al-Aqsa TV

al-Aqsa TV
Al-Aqsa TV
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Allgemeine Informationen
Empfang: Satellit: Arabsat 2B, Arabsat 4A, Atlantic Bird 4[1]
Länder: Palästinensische Autonomiegebiete
Eigentümer: Al Ribat Communications and Artistic Productions, ein Unternehmen der Hamas
Geschäftsführer/in: Fathi Ahmad Hammad
Sendebeginn: Januar 2006
Rechtsform: Privat
Liste von Fernsehsendern

al-Aqsa TV (arabisch ‏قناة الأقصى‎, DMG Qanāt al-Aqṣā) ist ein Fernsehsender mit Sitz im Gazastreifen. Er wird von der palästinensischen Hamas betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der von Fathi Ahmad Hammad geleitete Sender begann im Januar 2006 seinen Sendebetrieb und ist somit der erste private im Gazastreifen. Fathi Ahmad Hammad, ein Führer der Qassam-Brigaden in Nord-Gaza, wurde am 25. Januar 2006 als Abgeordneter in den Palästinensische Legislativrat gewählt. Er ist Geschäftsführer von Al Ribat Communications and Artistic Productions, einem Hamas-eigenen Unternehmen, das ebenfalls den Hamas-Radiosender Stimme von Al Aqsa betreibt und zweimal wöchentlich die Zeitung Al-Risalah herausgibt.

Der Sendebetrieb wird anscheinend nur durch Spenden von Privatpersonen und von islamischen Organisationen finanziert.[2]

Al-Aqsa TV trägt wie der libanesische Hisbollah-Sender al-Manar, der sowohl Vorbild als auch Konkurrenz[3] ist, zur Radikalisierung von Muslimen in Deutschland bei.[4]

In dem von der Fatah kontrollierten Westjordanland wurde im Juni 2007 das Al-Aqsa TV Büro Ramallah durchsucht und die Tätigkeit des Senders im September 2007 verboten.[5] Dies wurde mit den aufhetzenden Sendeinhalten begründet.[6][7]

Ein Beschluss des Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten im September 2008 forderte den US-Präsidenten auf, al-Aqsa TV zur ausländischen Terrororganisation (Specially Designated Global Terrorist entity) zu erklären, weil der Sender zu Gewalt gegen die USA und Israel und zum Hass gegen den Westen aufhetze, sowie ausländischen Terrororganisationen bei Rekrutierung, Spendensammeln und Propaganda helfe.[8] 2008 befragten Mitglieder des Europäischen Parlaments wiederholt die EU-Kommission, weshalb al-Aqsa TV europäische Satellitenkapazität in Form des Satelliten Atlantic Bird 4, den der französische Betreiber Eutelsat an den jordanischen Satellitenbetreiber Noorsat vermietet, nutzen dürfe um entgegen Artikel 22 der Richtlinie 89/552/EWG und entgegen Artikel 3b der Richtlinie 2007/65/EG über die Ausübung der Fernsehtätigkeit in Sendungen zu Hass und Gewalt aufzustacheln. Die Kommission verwies auf die Zuständigkeit der französischen Regulierungsbehörde (Conseil Supérieur de l'Audiovisuel, CSA), fehlende formale Klagen und laufende internationale Verhandlungen.[9]

Am 28. Dezember 2008 wurde das Sendegebäude in Gaza bei einem israelischen Angriff im Rahmen der Operation Gegossenes Blei zerstört, konnte aber über mobile Stationen den Betrieb aufrechterhalten.[10]

Programminhalte

Der Sender wird von der islamistischen Hamas geleitet und dient als Sprachrohr und Propagandasender für antisemitischen und antiisraelische Beiträge.[11] Der Programmbetrieb des Senders beinhaltet Nachrichtensendungen, politische Kommentare, Rezitationen des Korans und Kinderprogramme.

Mit der wöchentlichen Kindersendung „Pioniere von morgen“[12] und dem Plüschtier, der „Maus Farfur“, eine Nachahmung von Micky Maus, schuf al-Aqsa TV bewusst ein Fernsehformat, dessen freitägliche Zielgruppe (Klein-) Kinder sind.[4] Aufgrund massiver internationaler Proteste musste die Maus abtreten – auch der US-amerikanische Medienkonzern The Walt Disney Company hatte bereits rechtliche Schritte geprüft. Der palästinensische Informationsminister Mustafa Barghuti ließ die Sendung daraufhin zunächst absetzen. Nach Informationen der Washingtoner Organisation Anti-Defamation League wird „Pioniere von morgen“ aber inzwischen wieder ausgestrahlt.[11] Die Hamas ließ die Maus später von einem „jüdischen Terroristen“ ermorden. Die kindliche Moderatorin Saraa kommentierte betroffen, Farfur sei als Märtyrer gestorben. Es folgte „Nahul die Biene“, die aber bald durch den „Hasen Assud“ ersetzt wurde. Durch ihn wurden seine minderjährigen Zuschauer dazu aufgerufen, den dänischen Cartoonisten Kurt Westergaard zu ermorden, weil dieser die Ehre des Propheten Mohammed verletzt habe.[4] Verantwortlich für die Serie ist Samir Abu Muhsin.

