AS Straßburg

AS Straßburg

Die AS Straßburg (frz. Association Sportive de Strasbourg bzw. AS Strasbourg) ist ein 1890 als Straßburger F.K. gegründeter Fußballverein im elsässischen Straßburg. Die Mannschaft war in der Frühzeit des Fußballs im deutschen Kaiserreich um die Jahrhundertwende unter dem Namen Straßburger FV eine der erfolgreichsten im Süden des Landes und gewann in den Jahren 1899 und 1900 zwei Mal die Süddeutsche Meisterschaft. Mit Walther Bensemann, Gustav Manning und Ivo Schricker zählten in den Anfangsjahren zeitweise einige bedeutende Pioniere des Fußballs in Deutschland zu den Spielern der Mannschaft. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Mannschaft jedoch überregional nicht mehr in Erscheinung getreten und spielt in den unteren französischen Spielklassen.

Der Verein wurde am 19. Mai 1890 von Schülern und Studenten als Straßburger Fußball-Klub gegründet, doch erst mit dem Beitritt von Bensemann im Jahr 1892 wurde ein geregelter Spielbetrieb eingeführt. Einen überregionalen Ligenwettbewerb gab es in Süddeutschland zu dieser Zeit zwar noch nicht, dank der zahlreichen Kontakte Bensemanns kam es dennoch zu Begegnungen mit Teams aus anderen Städten. Ein Glanzlicht war dabei ein 10:0-Erfolg gegen den Karlsruher FV im März 1897, bei dem Ivo Schricker sieben Tore erzielte.

Der erste Fußballverband in Süddeutschland, der eine Meisterschaft ausrichtete, war der 1897 gegründete Verband Süddeutscher Fußball-Vereine (VSFV). In der ersten Runde, die wie auch die darauf folgenden im K.-o.-System ausgetragen wurde, schieden die Straßburger noch gegen den späteren Meister Freiburger FC aus. Am 24. Dezember 1898 fusionierte der Straßburger F.K. mit dem SC Cerelitas zum Straßburger FV, und gewann in den Jahren 1899 und 1900 die Süddeutsche Meisterschaft. In beiden Finalspielen hieß der Gegner Karlsruher FV, der in den darauf folgenden Jahren zum „Serienmeister“ des VSFV avancierte. Eine reichsweite Endrunde gab es zu dieser Zeit allerdings noch nicht. Als der im Januar 1900 gegründete Deutsche Fußball-Bund 1902/03 erstmals eine deutsche Meisterschaft ausspielen ließ und beim VSFV 1903/04 erstmals ein Ligaspielbetrieb eingerichtet wurde, war die große Zeit des Straßburger FV bereits vorbei. In der ersten Saison konnte die Mannschaft zwar die Meisterschaft im Oberrheingau für sich entscheiden, scheiterte aber anschließend im Viertelfinale der süddeutschen Endrunde. Von 1909 bis 1912 meldete man sich immerhin noch einmal für drei Jahre in der obersten süddeutschen Spielklasse zurück, und Torhüter Eberhardt Illmer wurde 1909 zu einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft berufen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das alte Reichsland Elsaß-Lothringen aufgelöst und das Gebiet gehörte fortan zu Frankreich. Aus dem Straßburger FV wurde im Jahr 1920 durch eine Fusion mit dem FC Donar die Association Sportive de Strasbourg, kurz AS Strasbourg. Damit versuchte man, an frühere Erfolge anzuknüpfen, konnte aber auch unter französischer Flagge nicht mehr aus der Zweitklassigkeit heraustreten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Verein unter dem Namen SV Straßburg 1890 noch einmal in den deutschen Spielbetrieb eingegliedert und hielt sich eine Saison (1940/41) lang in der höchsten Spielklasse, der Gauliga Elsaß.

Bis zur Einführung des Professionalismus (1932) stritt die AS erfolgreich mit dem aus dem Vorort Neudorf stammenden Racing Club und, zumindest bis Mitte der 1920er Jahre, dem SC Red Star um die Vorherrschaft im Straßburger Fußball. Seit 1919/20 erreichte sie nahezu jährlich die landesweiten Hauptrunde des französischen Pokals und überstand dabei häufig auch die erste Runde. Seit dem Zweiten Weltkrieg hingegen trat AS Straßburg nur noch gelegentlich überregional in Erscheinung. Zwar konnte man in den 1950er und 1960er Jahren noch mehrfach elsässische Meisterschaften (1961, 1966, 1970) und Pokaltitel (1954, 1965, 1966) gewinnen, und in der zweiten Runde der Coupe de France 1968/69 stellte die AS Straßburg dem OGC Nizza fast ein Bein: Nach einem 1:1 nach Verlängerung unterlag ASS dem Erstligisten erst im Wiederholungsspiel. Aber die letzten großen Erfolge – Meisterschaft der Division IV 1982/83, Elsässischer Pokalsieger 1983 und die bis heute (2011) letzte Pokalhauptrundenteilnahme 1985/86 – liegen schon einige Jahrzehnte zurück und die Mannschaft ist inzwischen in die unteren Spielklassen abgerutscht.

Im Verein wird neben Fußball auch Basketball und Leichtathletik betrieben.

Literatur

  • Charles und Christophe Bartissol: Les racines du football français. PAC, Paris 1983, ISBN 978-2-85336-194-1, S. 221–229
  • Hardy Grüne, Christian Karn: Das große Buch der deutschen Fußballvereine. Agon Sportverlag, Kassel 2009, ISBN 978-3-89784-362-2, S. 454
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. 1890 bis 1963. (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs, Band 1) Agon Sportverlag, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1, S. 15

Weblinks


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