Bürgerkrieg in Libyen

Bürgerkrieg in Libyen

Out of date clock icon.svg 00Dieser Artikel beschreibt aktuelle Ereignisse. Die Informationen können sich deshalb rasch ändern.

Seit Beginn der Aufstände gegen das Gaddafi-Regime verwendeten die Oppositionskräfte meist die frühere Flagge des Vereinigten Königreichs Libyen.[1][2]

Der Bürgerkrieg in Libyen brach im Februar 2011 im Zuge von Protesten in der gesamten arabischen Welt aus. Er begann mit Demonstrationen gegen die Herrschaft Muammar al-Gaddafis und nahm nach den Unruhen in Tunesien, Ägypten und Algerien an Schärfe zu. Ab dem 15. Februar 2011 erschossen Einheiten der libyschen Polizei, der Sicherheits- und Streitkräfte innerhalb weniger Tage vermutlich Hunderte von Demonstranten. Der politische Konflikt eskalierte zur militärischen Auseinandersetzung und spaltete die Führung des Landes. Teile des diplomatischen Korps und der Streitkräfte schlossen sich der Opposition an. Es entstand ein Nationaler Übergangsrat, der im Osten des Landes die Kontrolle übernahm.

Nachdem die Vereinten Nationen in der Resolution 1973 die internationale Gemeinschaft zu militärischen Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten in Libyen ermächtigten, begannen die USA, Großbritannien und Frankreich am 19. März 2011 mit Luftangriffen auf Libyen. Die Luftangriffe unterstützten die Bodenstreitkräfte der Opposition bei der Einnahme der Städte im Westen des Landes. Einige Tage nachdem die oppositionellen Streitkräfte im August 2011 Tripolis erobert hatten, wurde der Übergangsrat in die Hauptstadt verlegt.

Gaddafi versuchte am 20. Oktober in einem Autokonvoi aus seiner Heimatstadt Sirte zu fliehen. Nachdem der Konvoi von der NATO heftig beschossen wurde,[3] teilte der Übergangsrat an diesem Tag mit, dass Gaddafi schwer verletzt gefangen genommen werden konnte, aber kurz darauf unter bisher ungeklärten Umständen verstorben sei. Als Ursache werden erst nach der Gefangennahme erfolgte Schussverletzungen angegeben. Ebenfalls sei Gaddafis Militärchef Abu Bakr Yunis Jaber getötet worden.[4]

Der UN-Menschenrechtsrat fordert die Aufklärung der Todesumstände Gaddafis.[5]

Am 23. Oktober erklärte der Übergangsrat das Land für vollständig befreit.[6]

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die drei historischen Gouvernements Libyens (1943–1963)
Ethnien und Stämme in Libyen (nach Daten der CIA 1974):

Libyen wurde seit 1969 vom autoritär herrschenden Muammar al-Gaddafi regiert, der seine Macht indirekt, in einer parallel zu den staatlichen Strukturen errichteten, permanenten Revolutionsführerschaft ausübte.[7] Mit seinen Ölvorkommen ist der Maghrebstaat auf dem afrikanischen Kontinent im Human Development Index führend[8] und weist mit Bulgarien, Brasilien oder Russland vergleichbare Werte auf,[9] gehörte jedoch zu den Ländern mit der meistverbreiteten Korruption.[10] Die Organisation Reporter ohne Grenzen listete Libyen in ihrer Rangliste der Pressefreiheit im Jahr 2010 auf dem 160. von 178 Plätzen.[11] Willkürliche Verhaftungen, Misshandlungen und Folterungen von Oppositionellen waren an der Tagesordnung.[12] Die Arbeitslosenquote wurde offiziell mit 20,7 Prozent angegeben,[13] andere Schätzungen gingen von 30 Prozent aus (2001).[7] Gleichzeitig wurde vor der Massenflucht im Februar 2011 die Anzahl der im Land beschäftigten Gastarbeiter auf etwa 1,7 Mio. geschätzt, was einem Viertel der Gesamtbevölkerung entsprach. Obwohl Libyen unter den afrikanischen Staaten noch vor Südafrika den UN-Bildungsindex deutlich anführt,[14] wird der Hauptgrund für die im Vergleich zu anderen Maghreb-Staaten hohe Arbeitslosigkeit im Mangel an qualifizierten Fachkräften gesehen, der in einem unzureichenden Bildungssystem und geringer Produktivität der einheimischen Bevölkerung seine Ursachen haben soll.[15] Gleichzeitig stehen die Gründe in Zusammenhang mit der rapiden Marktöffnung, die das Gaddafi-Regime seit dem Ende der Wirtschaftssanktionen 2003 betrieb. Libyen ist in Afrika führend bei den Schulbesuchszahlen und soll noch vor den USA, Frankreich oder Schweden liegen.[16] Aufgrund der Erdölvorkommen im Land gibt es eine extrem reiche Oberschicht; das Vermögen der Gaddafi-Familie wurde zur Zeit ihrer Herrschaft auf 80 bis 150 Mrd. US-Dollar geschätzt.[17] Libyen ist Mitglied der OPEC und zählt zu den wichtigsten Gas- und Öllieferanten Europas.[18]

Historische Machtstrukturen und regionale Gegensätze

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten Großbritannien und Frankreich Libyen besetzt und versuchten, seine Unabhängigkeit zu verhindern. Tripolitanien und Kyrenaika unterstanden einer britischen, Fessan einer französischen Militärregierung. 1946 kam Idris al-Mahdi al-Senussi aus seinem Exil in Ägypten in die Kyrenaika zurück und rief 1948 einen Nationalkongress ein, auf dem große Differenzen zwischen den an Ägypten orientierten ostlibyschen Nationalisten und den Vertretern Tripolitaniens auftraten. Schließlich deklarierte er sich am 1. Juni 1949 zum Emir der „Unabhängigen Kyrenaika“. Großbritannien erkannte die Unabhängige Kyrenaika an. Weil sie den Ausschluss Tripolitaniens nicht akzeptierten, ließen die Vereinten Nationen einen Verfassungsplan für Libyen ausarbeiten und Wahlen vorbereiten. Auf dieser Grundlage wurde das vereinigte Libyen unter seinem konstitutionellen König Idris I. am 1. Januar 1951 unabhängig. Großbritannien und die USA unterhielten jedoch noch Militärstützpunkte, die erst 1970 vom Gaddafi-Regime geschlossen wurden (Royal Air Force Station El Adem und Wheelus Air Force Base).

Die libysche Gesellschaft ist von Stammesstrukturen geprägt. Die Stämme der ostlibyschen Kyrenaika waren historisch stark am Senussi-Orden, dem Idris I. vorgestanden hatte, orientiert. Die Senussi-Dynastie war tief in der Kyrenaika verwurzelt und hatte bei den dortigen Stämmen großen Rückhalt.

