Altenhammer (Flossenbürg)

Altenhammer (Flossenbürg)
Hochwasser am 28. Mai 2006

Altenhammer ist ein Ortsteil der Gemeinde Flossenbürg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab, Bayern.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Altenhammer befindet sich zwischen dem Markt Floß und der Gemeinde Flossenbürg, welche circa 4 bzw. 2 km entfernt liegen. Die tschechische Grenze befindet sich in einer Entfernung von circa 6 km Luftlinie.

Eine Besonderheit zeigt sich in der doppelten Verwaltung Altenhammers. Der Ablauf des Gaisweihers, einer beliebten Bade- und Campingstelle in Flossenbürg, heißt Gaisbach und fließt mitten durch den Ort. Genau an dieser natürlichen Grenzlinie entlang verlaufen die Grenzen der beiden Verwaltungsgebiete, deshalb spricht man auch vom „geteilten“ Altenhammer. Die Grundstücke an der Ostseite des Gaisbachs gehören zu Flossenbürg, während diejenigen an der Westseite zu Floß gehören. Außerdem ist ein Ortsteil des Markts, Floß-Tannenweg, direkt an Altenhammer angegliedert.

Nachbarortschaften von Altenhammer sind der Plankenhammer, in dem sich vor 50 Jahren einmal ein Porzellanfertigungsbetrieb befand, sowie die Rückersmühle, ein weiterer Ortsteil von Flossenbürg.

Altenhammer kann in vier Ortsteile gegliedert werden: Der Kleeberg am nordöstlichen Ortsende, der Kapellenberg am südöstlichen Ende, der ehemalige Waffenhammer im Südwesten und das Dorf selber.

Geschichte

Erstmalige Erwähnung

Die erstmalige Erwähnung der Ortschaft stammt aus dem Jahr 1280, wo von einem „hamer Vnder Flozz“ die Rede ist. Es existieren weiterhin jedoch auch von 1374 Quellen aus Neuburg, welche ebenfalls auf Altenhammer verweisen: „[...] den kauffbrief Ulrichs Heckel zu Floß, Besagent sein Hamerstat an dem Wasser Floß genannt [...]“.

Häufiger Eigentümerwechsel in der Vergangenheit

Die Ortschaft wurde im Laufe der Zeit immer wieder eingetauscht bzw. verkauft; beispielsweise 1695, als der Besitzer Georg Urban den Hammer gegen die Blendersmühle in Floß eintauscht. Das beweist die folgende Urkunde:

Demnach bei dem durchlauchtigsten Fürsten [...], Christiano Augusto, [...] in Bayern Herzog [...] untertänigst zu erkennen gegeben, dass er [...] vernommen, als wären Seine hochfürstl. Durchlaucht gewillt, ein Hammerwerk in dem Pflegeamt Flossenbürg aufrichten zu lassen und dass dazu u. a. seines Bruders Mühle, ein altes, befreites Hammergut, in Vorschlag gekommen sei. [...]
Wenn ein Tausch mit der hochfürstl. Blendersmühl beliebet werden möchte, würde sich Urban auf dem Altenhammer willigst zu Verhandlungen einfinden.

Der Beginn der Unabhängigkeit

Zu der Zeit mussten die Bewohner Altenhammers noch Frondienste an Flossenbürg und Parkstein abtreten:

Endlich muß auf der Sägmühl der hochfürstl. Herrschaft jährlich eine Anzahl Bretter um den halben Lohn geschnitten oder 4 Tage mit der breiten Hacke Scharwerk zu dem Haus Flossenbürg geleistet werden.

Dies änderte sich jedoch im Jahre 1734. Es bot sich den Besitzern die Möglichkeit, den Altenhammer – oder Sperlhammer, wie er jetzt umgangssprachlich bezeichnet wurde – mit allen Sonderrechten und Privilegien vom verschuldeten sulzbachischen Herzog zu kaufen. Der Kauf, von dem folgender Vertrag überliefert ist, lautet wie folgt:

Wir von Gottes Gnaden Karl Philipp, [...] in Bayern Herzog [...], tuen hiemit kund [...], dass nachdem Wir [...] zu einiger Abtilgung der [...] Schulden für ratsam befunden, ein und andere Güter und Grundstücke und unter solchen auch das Hammerwerk ob Floß zu verkaufen, und nun solches sich der dermalige Beständner dieses Hammerwerks, Nikolaus Sperl, als Käufer gebührend gemeldet und angegeben [...], beschlossen und ihm all Obiges käuflich zu überlassen paktiert [...] wie folgt. [...] Käufer soll für all Obiges 9000 Gulden Kaufschilling dergestalten bezahlen, dass er gleich bar bezahlt 7000 Gulden und die übrigen 2000 Gulden aber nächstkünftig Allerheiligen völlig abführt [...]. Gleichwie nun die 7000 Gulden bereits bar und ohne Abgang erleget sind, also wird auch Käufer darüber in bester Form rechtens quittiert [...], ruhigen Besitz wirklich gesetzet [...]. Urkundlich haben Wir gegenwärtigen Kauf- und respektive Quittungsbrief gnädigst genehmet und [...] bestätigt, auch solche dem Käufer zu Händen stellen lassen. So gegeben und geschehen Sulzbach, den 13. Juli, nach Christi unseres einzigen Erlösers und Seligmachers gnadenreicher Geburt des eintausend siebenhundert und vierunddreißigsten Jahres.

