Mutassim Gaddafi

Mutassim Gaddafi
Mutassim Gaddafi 2009

Mutassim Gaddafi (auch Mutasim-Billah Gaddafi, Mutassim al-Qaddafi oder Al-Mu'tasim-Billah al-Gaddafi; arabisch ‏مُعْتَصِمٌ بِٱللهِ ٱلْقَذَّافِيّ‎‎, DMG Muʿtaṣim bi-llāh al-Qaḏḏāfī; * zwischen 1974 und 1977 in Tripolis; † 20. Oktober 2011 in Sirte) war ein libyscher Armeeoffizier, von 2007 bis 2011 Chef des nationalen Sicherheitsrates und der Kommandeur der Leibgarde seines Vaters. Er war der vierte Sohn von Muammar al-Gaddafi.[1][2][3][4][5][6]

Leben

Mutassim Gaddafi war Arzt.[7] Er absolvierte seine militärische Ausbildung in Libyen und Ägypten.[1] 2006 studierte er für wenige Wochen an der Londoner School of Oriental and African Studies.[8] In den späten 1990er Jahren überwarf sich er sich mit seinem Vater, ihm wurde ein Putschversuch vorgeworfen. Er floh nach Ägypten, konnte aber 2006 in sein Heimatland zurückkehren[9] und wurde von seinem Vater von nun an mit politischen und diplomatischen Aufgaben betraut.[1][7] In der Frage der Nachfolge Muammar Gaddafis galt Mutassim als der stärkste Konkurrent seines älteren Bruders Saif al-Islam al-Gaddafi.[3]

Im April 2009 traf er sich in Washington mit der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton, was als wichtigster diplomatischer Austausch seit der Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen beiden Ländern eingeschätzt wurde.[10] Im August desselben Jahres empfing er in Tripolis die Senatoren John McCain und Joseph Lieberman. Er äußerte bei dem Treffen den Wunsch nach militärischer Zusammenarbeit und dem Einkauf militärischen Materials in den Vereinigten Staaten.[11][12]

Mitteilungen des Nationalen Übergangsrates zufolge wurde er während des libyschen Bürgerkrieges am 20. Oktober 2011 ebenso wie sein Vater in Sirte festgenommen und getötet.[1] Zuvor hatte er die Verteidigung der Stadt Brega kommandiert.[12] Beide Leichname wurden in einem Kühlhaus ausgestellt und an einem geheimen Ort beerdigt.[13]

Privates

Mutassim Gaddafi war für einen verschwenderischen Lebensstil bekannt und lud Prominente wie Beyoncé, Mariah Carey, Jon Bon Jovi, Lindsay Lohan und Jay-Z zu seinen Partys ein.[14] Er war vier Jahre lang mit dem italienischen Fotomodell Vanessa Hessler liiert.[15]

Einzelnachweise

  1. a b c d „Der vermutlich 1975 geborene Sohn (…) soll am selben Tag wie sein Vater von Truppen des Nationalrats in Syrte getötet worden sein.“ Tagesschau am 21. Oktober 2011: Eine Familie und das Ende ihrer Macht. Abgerufen am 1. November 2011.
  2. „Born in 1977, Mutassim is Col Gaddafi's fourth son“ The Telegraph am 20. März 2011: Libya: Who's who in Gaddafi's inner circle. Abgerufen am 1. November 2011 (englisch).
  3. a b Süddeutsche Zeitung am 12. Oktober 2011: Verwirrung um Festnahme von Gaddafi-Sohn Mutassim. Abgerufen am 1. November 2011.
  4. „Qadhafi, Mutassim. Date of birth: 1976. Place of birth: Tripoli, Libya. National Security Adviser. Son of Muammar Qadhafi. Closeness of association with regime.“Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Resolution 1970 vom 26. Februar 2011. Abgerufen am 5. November 2011 (englisch).
  5. „Motassim Kadhafi, Sohn von Muammar Kadhafi, geboren 1974“ Schweizerischer Bundesrat: Verordnung über Massnahmen gegen gewisse Personen aus Libyen vom 21. Februar 2011. Abgerufen am 5. November 2011.
  6. „born ca. 1975“ Federal Register / Vol. 76, No. 41 / Wednesday, March 2, 2011 / Presidential Documents: Executive Order 13566 of February 25, 2011. Abgerufen am 6. November 2011 (englisch).
  7. a b Welt online am 13. Oktober 2011: Libyer haben sich zu früh über Festnahme gefreut. Abgerufen am 3. November 2011.
  8. The Telegraph am 8. März 2011: Two further universities linked to Libya. Abgerufen am 3. November 2011 (englisch).
  9. The Telegraph am 31. Januar 2011 unter Bezugnahme auf die von WikiLeaks veröffentlichte Botschaftsdepesche 09TRIPOLI310. Abgerufen am 7. November 2011.
  10. U.S. Department of State am 21. April 2009: Remarks With Libyan National Security Adviser Dr. Mutassim Qadhafi Before Their Meeting. Abgerufen am 1. November 2011 (englisch).
  11. The Telegraph am 31. Januar 2011 unter Bezugnahme auf die von WikiLeaks veröffentlichte Botschaftsdepesche 09TRIPOLI677. Abgerufen am 1. November 2011.
  12. a b International Business Times am 13. Oktober 2011: Libyen: Mutassim Gaddafi - gefasst oder doch nicht? Abgerufen am 6. November 2011.
  13. NZZ Online am 25. Oktober 2011: Ghadhafi an unbekanntem Ort beigesetzt. Abgerufen am 1. November 2011.
  14. The Daily Mail am 22. Oktober 2011: A last cigarette and a swig of water, Gaddafi's son Mutassim pictured before he too died of new wounds acquired in captivity. Abgerufen am 1. November 2011 (englisch).
  15. Süddeutsche Zeitung online am 30. Oktober 2011: Karrierekiller Diktatorensohn? Abgerufen am 31. Oktober 2011.

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