Am 1. September 1969 putschte das libysche Militär sich unter einem Revolutionsrat an die Macht, dessen Führung Oberst Gaddafi übernahm. Der Abschaffung der Monarchie und der folgenden Reformpolitik standen die Ostlibyer distanziert gegenüber. Die Identifikation mit der neuen Staatsform war wesentlich geringer als in Tripolitanien, dem bevölkerungsreicheren Westen des Landes.[19]

Dennoch kam seit 1969 die politische Führungsschicht Libyens vorwiegend aus der Kyrenaika.[20] Gaddafi besetzte wichtige Positionen im Staats- und Sicherheitsapparat jedoch mit Angehörigen seines eigenen Clans und ging Bündnisse mit anderen großen Stämmen ein, die dafür mit Posten belohnt wurden. Die Bevorzugung anderer Stämme und die damit einhergehende ungleiche Verteilung des Ölreichtums durch die Regierung führte insbesondere in der Kyrenaika zu Unzufriedenheit, die sich immer wieder in gewalttätigen Auseinandersetzungen manifestierte. Seit den 1990er Jahren kam es dabei immer wieder zu Verteilungskämpfen und Putschversuchen.[21]

Religiöse Motive

Die Aufstandsbewegung wurde vom libyschen Revolutionsführer Gaddafi und dem von ihm kontrollierten libyschen Staatsfernsehen mit islamischem Extremismus in Verbindung gebracht. In einer Rede vom 24. Februar 2011, kurz nach Beginn der Revolte sagte Gaddafi, die Aufstände seien von der Extremistenorganisation al-Qaida inspiriert.[22] Ausländische Terroristen hätten der libyschen Jugend mit halluzinogenen Pillen versetzte Getränke verabreicht und sie damit zu Demonstrationen angestachelt.[23][24]

Die Regierung Gaddafis sah sich seit den 1980er Jahren mit religiös motivierter Opposition konfrontiert. Dies galt besonders im Osten des Landes, wo Demonstrationen gegen die Regierung Gaddafis zu Beginn des Aufstandes viel Zulauf hatten. Einem Bericht der US-Botschaft zufolge ist die Glaubensauslegung in der Kyrenaika konservativer als in anderen Landesteilen.[25] Gaddafi leitete 1988 zwar einen politischen und wirtschaftlichen Liberalisierungskurs ein, wandte sich jedoch gegen die „religiöse Tendenz zur Vereinnahmung der Politik“. Die religiös motivierte Opposition nahm teilweise gewaltbereite Formen an. So sind im Ramadan des Jahres 1989 bewaffnete Angriffe auf Moscheebesucher dokumentiert, denen zu große Regierungsnähe vorgeworfen wurde.[26] Die extremistische Organisation Libysche Islamische Kampfgruppe führte ab Juni 1995 einen bewaffneten Aufstand im Osten des Landes durch. Nach Angaben eines ehemaligen Agenten des britischen Geheimdienstes soll der britische MI6 die Gruppe bei dem Attentatsversuch auf Gaddafi im Jahr 1996 unterstützt haben.[27] Medienberichten zufolge sollen sich vereinzelt Mitglieder dieser Gruppierung dem bewaffneten Kampf gegen die Regierung Gaddafis angeschlossen haben.[28]

Die militärischen und politischen Führer der Aufständischen weisen jegliche Verbindung zum Extremismus zurück.[29][30] Auch westliche Beobachter aus den Ländern, die in Libyen militärisch intervenieren, bestreiten die Aussagen Gaddafis. NATO-General James Stavridis gab in einer Anhörung im US-amerikanischen Senat an, militante Gruppen hätten nach vorliegenden Geheimdienstinformationen keine signifikante Rolle beim Aufstand gespielt.[31] Auch US-Stabschef Mike Mullen gab an, keine Präsenz von al-Qaida unter den Aufständischen zu erkennen.[32]

Verlauf

Demonstrationen

Erste Proteste gab es Mitte Januar 2011. Ende Januar rief der prominente libysche Schriftsteller und Oppositionelle Jamal al-Hajji zu Protesten gegen das Regime auf und wurde wenig später verhaftet.[33] Am 6. Februar 2011 wurden Abdul Hakim Ghoga, Medhi Kashbur und zwei weiteren Juristen aus Bengasi von Gaddafi in sein Zelt in Tripolis vorgelassen. Mit „Ihr seid jetzt also auch mit den Facebook-Kids zusammen“, soll Gaddafi das Gespräch eröffnet haben. Ben Ali und Hosni Mubarak hätten ihr Schicksal verdient, weil sie nicht auf ihr Volk hörten und ihre Söhne als Nachfolger durchsetzen wollten, soll Gaddafi gesagt haben. Die Delegation forderte Presse- und Meinungsfreiheit und eine Verfassung, die libysche Jugend brauche Wohnungen, eine gute Ausbildung und Arbeitsplätze. Gaddafi war anderer Meinung: „Alles, was das Volk braucht, ist Essen und Trinken“.[34]

Am 15. Februar versammelten sich Demonstranten nach Aufrufen im Internet in verschiedenen Städten Libyens zu Protestmärschen, bei denen Parolen gegen „die korrupten Herrscher des Landes“ gerufen wurden oder auch „Es gibt keinen Gott außer Allah, Muammar ist ein Feind Allahs.“ Angeführt worden waren die Proteste von Angehörigen der beim Massaker im Abu-Salim-Gefängnis fünfzehn Jahre zuvor Getöteten, nachdem ihr Anwalt Fathi Terbil verhaftet worden war.[35] In Bengasi, Tripolis, Al-Baida und einigen anderen Städten kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften.[36] Für den 17. Februar wurde von der Opposition um Abdul Hakim Ghoga ein Tag des Zorns ausgerufen; es kam zu Demonstrationen in allen großen libyschen Städten. Dutzende Demonstranten kamen ums Leben. Augenzeugenberichten zufolge gingen Gruppen von bewaffneten Söldnern gezielt und schwer bewaffnet gegen die Bevölkerung vor, Spezialeinheiten der Polizei schossen von Dächern aus in die Menge.[37] Auch Panzer sollen gegen Zivilisten eingesetzt worden sein.[38] Das Regime machte ausländische Unruhestifter für die Gewalt verantwortlich.[39]

Machtübernahme der Rebellen

Libysche Rebellen in Brega

In den folgenden Tagen weiteten sich die gewaltsamen Auseinandersetzungen zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen aus. Vereinzelt liefen Sicherheitskräfte und Offiziere der Armee zu den Aufständischen über. Bengasi, die bedeutendste und größte Stadt Ostlibyens, fiel am 20. Februar in die Hände von Aufständischen.[39] Verschiedene weitere Städte folgten, sodass nach etwa einwöchigen Kampfhandlungen praktisch die gesamte Region Kyrenaika von den Rebellen kontrolliert wurde.

Misrata, die drittgrößte Stadt Libyens, schloss sich, obwohl in der Region Tripolitanien gelegen, im April 2011 der Opposition an.[40] Truppen des Gaddafi-Regimes wurden aus der Stadt vertrieben. Die Stadt ist ein markanter Beleg dafür, dass die Unruhen nicht nur im Osten ausbrachen.

