Madel Barbara, Margaretha, Katharina gehören zur Gruppe der Vierzehn Nothelfer. Sie kommen zwar in regionaler Heiligenverehrung vor, aber selten in dieser Zusammenstellung. Ihre jeweiligen Attribute nennt der volkstümliche Merkspruch: „Margaretha mit dem Wurm (Drachen), Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl.“

Drei Schwestern: Bertilia, Eutropia, Genovefa

Der Kult um die drei frühmittelalterlichen, allerdings jeweils um 100 Jahre getrennten Heiligen bildete sich im 17. Jahrhundert in Limburg und Brabant mit dem Kultzentrum Zepperen und blieb im Wesentlichen auf diese Region beschränkt. Ein Drittel der Kapellen der drei Schwestern wurde erst im 19. Jahrhundert errichtet.

Drei Schenkerinnen

Der gemeinsame Besitz mehrerer Gemeinden an einem Wald wurde in der volkstümlichen Sage oft auf Schenkungen von drei reichen Schwestern, in Bayern meistens „Heilrätinnen“ genannt, zurückgeführt. Im Volksglauben wurden diese Wohltäterinnen der Gemeinde seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts manchmal als Heilige angesehen und in den kirchlichen Kult integriert. Allerdings gibt es in mehreren Fällen Belege zur Übereignung des betreffenden Waldes an die Gemeinden, die zeigen, dass die Sage mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmt.

Literatur

  • Matthias Zender: Die Verehrung von drei heiligen Frauen im christlichen Mitteleuropa und ihre Vorbereitungen in alten Vorstellungen. In: Matronen und verwandte Gottheiten. Rheinland-Verlag, Köln 1987 (Beihefte der Bonner Jahrbücher 44)
  • Anton Bauer: Zur Verehrung der heiligen drei Jungfrauen Ainbeth, Gwerbeth und Fürbeth im Bistum Freising. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1961, S.33–44
  • Hans Christoph Schöll: Die drei Ewigen. Eine Untersuchung über germanischen Bauernglauben. Jena 1936

Weblinks


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