Egeria (Jungfrau)

Egeria (Jungfrau)

Egeria war eine geweihte Jungfrau, die um 380 lebte.

Egeria (auch Aetheria oder Etheria geschrieben) bereiste als Pilgerin von 381 bis 384 das Heilige Land und verfasste darüber einen Reisebericht in Form eines Briefes an andere geweihte Jungfrauen, ein so genanntes Itinerar, das 1884 in der Klosterbibliothek von Arezzo in Mittelitalien im Codex Aretinus wiedergefunden wurde.

Der Bericht enthält ausführliche Beschreibungen der Alt-Jerusalemer Liturgie. Unter anderem werden die Liturgie der Feste der Geburt Jesu, die Darstellung des Herrn, die Bräuche der Fastenzeit, der Karwoche und des Osterfestes beschrieben. Egeria berichtet von der Prozession von Bethlehem nach Jerusalem am Geburtsfest Jesu Christi, von der Prozession vom Ölberg am Palmsonntag und von der Vigil die in der Nacht des Gründonnerstags in Getsemani gehalten wurde. Daneben schreibt sie über die Kreuzverehrung am Karfreitag. Der Einfluss heimkehrender Pilger, unter denen Bischöfe oder einflussreiche Geistliche waren, führte bald zur Übernahme vieler dieser Liturgien in den Kirchen des Westens und des Ostens.

Die Heimat Egerias ist umstritten, da der Anfang des Berichtes verlorengegangen ist. So muss man sich auf indirekte Angaben im Text und sprachliche Eigentümlichkeiten stützen. Danach stammte Egeria entweder aus Spanien oder aus dem südwestlichen Gallien. Ein merkwürdiger Verweis auf den Fluss Rhône und verschiedene sprachliche Züge, die auf der Iberischen Halbinsel nie bezeugt waren, legen eher Gallien nahe. Sie schreibt im einfachen, vulgär gefärbten Spätlatein ohne rhetorische Akzente. Ihre Bildung hat Egeria anhand der Heiligen Schrift und christlicher Erbauungsliteratur erworben.

Der Buchanfang ist verlorengegangen, jedoch konnte hier ein Egeria preisender Brief des aus Galicien stammenden Mönchs Valerius aus dem 7. Jahrhundert weiterhelfen. [1] Egerias Briefe an christliche Jungfrauen sollten dazu dienen, die Reise Schritt für Schritt und unter Bibellesen geduldig nachvollziehen zu können.

Ihr Reiseführer war zum einen die Heilige Schrift, zum anderen sind es die vielen Mönche und Bischöfe der im Sommer 383 in der Umgebung Jerusalems besuchten Pilgerstätten. Mit Egerias detaillierter Schilderung der verschiedenen Jerusalemer Feiern im Alltag, am Sonntag und Festtagen ist uns eine der ältesten und wichtigsten Beschreibungen des frühchristlichen Gottesdienstes erhalten. In einer breiten Schilderung beschreibt Egeria die vielen dort vorhandenen Kirchen, Klöster und heiligen Stätten aus dem 4. Jahrhundert.

Literatur

  • Konstantin Klein: Vertraute Fremdheit - erlesene Landschaft. Arbeit an Präsenz im Reisebericht der Egeria. In: Helge Baumann, Michael Weise u.a. (Hrsg.): Habt euch müde schon geflogen? Reise und Heimkehr als kulturanthropologische Phänomene. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2184-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Vretska (Übers.): Brief zum Lobe der hochseligen Aetheria, gerichtet von Valerius an seine Brüder, die Mönche von Vierzo. In: Hélène Pétré (Hrsg.): Die Pilgerreise der Aetheria (Peregrinatio Aetheriae). Bernina-Verlag, Klosterneuburg 1958, S. 262–271

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