Gegenschläge der libyschen Regierung und mutmaßliche Söldnereinsätze

Verstärkt durch mutmaßliche Söldnertruppen, hatte die libysche Armee, die zu Beginn des Konflikts in vielen Städten in die Defensive gedrängt worden war, mit äußerster Härte zurückgeschlagen. Es kam zu Angriffen der libyschen Luftwaffe auf Rebellenhochburgen, bei denen zahlreiche Zivilisten ums Leben kamen. In umkämpften Städten, wie Tripolis und Misrata, kamen Heckenschützen zum Einsatz, die wahllos auf Zivilisten feuerten.[41] Anfang März erfolgte eine Offensive der Regierungstruppen, in deren Folge ostlibysche Küstenstädte wie Ras Lanuf, Brega und Adschdabiya zurückerobert wurden.

Nach Angaben der Aufständischen sollen diese Operationen im Wesentlichen von mehreren Tausend schwarzafrikanischen Söldnern durchgeführt worden sein, die Gaddafi für diese Zwecke einfliegen ließ.[42] Entsprechende Meldungen verbreiteten sich über Twitter und fanden über Al Jazeera und al-Arabiya große Resonanz in internationalen Medien. Ein Untersuchungsbericht der UN-Menschenrechtskommission bestätigte zwar die Beteiligung einer geringeren Zahl von Kriegsteilnehmern ausländischer Herkunft auf beiden Seiten, konnte aber in keinem Fall Söldnertätigkeiten nach Definition der UN-Konventionen erkennen. Bei vielen Personen, die als mutmaßliche Söldner festgenommen oder hingerichtet wurden, soll es sich um dunkelhäutige Libyer oder Arbeitsmigranten aus Subsahara-Staaten gehandelt haben.[43] Ende Juni erklärte die Amnesty-International-Mitarbeiterin Donatella Rovera, dass man bei den Untersuchungen der vergangenen Monate keinerlei Hinweise für die Existenz von Söldnern gefunden habe und bezeichnete diese als „fortbestehenden Mythos“.[44] Konträr zu dieser Aussage berichten verschiedene Medien übereinstimmend darüber, dass zahlreiche ausländische Kämpfer auf Seiten der Truppen Gaddafis gegen die libysche Opposition kämpfen.[45][46]

Einrichtung der internationalen Flugverbotszone (UN-Resolution 1973)

Am 17. März verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1973, in der die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen sowie der Schutz der Zivilbevölkerung mit militärischen Mitteln autorisiert wurde. Es folgten massive Luftschläge, insbesondere der französischen und US-amerikanischen Luftwaffe, gegen die vorrückenden libyschen Truppen und strategische Ziele im ganzen Land. Der Vormarsch der libyschen Armee auf die Rebellenhochburg Bengasi wurde somit gestoppt. Zudem wurde die libysche Flugabwehr weitgehend ausgeschaltet, sodass der Luftraum von alliierten Streitkräften kontrolliert wurde. Tage später konnten Rebellen strategisch wichtige Städte wie Adschdabiya und Brega zurückerobern. Am Erfolg der Rückeroberung hatten die internationalen Luftangriffe maßgeblichen Anteil.[47] Der Vormarsch der zu großen Teilen aus militärisch ungeschulten Freiwilligen bestehenden Truppen wurde trotz Luftunterstützung immer wieder zurückgeschlagen, nach der erneuten Rückeroberung von Ras Lanuf und Brega durch Regierungstruppen und einem gescheiterten Vorstoß der libyschen Armee auf Adschdabiya entwickelte sich ein Patt zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Besonders die von Regierungstruppen eingeschlossene Stadt Misrata geriet in den öffentlichen Fokus, da sich dort aufgrund der fortgesetzten Angriffe auf die Zivilbevölkerung eine humanitäre Katastrophe abzeichnete. Im weiteren Verlauf wirkten die Luftangriffe der Nato als Unterstützung für die Einnahme weiterer Stellungen des Gaddafi Regimes durch die Oppositionellen.[48]

Besetzung von Tripolis

Die Hauptstadt Tripolis blieb zunächst unter Kontrolle der Gaddafi-Regierung. Während der Kämpfe bezeichnete Gaddafi die Aufständischen in Fernsehansprachen mehrfach als Verbrecher, islamistische Terroristen und Drogenabhängige. Er kündigte an, er wolle notfalls als Märtyrer sterben und würde niemals freiwillig zurücktreten.[49]

Am 20. August 2011 begann in Tripolis ein seit längerem vorbereiteter Aufstand; gleichzeitig rückten Truppen der Rebellen vor. Am 21. August gelang den Rebellen ein Vorstoß nach Tripolis. Die NATO hatte den Vorstoß durch Luftangriffe mit vorbereitet und flankiert.[50] Während in den Medien die fortschreitende Eroberung durch die Rebellen gemeldet wurde, blieb der Status großer Teile der Stadt unklar. So sprach Saif al-Islam al-Gaddafi am 23. August frei vor Journalisten im Rixos-Hotel, obwohl der Nationale Übergangsrat seine Festnahme verkündet hatte.[51] Das Rixos-Hotel, in dem die Regierung Pressekonferenzen abgehalten hatte und in dem sich noch viele Journalisten aufhielten, blieb lange unter Kontrolle der Regimeanhänger.[52]

Die Kämpfe in Tripolis konzentrierten sich auf das Zentrum, in dem Soldaten der Regimeanhänger Gaddafis Anlage Bab al-Aziziya bis zum Abend des 23. August verteidigten.[53] Wie lange sich Muammar Gaddafi, seine Söhne und wichtige Regimevertreter dort noch aufgehalten hatten, blieb unklar.

Das Gaddafi-Regime verlor gegen Ende August 2011 die Kontrolle über Tripolis an den Übergangsrat. Im restlichen Libyen hatten die Rebellen währenddessen fast alle wichtigen Städte im Norden eingenommen. Anfang Oktober waren nur noch die Städte Bani Walid und Sirte, die Heimatstadt Gaddafis, in Händen der Gaddafi-Anhänger.[54][55]

Ibrahim Abu Sahima, der Leiter des Ausschusses der neuen Regierung zur Suche nach Opfern der Herrschaft Muammar Gaddafis, gab am 25. September 2011 bekannt, dass Ermittler des Nationalen Übergangsrates in Tripolis ein Massengrab mit den sterblichen Überresten von 1270 Menschen gefunden hätten. Dabei soll es sich um ehemalige Häftlinge des Gefängnisses Abu Salim handeln, in dem sich im Juni 1996 nach Protesten der Inhaftierten ein Massaker ereignet hatte. Sahima kündigte an, dass der Übergangsrat um internationale Hilfe bei der Identifizierung der Toten bitten werde. Die Leichen waren mit Säure übergossen worden, offenbar um Beweise für das Massaker zu vernichten.[56]

Besetzung der restlichen Städte Libyens bis zum Fall von Sirte

Von Gaddafi-Anhängern kontrollierte Städte im Fessan und Tripolitanien wurden, teils lange umkämpft, oft unterstützt durch NATO-Luftstreitkräfte, von Truppen der Gaddafi-Gegner besetzt. Am 29. August wurde Ghadames an der tunesischen Grenze eingenommen, am 22. September die Wüstenstadt Sabha, am 17. Oktober Bani Walid, und als letzte Stadt am 20. Oktober, nach wochenlangen Kämpfen, Gaddafis Geburtsstadt Sirte. Dabei wurde Gaddafi, dessen Aufenthaltsort seit dem Fall von Tripolis unbekannt gewesen war, gefangengenommen und getötet. Die vorläufig angenommene Position seiner Entdeckung und Festnahme: 31,195623° N, 16,52141° O31.19562276166716.52140975.