Gesendet werden auch eigenproduzierte Trickfilme, in denen die innerpalästinensischen Gegner der Fatah als Ratten dargestellt werden[7] oder stereotypisierte Juden die Al-Aqsa-Moschee zerstören wollen.[13]

In einer Puppentheatersendung im März 2008 erstach eine Kinderpuppe eine George W. Bush Puppe und verwandelte das Weiße Haus in eine Moschee.[14][15]

Große Aufmerksamkeit erlangte auch ein Mitschnitt des Senders, in dem Kindergartenkinder vermummt und mit Waffenattrappen Exerzierungsübungen zur Schau stellten und sich auf den Dschihad einschworen.[16][17]

Nach israelischen Angaben wurden über al-Aqsa TV wiederholt palästinensische Zivilisten aufgefordert, sich als menschliches Schutzschild vor Gebäude von Hamasfunktionären zu stellen.[18]

Zuweilen sendet Al-Aqsa TV jedoch auch Inhalte, die mit der streng islamischen Ausrichtung der Hamas nur schwer zu vereinen sind: Während des Gaza-Krieges strahlte der Sender versehentlich das Programm des polnischen Pornokanals Patio-TV aus .[19]

Empfang

Al-Aqsa TV ist mittels dreier Satelliten in Teilen des Vorderen Orients, Nordafrikas und Europas und somit auch in Deutschland[4] zu empfangen. Verantwortlich für die Übertragung sind zwei Arabsat (Arabsat 2B und Arabsat 4A[1]), die der Arabischen Liga gehören, sowie Arab Radio and Television, ein saudischer Betreiber, der Satellitenübertragung via Eutelsat (Atlantic Bird 4[1]) nutzt.

Zudem unterhält al-Aqsa TV eine eigene Webseite, deren Host ein kanadisches Unternehmen ist, das seine Server im kalifornischen San Jose stationiert hat.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Lyngsat, Stand 5. Januar 2008
  2. Peter Adams: Hi-Tech Hamas. Reporting From the Gaza Strip. In: IslamOnline.net vom 22. Januar 2006
  3. Erik Westervelt: Hamas Launches Television Network (transcript). In: NPR Morning Edition. 3. Februar 2006
  4. a b c d Alexander Ritzmann: Hamas radikalisiert Kinder mit Hass-Hasen. In: Die Welt vom 19. März 2008
  5. Attacks on the Press 2007: Israel and the Occupied Palestinian Territory. In: Committee to Protect Journalists vom 5. Februar 2008
  6. P.A shuts down Al Aqsa TV Station in the West Bank. In: International Middle East Media Center (IMEMC) vom. 20. September 2007
  7. a b Memritv.org: Hamas-Style Lion King Vanquishes Fatah Rats in an Al-Aqsa TV Animated Film. Clip #1540 Broadcast: 23. August 2007
  8. Resolution 1069 des US-Repräsentantenhauses vom 9. September 2008
  9. Anfragen aus dem Europäischen Parlament an die Kommission bezüglich "Europäische Satellitenkapazität für den Terroristensender Al-Aqsa": Hybášková 9. Juni 2008 (H-0476/08), Ries, 10. Juli 2008 (H-0485/08), Takkula, 9. Oktober 2008 (H-0843/08) und Casaca, 23. Oktober 2008 (H-0741/08 )
  10. "Zweiter Tag der Luftangriffe im Gazastreifen - Auf Gewalt folgt mehr Gewalt (nicht mehr online verfügbar)" - Tagesschau vom 28. Dez. 2008
  11. a b c Elke Hofmann: Micky als Hassprediger. In: philtrat. StudentInnenmagazin aus Köln. Ausgabe 79, Juli 2007
  12. Norbert Jessen: Die islamistische Sendung mit der Maus. In: Die Welt vom 10. Mai 2007
  13. Hamas cartoon showing: Jews endanger Al-Aqsa mosque by digging under its foundations. Al-Aqsa TV, Aug. 28, 2008 Palestinian Media Watch
  14. Islamisten-Hetze: Hamas TV lässt Bush-Puppe erstechen. ZEIT online, Tagesspiegel vom 1. April 2008
  15. Esti Keller: Hamas TV airs show of child killing Bush. In: The Jerusalem Post vom 31. März 2008
  16. www.foxnews.com - Bericht über Exerzierungsübungen von Kindergartenkindern vom 3. Juni 2007
  17. www.youtube.com - Videobericht über Exerzierungsübungen von Kindergartenkindern
  18. Five days of escalation in the Gaza Strip. In: Intelligence and Terrorism Information Center at the Israel Intelligence Heritage & Commemoration Center (IICC) vom 3. März 2008
  19. Hamas-Sender zeigt Pornos Express .de.de vom 8. Januar 2009, abgerufen am 11. April 2011

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