Abbinden (Medizin)

Abbinden (Medizin)

Beim Abbinden wird in der Notfallmedizin die Blutversorgung in einem Arm oder Bein durch einen zirkulären Verband mit starkem Druck auf die Arterien der Extremität unterbunden.

Der Sinn des Abbindens (mittels Blutdruckmanschette oder Tourniquet) besteht darin, lebensbedrohliche Blutungen und den damit einhergehenden hämorrhagischen Schock zu verhindern. Es geht mit Risiken durch Nervenschäden bis zum möglichem Verlust der Gliedmaße und Verstärken der Blutung bei ungenügendem Druck einher. Es kommt daher nur zum Einsatz, wenn mit einem Druckverband oder durch manuelle Kompression keine ausreichende Blutstillung zu erreichen ist. Der sofortige Einsatz ist indiziert bei lebensgefährlichen Blutungen bzw. multipler Verletzung der Extremität, Nichterreichbarkeit der Blutungsquelle oder einem Massenanfall von Verletzten.[1]

Militärisches Tourniquet

Der Druck soll gleichmäßig um die Extremität herum auf die Haut und das darunter liegende Gewebe ausgeübt werden. Eine einmal abgebundene Extremität ist aufgrund der Gefahr von Thrombenbildungen nur noch vom Arzt zu öffnen. Der Zeitpunkt der Abbindung ist festzuhalten und kann oberhalb der Abbindung auf die Extremität geschrieben werden.

Im vom US-amerikanischen Militär entwickelten Tactical Combat Casualty Care (TCCC) wird das Abbinden zur schnellen Blutstillung empfohlen, insbesondere in der sogenannten Care Under Fire-Phase, in der Patient und Helfer unter feindlichem Beschuss stehen. Auch außerhalb der Schusslinie, aber vor Erreichen von medizinischen Ressourcen (Tactical Field Care) kann die Blutung durch Abbinden gestoppt werden. Unstillbare Blutungen an Extremitäten sind die Hauptursache (ca. 60 %) von vermeidbaren Todesfällen auf dem Gefechtsfeld.[2]

Literatur

  • Madler, Jauch, Werdan, Sigrist, Pajonk (Hrsg.): Das NAW-Buch. Urban & Fischer bei Elsevier; 3. Auflage 2005. ISBN 978-3437225109

Nachweise

  1. S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung der DGU. In: AWMF online (Stand 07/2011)
  2. NAEMT (Herausgeber): Präklinisches Traumamanagement: Das PHTLS-Konzept. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2009. ISBN 978-3437486203
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