Flüchtlinge, Evakuierungen und humanitäre Hilfe

Maßnahmen anderer Staaten zum Schutz ihrer Staatsbürger

Nach Ausbruch offener Kämpfe Ende Februar forderten viele Staaten ihre Staatsangehörigen auf, das Land zu verlassen. Mehrere Länder entsandten Kriegsschiffe ins südliche Mittelmeer und in libysche Häfen, um die Evakuierung ihrer Staatsbürger zu sichern. Es kam außerdem zu Kommandoaktionen ausländischer Militärs zur Rettung eingeschlossener Zivilisten, etwa Arbeitern in umkämpften Ölstädten in Küstennähe.

Situation von Arbeitsmigranten aus afrikanischen und asiatischen Staaten

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon nannte im März 2011 eine Flüchtlingszahl von 75.000 Menschen, die seit Beginn der Unruhen aus Libyen nach Tunesien flohen. Weitere 40.000 warteten zu dem Zeitpunkt in libyschen Grenzregionen darauf, die Grenzen überschreiten zu können. UNHCR und IOM appellierten an die Regierungen, bei der humanitären Evakuierung zu helfen. Die meisten Flüchtlinge waren Ägypter und Tunesier.

Katastrophal war die Situation für schwarzafrikanische Arbeitsmigranten, die in von der Opposition kontrollierten Gebieten unter Verdacht gerieten, Söldner der Regierung zu sein. Eine Untersuchung des Human Rights Council berichtet, dass Arbeitsmigranten vor allem in den ersten Tagen des Aufstandes angegriffen und teilweise misshandelt worden seien, und erhebt diesen Vorwurf sowohl gegen die Opposition als auch gegen die Regierung Gaddafis. Zudem fordert der Human Rights Council die weitergehende Untersuchung von Berichten, denen zufolge Arbeitsmigranten getötet worden sein sollen.[57]

Unter den auf der Flucht befindlichen Arbeitern waren in großer Zahl Vietnamesen, Chinesen, Bangladescher, Thailänder, Inder und Türken, die in den folgenden Wochen mit Fähren nach Kreta, Malta und andere Ziele im Mittelmeerraum oder mit Flugzeugen in Sicherheit gebracht wurden,[58] während zahlreiche afrikanische Flüchtlinge versuchten, auf kleinen, häufig überfüllten Booten nach Europa zu gelangen. Bis Anfang Juni 2011 sollen etwa 1500 Flüchtlinge dabei ums Leben gekommen sein.[59] Schiffen der am Militäreinsatz beteiligten Länder wurde dabei vorgeworfen, Schiffbrüchigen teilweise nicht geholfen zu haben.[60]

Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge auf EU-Basis

Flüchtlingslager in Tunesien

EU-Länder stellten für die Evakuierung von Flüchtlingen 15 Flugzeuge und fünf Schiffe zur Verfügung. Es wurden Durchgangslager eingerichtet, in denen Flüchtlinge an den Grenzen Libyens in Nachbarländern versorgt wurden. Bei Ausbruch des Konflikts lebten 8000 Europäer in Libyen. Am Mittag des 7. März hätten noch von 80 Personen Gesuche um Hilfe bei der Ausreise vorgelegen.[61] Nach Presseberichten vom 26. April 2011 setzten sich Frankreich und Italien dafür ein, das Schengen-Abkommen zu überarbeiten. Die Staatschefs beider Länder hatten sich in Rom getroffen. Dabei stand der Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen aus Nordafrika im Zentrum der Gespräche. Beide Seiten plädierten nun in einem Schreiben an die EU dafür, „im Falle außergewöhnlicher Schwierigkeiten bei der Kontrolle der gemeinsamen Außengrenzen“ wieder Kontrollen an den Grenzen der Schengen-Staaten einzuführen. Neben bis zu 25.000 Flüchtlingen aus Tunesien nahm nach einem Bericht vom gleichen Tage Italien „mittlerweile wohl auch 7000 bis 8000 Flüchtlinge aus Libyen“ auf. Am 27. April wurde die Gesamtzahl der (nordafrikanischen) Flüchtlinge in Italien auf 25.000 bis 30.000 beziffert.

Medizinische und humanitäre Hilfe durch nichtstaatliche Hilfsorganisationen

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen berichtete in der Anfangszeit des Aufstands, dass sie sowohl an den Grenzen außerhalb des libyschen Staatsgebiets in Tunesien als auch im Landesinnern tätig sei, soweit dies möglich sei. Mitarbeiter seien nur im Osten Libyens im Einsatz. Nach Bengasi seien innerhalb von knapp zwei Wochen 22 Tonnen medizinische Ausrüstung und Material geliefert worden. Verletzte kämen nicht aus Libyen heraus und auf tunesischer Seite würden medizinische Teams und Hilfslieferungen blockiert. Nach Mitteilung des Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf, Jakob Kellenberger, stiegen im März die Todeszahlen in Libyen dramatisch an. Die meisten Opfer seien Zivilpersonen. Drei Viertel Libyens seien von humanitärer Hilfe abgeschnitten. Ärzteteams könnten nicht an die Schauplätze der schwersten Gefechte gelangen. Kellenberger verlangte von den Konfliktparteien ungehinderten Zugang für die Hilfsorganisationen. Monika Lüke, die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, appellierte am 7. April 2011 an die internationale Gemeinschaft, die notleidende Bevölkerung in Misrata über eine Luftbrücke zu versorgen.