Die Eisenbahn in Altenhammer

Am 28. Mai 1898 beantragte die Firma Gebrüder Steinhardt beim königlichen Staatsministerium die Genehmigung technischer Vorarbeiten für eine Lokalbahn Floß–Flossenbürg, an der bei Kilometer 5 die „Haltestelle Altenhammer“ erreicht werden sollte. Der Antrag erwies sich aber nicht als erfolgreich und wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt.

Am 21. September 1902 wurde von der Gemeinde Flossenbürg ein zweites Gesuch eingereicht mit der Begründung, dass der Verkehr zwischen Floß und Flossenbürg immer stärker werde, sodass eine Bahnlinie ein unabdingbares Bedürfnis geworden sei. Dieser Versuch scheiterte jedoch ebenfalls; so auch das dritte Gesuche, das am 12. April 1904 an die Staatsregierung eingereicht wurde.

Am 7. November 1906 wiederholte die Gemeinde Floß ihre Bitte um Erbauung der Bahn, und die Firma Steinhardt schrieb am 16. November, dass sie beabsichtigt, in Altenhammer eine neue Fabrik zu errichten, die jährlich 1500 Waggons versenden würde. Täglich bräuchte man dann für diesen Betrieb 25 bis 30 Waggons Kohle und andere Materialien. Nach nochmaliger Prüfung und Kostenberechnung konnte die Bahn dann doch noch gebaut werden. Nach ihrer Fertigstellung wurde sie am 1. Mai 1913 eingeweiht.

Im Jahre 1959 wurde der Personenverkehr der Eisenbahn aufgrund von Unrentabilität eingestellt; die völlige Beendigung des Transports erfolgte am 27. Mai 1973. Wenig später wurden die Gleisanlagen abgebaut und die Grundstücke veräußert.

Geschichtliche Entwicklung seit 1700

Im Jahr 1700 erwog die fürstliche Hofkammer in Sulzbach, in Altenhammer einen Hochofen zu errichten, jedoch scheiterte dieses Vorhaben aufgrund einer Verschlechterung der Situation in der Eisenindustrie. Zu dieser Zeit verzeichnete Altenhammer laut Berichten aus dem fürstlichen Pflegeamt in Flossenbürg „6 Familien, darunter 4 Inleut“. Letztere sind vergleichbar mit Einwohnern ohne eigenen Besitz, wie Arbeiter, Tagwerker oder Hirten. 1771 zählte man bereits „7 Familien, darunter ein Polierer, zwei Schmiede, zwei Schleifer, ein Zimmermann, ein Kohlenbrenner und ein Waffenschmied“.

Nach einem weiteren Verkauf des Ortes wurde Daniel Sperl neuer Eigentümer. Er erwarb ein herzogliches Salzmonopol, da er die Verpflichtung einging, das erzeugte Eisen der Hammer an die Donau flussabwärts zu verfrachten und von dort das kostbare Salz wieder mitzubringen.

Am 6. August 1726 verkaufte der Herzog von Sulzbach für 60 Gulden ein Grundstück seines Besitzes Altenhammer an den Huf- und Waffenschmied Balthasar Altenöder zur Erbauung einer Waffenschmiede. Dieser „Ortsteil“ vom Altenhammer bekam im Volksmund den Namen Waffenhammer, welcher den Inhabern in kurzer Zeit zu Wohlstand verholfen haben soll. Es kam der Spruch auf: „Mit jedem Hammerschlag dem Herrn einen Kreuzer in die Tasche.“ Später wurde der Waffenhammer von Franz Friedrich Bernhard von Sperl zum Sperlbesitz Altenhammer dazugekauft.

