Burgtorfriedhof

Burgtorfriedhof
Plan des Burgtorfriedhofs um 1900

Der heutige Burgtorfriedhof, ursprünglich Gottesacker, ist Nachfolger von anderen Friedhöfen in der Lübecker Vorstadt St. Gertrud. Er wurde 1834 offiziell eröffnet und umfasst heute eine Fläche von ca. 7,6 ha sowie ca. 8000 Grabstätten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kennzeichnung der Quartiere

Als 1350 Lübeck von der Pest heimgesucht wurde, musste ein Friedhof für die zahlreichen Opfer außerhalb der Stadtmauern angelegt werden. Dieser Pestfriedhof wurde 1373 erstmals erwähnt. Später kam eine kleine Kapelle hinzu, die nach der Schutzpatronin der Reisenden benannt wurde (St. Gertrud; namensgebend für den späteren Stadtteil). Die genaue Lokalisierung dieses Friedhofes erschließt sich z.Zt. nicht.

Diese Begräbnisstätte ist offensichtlich nach dem Abriss der Kapelle (1622) an die Nordwestecke des Burgfeldes verlegt worden. Hier, wo heute die Jugendherberge steht, erinnert die Straßenbezeichnung Am Gertrudenkirchhof noch an diese Zeit. Belegt ist weiterhin, dass an dieser neuen Stelle nach 1867 keine weiteren Grabstätten angelegt wurden. Diese Friedhofsanlage trug auch den Namen Armesünderkirchhof, da auch Hingerichtete von der auf der anderen Straßenseite (Israelsdorfer Allee[1]/Ecke Adolfstraße) befindlichen Richtstätte hier ihre letzte Ruhe fanden.

Ab 1834 wird auf Beschluss des Senates und unter dem Eindruck einer Cholera-Epidemie der neue Friedhof beim Sandberg als Allgemeiner Gottesacker vor dem Burgthore planmäßig angelegt. Er befindet sich zunächst in kirchlicher Trägerschaft und wird unterteilt in die Bezirke (=Quartiere) der Lübecker Hauptkirchen St. Jacobi, St. Petri, St. Marien, Dom und St. Aegidien. 1869 wird die Friedhofskapelle, 1892 die Leichenhalle errichtet. Im Jahre 1907 übernimmt die Stadt Lübeck die Trägerschaft der Gesamtanlage.

Mausoleen müssen vom Senat genehmigt werden. So stand z. B. bei Emil Possehl in den ersten zwei Jahren ein Kreuz anstelle des Mausoleums.

Bemerkenswerte Ruhestätten

Prominente Personen aus Kultur, Wirtschaft und Politik fanden dort ihre letzte Ruhestätte. Allein 18 Mitglieder der Familie Mann wurden hier beerdigt.

Historische Grabstätten:

Zu den in Lübeck geborenen Persönlichkeiten, die ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof fanden, gehören der Unternehmer und Mäzen Emil Possehl sowie der Schauspieler Günther Lüders (1905-1975).

Marianne Bachmeier, die in einem Lübecker Gerichtssaal 1981 den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna in Selbstjustiz erschoss, ist gemeinsam mit ihrem Kind ebenfalls auf dem Burgtorfriedhof beigesetzt.

Fast auf Sichtweite zum Grab seiner Mutter liegt deren in Deutschland weitgehend unbekannter Sohn Karl Boy-Ed (1872-1930). Er spionierte in den USA und wird dort als deutscher James Bond bezeichnet. Seine Figur trat u. a. in dortigen Filmen, wenn auch nicht als Protagonist, auf. Er verstarb an seinem 58. Geburtstag bei einem Reitunfall.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Burgtorfriedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. Wurde im Dritten Reich in Travemünder Allee umbenannt und behielt als einzige der in jener Zeit umbenannten Straßen ihren Namen nach dem Zweiten Weltekrieg.
  2. Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (Hrsg.): Gartenrouten zwischen den Meeren. Route 5: Lübeck. 2. überarbeitete Auflage, Kiel, Mai 2010
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