Hilfsmaßnahmen von UNO-Organisationen

Am 3. April 2011 wurde berichtet, dass ein Hilfsschiff der Vereinten Nationen mit Lebensmitteln an Bord ungelöscht den Hafen von Bengasi wieder verlassen musste. Als Grund wurden Bombenangriffe genannt.[62] Nach Angaben einer UNO-Sprecherin traf laut Bericht vom 10. März 2011 in Bengasi ein Schiff des UNO-Ernährungsprogramms mit einer Mehllieferung für 2,5 Millionen Brote ein. Weitere Schiffe mit Lieferungen von Hilfsgütern sollten Bengasi nach UN-Angaben in den nächsten Tagen erreichen. Am 11. März waren nach UN-Angaben seit Beginn des Volksaufstands mehr als 250.000 Menschen aus Libyen geflüchtet. Ein Sprecher der Sektion für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten nannte Zahlen für einzelne Aufnahmeländer: 137.400 Menschen flohen nach Tunesien, 107.500 nach Ägypten, 5.400 nach Algerien und 2.200 in den Niger. Die Probleme bei der ärztlichen Versorgung Hilfsbedürftiger in Libyen seien besorgniserregend.[63]

Flüchtlinge an der libysch-tunesischen Grenze (7. März 2011)

Nachdem am 19. März 2011 nach unterschiedlichen Quellen die schwersten Angriffe auf Bengasi von Regierungstruppen ausgingen und eine Fluchtwelle einsetzte, bereitete die UN-Flüchtlingshilfeorganisation nahe der libysch-ägyptischen Grenze in Sallum ein Notaufnahmelager für bis zu 200.000 Menschen vor. Es wurde gesagt, die bisher angekommenen Menschen seien extrem verängstigt und traumatisiert.[64] Der Grenzübergang erlebte schon im Februar einen Flüchtlingszustrom, der damals noch überwiegend aus ägyptischen Arbeitsmigranten bestand. Die ägyptische Armee hatte bereits damals ein Zeltlager und ein Feldlazarett errichtet.[65]

Als eines der Ergebnisse der Londoner Libyen-Konferenz wurde am 29. März 2011 in der Abschlusserklärung genannt, dass die Koordinierung der humanitären Hilfe in die Hände der Vereinten Nationen gelegt werden soll. Nach Mitteilung des OCHA hatten inzwischen mehr als 389.767 Flüchtlinge Libyen über die Nachbarländer verlassen.[66] Die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos forderte am 7. April 2011 eine zumindest vorübergehende Feuerpause in Misrata, damit Menschen sich und ihre Familien in Sicherheit bringen könnten. Es fehle an Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten. Am 22. April 2011 waren nach Angaben von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon mehr als eine halbe Million Menschen aus Libyen geflohen.

Internationale Bezüge des Bürgerkriegs

Internationale wirtschaftliche Auswirkungen

Seit Beginn der Unruhen in Libyen Mitte Februar 2011 hatte sich der Anstieg des durch die Weltkonjunktur ohnehin seit Monaten anziehenden Rohölpreises noch einmal verstärkt; so mussten Anfang März für ein Barrel der Sorte WTI 105 US$ bezahlt werden – eine Teuerungsrate von knapp 20 % in drei Wochen.[67] Entsprechend erreichten die Preise für Benzin und Heizöl in Europa neue Höchststände. Der Goldpreis erreichte am 7. März mit 1.444 US$ für die Unze ein neues Allzeithoch.[68] Der Börsenindex Dow Jones entwickelte sich nach stabiler Aufwärtsentwicklung seit einem Einbruch am 22. Februar seitwärts bis negativ.[69] Auch die europäischen Handelsplätze, insbesondere die Mailänder Börse, bekamen die Krise zu spüren; unter Druck gerieten namentlich die in Libyen engagierten Mineralöl- und Bauunternehmen (wie Eni, OMV, BASF mit ihrer Tochter Wintershall, Statoil oder Impregilo).[70]

Libyen ist als achtgrößter Erdölproduzent der Welt ein wichtiger Öl- und Gaslieferant für einige europäische Länder. Der durch den Bürgerkrieg bedingte Einbruch der Lieferungen ist für diese Länder spürbar, wenn auch kompensierbar. Die Exploration und Förderung durch alle großen und viele kleine Ölkonzerne hatte nach dem Ende der westlichen Sanktionen ab 2004 einen Aufschwung erlebt. Viele Investoren fürchteten Verluste, wenn ihnen teures Gerät, das sich noch nicht amortisiert hat, vor Ort verloren geht.[71]

Libysche Diplomaten im Ausland

Am 20. Februar 2011 legte der ständige Vertreter Libyens bei der Arabischen Liga, Abdel Moneim el Honi, aus Protest gegen die Gewalt gegen Demonstranten sein Amt nieder und erklärte, er schließe sich der Revolution gegen den Machthaber Gaddafi an.[72] Weitere libysche Diplomaten folgten in den nächsten Tagen seinem Beispiel. Der stellvertretende Botschafter Libyens bei den Vereinten Nationen, Ibrahim Dabbashi, erklärte am 21. Februar vor Reportern, dass Gaddafi dem libyschen Volk den Krieg erklärt habe und Völkermord verübe. Dabbashi forderte von der internationalen Gemeinschaft, ein Flugverbot für Libyen auszusprechen, damit das Regime keine weiteren Söldner, Waffen und Vorräte aus dem Ausland nach Libyen schaffen könne.

Am 25. Februar 2011 erklärte auch der ehemalige Außenminister und amtierende UN-Botschafter Libyens, Abdul Rahman Shalgham, dass er nun für das libysche Volk und nicht mehr für Gaddafi spreche. Er bat den UN-Sicherheitsrat in einem emotionalen Appell um Sanktionen gegen das Gaddafi-Regime.[73] Die Botschaften Libyens in Österreich und Schweden setzten die von den Aufständischen verwendete Flagge des Königreichs Libyen als Symbol des Seitenwechsels.[74][75] Am 5. März wurde bekannt, dass ein weiterer hochrangiger libyscher Diplomat, der in Namibia stationiert war, in ein Mittelmeerland geflohen war und sich vom Gaddafi-Regime losgesagt hatte.[76]

Vereinte Nationen

Am 26. Februar 2011 beschloss der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf einer Sondersitzung einstimmig die UN-Resolution 1970 (2011) nach Artikel 41 der Charta der Vereinten Nationen[77] und verhängte damit Sanktionen gegen Libyen: ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen für 16 führende Mitglieder der libyschen Regierung sowie das Einfrieren des Auslandsvermögens von sechs Personen des Gaddafi-Clans. Der Sicherheitsrat ging davon aus, dass es sich bei der Gewalt gegen die Bevölkerung um Verbrechen gegen die Menschlichkeit handle, und wies die libyschen Behörden zur Kooperation mit dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag an, obwohl Libyen nicht zu den Unterzeichnerstaaten des Rom-Statuts gehört, mit denen der ICC gebildet wurde.[78]

Der Chefankläger Luis Moreno Ocampo des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag nahm am 2. März Ermittlungen gegen Gaddafi und seine Söhne in Libyen wegen möglicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf. Er habe sich dazu nach vorläufiger Auswertung bislang zusammengetragener Informationen entschieden.[62]

Europäische Union

Die Europäische Union verurteilte erstmals am 20. Februar 2011 die staatliche Gewalt gegen die Demonstrationen.[79] Bundesaußenminister Guido Westerwelle bestellte aus demselben Grund am 21. Februar Dschamal el-Barag, den Botschafter Libyens, in das Auswärtige Amt ein.[80] Auf weiterreichende und schnellere Sanktionen gegen Libyen konnte sich die Europäische Union aufgrund von Widerständen der Mittelmeeranrainer Italien, Malta und Zypern zunächst nicht einigen.[81] Erst am 25. Februar einigte man sich.

Wie schon am 18. März 2011 angekündigt, hatten die EU-Außenminister am 21. März 2011 auf einem Treffen in Brüssel ihre Wirtschaftssanktionen gegen Tripolis verschärft. Die Kontoverbindungen für drei führende Geschäftsbanken und sechs weitere Firmen wurden gekappt. Zudem wurde beschlossen, das Vermögen von elf weiteren Vertretern der libyschen Staatsführung einzufrieren.[82] Nach einem Bericht vom 23. März 2011 erweiterte die EU ihre Sanktionen nochmals. Das Vermögen von 15 Unternehmen (Tochtergesellschaften des staatlichen libyschen Ölkonzerns) sowie weiterer zehn Personen soll gesperrt worden sein.[83] Bestandteil der erweiterten Sanktionen ist auch ein Flugverbot für sämtliche Flugzeuge aus Libyen sowie für Flüge, mit denen Waffen und Söldner nach Libyen befördert werden könnten. Es sollen auch alle Geschäftsbeziehungen mit den von Sanktionen betroffenen Firmen untersagt werden.[84]

Am 1. September 2011 berichtete die französische Zeitung Libération über einen Brief des libyschen Übergangsrates an die Regierung Katars vom 3. April 2011, zwei Wochen nach Beginn des militärischen Einsatzes von Frankreich in Libyen; eine Kopie dieses Briefs wurde abgedruckt. Vertreter des libyschen Übergangsrates versprachen demnach der französchen Regierung bei der Londoner Libyen-Konferenz vom 29. März 2011 35 Prozent der libyschen Ölreserven dafür, dass Frankreich die Rebellen als legitime Vertreter Libyens anerkennt und im Kampf gegen Muammar Gaddafi unterstützt. Zuvor hatte Katar zwischen Frankreich und dem Übergangsrat vermittelt.[85]

Vereinigte Staaten

Die Vereinigten Staaten verurteilten erstmals am 20. Februar 2011 die staatliche Gewalt gegen die Demonstrationen.[79] US-Präsident Barack Obama veranlasste am 25. Februar durch eine Executive Order mit sofortiger Wirkung Sanktionen gegen Oberst Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam al-Gaddafi, Mutassim Gaddafi, Khamis Gaddafi und Aisha Gaddafi. Das gesamte Vermögen und der Immobilienbesitz der Gaddafis in den USA wurden damit blockiert.[86] Rund 30 Milliarden US-Dollar (etwa 22 Milliarden Euro) an libyschen Geldern sollen in den USA gesperrt worden sein.[87]

Außenministerin Hillary Clinton sagte am 10. März 2011 vor einem Ausschuss des US-Kongresses, dass die USA ihre bestehenden Beziehungen mit der libyschen Botschaft in Washington suspendieren. Sie machte deutlich, weiter Kontakt zur libyschen Opposition zu suchen. Sowohl in den USA als auch auf ihrer für die folgende Woche geplante Reise nach Ägypten und Tunesien werde sie auf die Opposition zugehen, um zu erfahren, was die USA zusätzlich tun könnten. Nach einem US-Pressebericht unter Bezug auf einen Vertreter des US-Geheimdienstes hatte Gaddafi Bargeldreserven im Umfang von vielen Milliarden Dollar angelegt, die ihn gegen internationale Sanktionen immun machen. Der Direktor der National Intelligence James Clapper bezeichnete bei einer Senatsanhörung in Washington die libysche Luftabwehr als zweitgrößte der Region. Es gäbe 31 große Stellungen für Boden-Luft-Raketen und Gaddafis Truppen würden über große Vorräte an tragbaren Luftabwehrraketen verfügen.[88] Der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Thomas E. Donilon, hatte angekündigt, dass die USA ein Team von Helfern in den von den Rebellen kontrollierten Osten entsenden werden. Es handele sich dabei jedoch nicht um eine Militärintervention, sondern um eine rein humanitäre Mission.[89] Donilon erklärte, die US-Regierung sei bereit, Diplomaten zu Gesprächen mit Führern der Rebellen in den Osten Libyens zu entsenden.[63]

Präsident Barack Obama sagte am 11. März 2011 auf einer Pressekonferenz in Washington, dass er einen Sondergesandten für Kontakte zur libyschen Opposition einsetzen wolle. Am 15. März wurde in einem Pressebericht Chris Stevens als Sonderbeauftragter benannt. Stevens und Gene Cretz, ehemaliger US-Botschafter in Tripolis, waren dem Bericht nach bei einer Begegnung von Hillary Clinton und Mahmoud Jibril‎ vom Nationalrat der Aufständischen zu Gesprächen in Paris zugegen. Die Resolution der Arabischen Liga vom 12. März wurde von der US-Regierung als wichtiger Schritt begrüßt. Gleichzeitig wurde von ihr Unterstützung für die libysche Opposition angekündigt. Das Präsidentenamt gab bekannt, die USA bereiteten sich in enger Abstimmung mit ihren internationalen Partnern auf alle Eventualitäten vor.[90]

Arabische Liga

Die Arabische Liga beschloss am 22. Februar 2011, Libyen vorläufig von ihren Sitzungen auszuschließen. Das teilte die Organisation nach einer Dringlichkeitssitzung in Kairo mit.[91] Am 22. Februar 2011 trat die Arabische Liga angesichts der dramatischen Entwicklungen in Libyen zu einer Dringlichkeitssitzung in ihrem Hauptquartier in Kairo zusammen.[92] Gleichzeitig forderte die Liga von Libyen unter anderem die sofortige Wiederherstellung der Kommunikationsverbindungen und der Berichterstattung.[93]

Der ägyptische Generalsekretär der Liga Amr Musa befürwortete eine internationale Flugverbotszone über Libyen. Von wem sie militärisch durchzusetzen wäre, würde von der Beschlusslage im UN-Sicherheitsrat abhängen. Musa betrachtete es als eine humanitäre Aufgabe, dem libyschen Volk mit einer Luftraumsperrung in seinem Freiheitskampf gegen ein zunehmend menschenverachtendes Regime Beistand zu leisten.[94]

Afrikanische Union

Die Afrikanische Union (AU) verurteilte am 23. Februar 2011 das brutale Vorgehen der libyschen Sicherheitskräfte gegen regierungskritische Demonstranten scharf. Der Vorsitzende der AU-Kommission, Jean Ping, rief die libysche Regierung zu einem Ende des Blutvergießens auf. Nur Dialog könne zu einer angemessenen Lösung für die Probleme des Landes führen.[95] Auf diesem und folgenden Treffen befürwortete der AU-Sicherheitsrat die „Notwendigkeit der territorialen Integrität und der Einheit der Großen Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahiriyya“.[96]

Am 7. März 2011 kündigte die AU die Entsendung eines „Fact-Finding“-Komitees nach Libyen an. Gaddafi habe erklärt, er sei in ständigem Kontakt mit der AU gewesen und wolle zeigen, dass Berichte über Probleme in seinem Land eine Lüge seien.[97][98] Die AU ist der Überzeugung, dass nur eine politische Lösung den berechtigten Wunsch der libyschen Bevölkerung für Demokratie, gute Regierungsführung, Achtung der Menschenrechte und einen nachhaltigen Frieden erfüllen kann.[99]

Weblinks

 Commons: Bürgerkrieg in Libyen 2011 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Janathan S. Landay, Warren P. Strobel and Arwa Ibrahim (18. Februar 2011): Violent repression of protests rocks Libya, Bahrain, Yemen (englisch). Miami Herald. Archiviert vom Original am 20. April 2011. Abgerufen am 26. Februar 2011.
  2. Mark Tran (17. Februar 2011): Bahrain in crisis and Middle East protests – live blog (englisch). The Guardian. Abgerufen am 19. Februar 2011.
  3. Süddeutsche Zeitung: Mit Gewalt zum Erfolg; abgerufen am 21. Okt. 2011
  4. http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE79J08X20111020 Reuters.de, 20. Oktober 2011, Gaddafi ist tot]
  5. http://www.stern.de/politik/ausland/getoeteter-ex-diktator-gaddafi-libyer-wollen-leiche-sehen-1741793.html Stern.de 22.10.11, Todesumstände
  6. Libyen erklärt sich für befreit, n-tv.de vom 23. Oktober 2011. Abgerufen am 25. Oktober 2011.
  7. a b Shaping Change, Bertelsmann Stiftung. 2004. Abgerufen am 8. März 2011. 
  8. Libyan Arab Jamahiriya - Country profile of human development indicators, United Nations Development Programme. 2010. Abgerufen am 8. März 2011. 
  9. Human Development Index (HDI) - 2010 Rankings, United Nations Development Programme. 2010. Abgerufen am 8. März 2011. 
  10. Corruption Perceptions Index 2010: Tabellarisches Ranking, Transparency International. 25. Oktober 2010. Abgerufen am 20. Februar 2011. 
  11. Die neue Rangliste 2010! – Rangliste der Pressefreiheit weltweit, Reporter ohne Grenzen. 20. Oktober 2010. Abgerufen am 20. Februar 2011. 
  12. Arne Lichtenberg: Situation der Menschenrechte in Libyen, Deutsche Welle. 14. Mai 2010. Abgerufen am 20. Februar 2011. 
  13. Libya's jobless rate at 20.7 percent: report (englisch), Reuters. 2. März 2009. Abgerufen am 22. Februar 2011. 
  14. Education Index - Wikipedia, the free encyclopedia
  15. Rainer Hermann: Kämpfe und Gewalt – Die Gastarbeiter fliehen aus Libyen, Frankfurter Allgemeine faz.net. 27. Februar 2011. 
  16. Combined gross enrolment ratio in education (both sexes) (%), United Nations Development Programme. 2010. Abgerufen am 8. März 2011. 
  17. Hintergrund – Das Vermögen der Gaddafi GmbH, Zeit online. 27. Februar 2011. 
  18. Reinhard Baumgarten: Libyen: Wichtiger Erdöllieferant und Diktatur. In: tagesschau.de, 20. Februar 2011. 
  19. Gaddafis schwindende Macht– Libyen, ein Land zerfällt, Süddeutsche Zeitung. 23. Februar 2011. 
  20. Peter von Sivers: Nordafrika in der Neuzeit in Ulrich Harmann (Hrsg.):Geschichte der arabischen Welt, München 1991, ISBN 3-406-31488-0, S. 576,3.
  21. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2011, S. 3.
  22. Sky News: Rebels Celebrate As Isolated Gaddafi Rages, abgerufen am 17. Juni 2011.
  23. Reuters: Gaddafi says protesters are on hallucinogenic drugs, abgerufen am 17. Juni 2011
  24. MSNBC: Gadhafi blames bin Laden, drugs for Libya unrest, abgerufen am 17. Juni 2011
  25. American Embassy Tripoli: Extremism in Eastern Libya. In: wikileaks/The Guardian. 15. Februar 2008, abgerufen am 13. Juni 2011 (englisch).
  26. Dieter Nohlen, Franz Nuscheler (Hrsg.): Handbuch der Dritten Welt. Bd.6: Nordafrika und Naher Osten. Bonn 1993, ISBN 3-8012-0206-2, S. 236.
  27. Gaddafi’s Libya reminds U.S. who issued the first bin Laden arrest warrant
  28. Libyan rebel commander admits his fighters have al-Qaeda links
  29. Libya rebels rejects Gaddafi's al-Qaida spin, The Guardian, abgerufen am 17. Juni 2011.
  30. A vision of a democratic Libya, libyscher nationaler Übergangsrat, abgerufen am 17. Juni 2011.
  31. Reuters, abgerufen am 17. Juni 2011.
  32. Libya: Stalemate looms, warns Admiral Mike Mullen, BBC, abgerufen am 17. Juni 2011.
  33. Libyan writer detained following protest call (englisch), Amnesty International. 8. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011. 
  34. Die Zeit: 2. März 2011, Wie Gadhafi seinen größten Gegner empfing, abgerufen am 14. September 2011
  35. Selim Saheb Ettaba: Terbil: the face of Libya revolt. Dawn.com, abgerufen am 14. Oktober 2011 (englisch).
  36. Libyan police stations torched (englisch), Al Jazeera. 16. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011. 
  37. Deadly 'day of rage' in Libya (englisch), Al Jazeera. 18. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011. 
  38. Proteste in Libyen: Gaddafi setzt schwere Waffen gegen sein Volk ein. In: Spiegel Online, 20. Februar 2011. 
  39. a b Moni Basu, Amir Ahmed, Yousuf Basil, Greg Botelho, Salma Abdelaziz, Zain Verjee, Anderson Cooper, Holly Yan und Mitra Mobasherat: Clashes continue in Libya as protesters attempt to bury the dead (englisch). In: CNN.com, 20. Februar 2011. 
  40. Rebellen melden Befreiung Misuratas. 23. April 2011. Abgerufen am 27. August 2011. 
  41. Al Jazeera Live Blog, vom 26. Februar
  42. Berichte über Gaddafis Söldner: Letztes Aufgebot des Despoten Spiegel Online vom 22. Februar 2011
  43. Human Rights Council: Report of the International Commission of Inquiry, 1. Juni 2011, S. 65–67.
  44. Patrick Cockburn: Amnesty questions claim that Gaddafi ordered rape as weapon of war. In: The Independent. 24. Juni 2011, abgerufen am 27. Juni 2011 (englisch).
  45. Captured Gaddafi soldiers, including foreign fighters, tell of low morale, Washington Post, abgerufen am 8. Juli 2011.
  46. Who is fighting for Gaddafi?, NPR, abgerufen am 8. Juli 2011.
  47. Der Spiegel: Rebellen verjagen Gaddafi-Truppen aus Adschdabija, 26. März 2011.
  48. Nato will Sieg über Gaddafi: Rebellen wollen Tripolis. 25. August 2011. Abgerufen am 27. August 2011. 
  49. tagesschau.de: Tobender Gaddafi beschwört sein Lebenswerk, abgerufen am 14. September 2011
  50. Kareem Fahim und Mark Mazzetti: Rebels’ Assault on Tripoli Began With Careful Work Inside, NY Times, 22. August 2011
  51. Charles Levinson: Regime Digs In Against Rebels, Wall Street Journal, 23. August 2011
  52. Libyan rebels seize Gaddafi compound (engl.), abgerufen am 14. September 2011
  53. Der Spiegel: Rebellen plündern Gaddafis Residenz, abgerufen am 23. August 2011
  54. Libysche Rebellen melden Eroberung von Tripolis, Reuters. 22. August 2011. 
  55. Übergangsregierung nimmt Arbeit in Tripolis auf. 27. August 2011. 
  56. Vergeltung für Revolte ORF, 25. September 2011
  57. Human Rights Council: Report of the International Commission of Inquiry. 1. Juni 2011, S. 6, 68–71.
  58. Libya unrest: UN urges mass border evacuation. In: BBC News Africa. 2. März 2011, abgerufen am 29. April 2011.
  59. UNO-Vertreterin: 1500 Flüchtlinge aus Libyen kamen nie an. Tagesschau SF vom 7. Juni 2011
  60. Küstenwachen sollen Schiffbrüchige im Stich gelassen haben. auf: Spiegel online. 9. Mai 2011.
  61. FAZ.net, 7. März 2011 Abruf am 8. März 2011
  62. a b Aufstand in Libyen Minutenprotokoll. auf: Spiegel Online. Abruf am 3. März 2011
  63. a b US-Geheimdienstchef bezweifelt Sieg der Gadhafi-Gegner. In: Zeit Online. 11. März 2011, abgerufen am 11. März 2011.
  64. Rebellen leisten Gaddafi heftigen Widerstand. In: Tagesspiegel Online. Der Tagesspiegel, 20. März 2011, abgerufen am 20. März 2011.
  65. Aufstand in Libyen: Die Flüchtlinge von Salloum. In: TAZ.de. 23. Februar 2011, abgerufen am 20. März 2011.
  66. Leaders discuss Libya’s political future and humanitarian situation in the country. In: UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA). UN, 29. März 2011, abgerufen am 31. März 2011 (englisch).
  67. Aktueller Ölpreis, in finanzen.net
  68. Aktueller Goldpreis, in finanzen.net
  69. Kursdaten für Dow Jones 30 Industrial, in finanzen.net
  70. Revolte in Nahost: Ölkonzerne fliehen aus Libyen - manager-magazin.de - Politik
  71. Michael Thumann: Libyen, die kleine Nummer. In: Zeit Online Wirtschaft. 6. April 2011, abgerufen am 7. April 2011.
  72. Aus Protest gegen Gewalt: Vertreter Libyens bei Arabischer Liga tritt zurück Tagesschau.de online, 20. Februar 2011.
  73. faz.net: UN empfiehlt Suspendierung Libyens
  74. ORF: Zeit in Bild, 25. Februar 2011, Sendung von 19:30 Uhr
  75. Ambassaden hissar Libyens frihetsflagga - Nyheter - Senaste nytt|Expressen - Nyheter Sport Ekonomi Nöje
  76. Das Minutenprotokoll der Revolution. auf: Spiegel online. 5. März 2011, Abruf am 8. März 2011
  77. vgl. UN-Sicherheitsrat beschließt Sanktionen bei tagesschau.de, 27. Februar 2011 (aufgerufen am 27. Februar 2011)
  78. UN News Centre (26. Februar 2011): Security Council imposes sanctions on Libyan authorities in bid to stem violent repression (englisch). United Nations. Abgerufen am 28. Februar 2011.
  79. a b Proteste gegen Gaddafi erreichen Hauptstadt Tripolis, Die Presse vom 20. Februar
  80. Westerwelle bestellt libyschen Botschafter in Deutschland ein. 21. Februar 2011. Abgerufen am 22. Februar 2011. 
  81. Mittelmeerländer verhindern schnelle Sanktionen gegen Libyen. 23. Februar 2011. 
  82. Libyen: Luftangriffe fortgesetzt / NATO noch nicht einig über Beteiligung an Militäreinsatz. In: Deutschlandfunk Nachrichten 10:00 bis 23:00 Uhr. Deutschlandradio, 21. März 2011, abgerufen am 21. März 2011.
  83. Die Nato setzt das Waffenembargo gegen Libyen um. In: NZZ Online. NZZ, 23. März 2011, abgerufen am 26. März 2011.
  84. EU weitet Libyen-Sanktionen aus. In: news ORF.at. ORF, 23. März 2011, abgerufen am 31. März 2011.
  85. Vittorio de Filippis: Pétrole: l’accord secret entre le CNT et la France. In: Libération vom 1. September 2011, abgerufen am 6. Oktober 2011.
  86. 2011libya.eo
  87. USA frieren 30 Milliarden Dollar an libyschen Guthaben ein|STERN.DE
  88. derStandard.at, Sarkozy will EU gezielte Luftangriffe auf Libyen vorschlagen, 10. März 2011 Abruf am 10. März 2011, ca. 22:30 Uhr
  89. U.S. to send aid teams to rebel-held eastern Libya
  90. Arabische Liga für UN-Flugverbotszone. In: derStandard.ag. 13. März 2011, abgerufen am 13. März 2011.
  91. Arabische Liga will Libyen vorerst von Treffen ausschließen – Die Arabische Liga will Libyen bis auf Weiteres von Treffen der Organisation ausschließen. In: stern.de, 22. Februar 2011. Abgerufen am 23. Februar 2011. 
  92. Aufstand in Libyen: Ägypten verstärkt Grenzschutz - Italien entsendet Kriegsschiff. In: RIA Novosti, 22. Februar 2011. 
  93. Tagesspiegel, 23. Februar 2011 Abruf am 7. März 2011
  94. Ich rede von einer humanitären Aktion. In: Tages-Anzeiger. 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011.
  95. AU: Afrikanische Union verurteilt Gewalt in Libyen|News|ZEIT ONLINE
  96. COMMUNIQUE OF THE 261ST MEETING OF THE PEACE AND SECURITY COUNCIL. Abgerufen am 15. August 2011.
  97. NZZ, Chronologie der Ereignisse in Libyen vom Montag, 7. März 2011 Abruf am 9. März 2011, ca. 18:10 Uhr
  98. Thomson Reuters Foundation: Trust.org, African Union to send fact-finders to Libya-Gaddafi, 7. März 2011 Abruf am 9. März 2011, ca. 19:10 Uhr
  99. PRESS STATEMENT OF THE 285th MEETING OF THE PEACE AND SECURITY COUNCIL. Abgerufen am 15. August 2011.

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