Im Laufe der Zeit verlor die oberpfälzische Eisenindustrie immer mehr Boden gegenüber der englischen und der rheinischen, und die Situation im mittlerweile stattlichen Gut Altenhammer verschlechterte sich immer mehr. Deshalb versuchte man, den Altenhammer noch kurzfristig zu retten, indem man sich ab 1740 auf das Polieren von Glas umstellte. Der Ruin war aber nicht mehr aufzuhalten, und das Geschäft brach schließlich mit der Errichtung der Maxhütte vollends zusammen. 1880 kam es dann zur Zwangsversteigerung, bei der die in Floß ansässige Gesellschaft Gebrüder Steinhardts Söhne den Altenhammer kaufte. Die Firma erfreute sich während des ersten Jahrzehnts der Beihilfe von Seiten des wohlhabenden Privatmanns Johann Meissner. Er war anfangs Mitinhaber des Altenhammer, stieg aber nach dem ersten Jahr wieder aus. Ab diesem Zeitpunkt war das Hammerwerk für immer außer Betrieb. Die Firma betrieb dafür ausgedehnte Schleif- und Polierwerke, eine Spiegelglasfabrik, eine Mahl- und Sägemühle, große Steinbrüche und auch Landwirtschaft. Fast jedes Haus, das am Gaisbach lag, wurde zu einer Glasschleife oder Poliere ausgebaut. Das Geschäft ging sehr gut und sogar das Ausland wurde beliefert.

Bauanträge, die von der Firma Steinhardt eingereicht wurden:

Datum Auftrag
15. Mai 1922 Errichtung eines Stall- und Schleifgebäudes
17. August 1923 Bau eines Schleif- und Polierwerks
20. Juli 1923 Bau einer Schmiede mit Wohnung
20. Januar 1925 Errichtung eines Arbeiterwohnhauses

1928 entsprach das Glas aufgrund von Vernachlässigung nicht mehr den Qualitätsansprüchen. Die Firma kam somit in finanzielle Schwierigkeiten. Der letzte Versuch, die Firma noch zu halten, war die Gründung einer Aktiengesellschaft, doch konnte sie am Ende nicht mehr gerettet werden und musste schließlich 1931 den Konkurs anmelden.

1933 erwarb Walter Obavsky die Fabrikhalle in der Ortsmitte, und errichtete darin einen Betrieb zur Herstellung von Cellophanwurstdärmen. Dieser Betrieb galt zum Teil als Versuchsbetrieb und wurde von der Reichsregierung finanziell unterstützt. Die dabei anfallenden, ungenügend gereinigten Abwässer vernichteten den gesamten, vormals sehr reichen Fischbestand des Floßbachs, der durch Altenhammer fließt. Diese Fabrik musste, da sie schon lange Jahre stillgelegt und baufällig war, dem Straßenbau im Jahre 1981 weichen.

Nach einem weiteren Verkauf Altenhammers wurden die bereits angelegten Bachläufe mit ihren starken Gefällen durch Einbau von Turbinen mit Generatoren zur Stromerzeugung genutzt. Dabei entstanden die Kraftwerke Kleeberg und Waffenhammer. Letzterer wurde durch den Bau des neuen „Werkbaches“ 1935 mit Wasser versorgt, wobei der Sägeweiher als Wasserspeicher diente. Die Glas- und Polierwerke wurden stillgelegt. Sie waren es auch, die den Verlust des Alleinbesitzes seit 1280 einleiteten. So wurden bereits in den späten 1930er Jahren die ersten Häuser verkauft.

Das neue Gutshaus wurde 1936 zu einem Gasthaus umgebaut und somit die Gaststättenkonzession vom früheren „Nägerwirtshaus“ ins umgebaute Herrenhaus verlegt. Damit konnte die bereits 1721 erteilte Schankerlaubnis nun gewinnbringend genutzt werden.

Nachdem der Gastwirt Heinrich Güntner das Gasthaus 2 Jahre lang in Pacht hatte, kaufte er es am 16. Januar 1939. Nach dem Verkauf weiterer Häuser wechselten auch viele Steinbrüche ihren Besitzer. Diese bildeten damals den Haupterwerbszweig der Bevölkerung.

Zeitweise bestand während dem Zweiten Weltkrieg ein Konzentrationslager der SS als Außenlager des KZ Flossenbürg im Ort. In den letzten Kriegsjahren wurde nämlich ein Teil der Regensburger Messerschmittwerke nach Flossenbürg verlegt, wobei auch eine Produktionsstätte in Altenhammer zum Bau der Messerschmitt Bf 109 errichtet wurde. Sie hatte einen eigenen Gleisanschluss. Diese Halle jedoch wurde gleich nach dem Krieg wieder abgebrochen. Der dort vorhandene Gleisanschluss wurde bis zum Abbau der Gleisanlagen als Verladestation für Steine und andere Güter verwendet.

1951 musste auch diese Firma den Konkurs anmelden. Dabei erwarb der Kaufmann Xaver Männer aus Cham 1953 die Elektrizitätswerke mit den dazugehörigen Weihern, Wasserrechten und Bachläufen. Durch den Konkurs der Firma Krapf und Trinklein ging auch das Eigenjagdrecht des Altenhammer verloren und wurde in die Gemeindejagd Flossenbürg eingegliedert.

1955 wurde das ehemalige Dampfwerkgebäude umgebaut und an die Leichtmetallgießerei Schulte & Schmidt aus Nürnberg verpachtet.

1976 erweiterte die Firma Schulte & Schmidt wegen starker Expansion ihren Betrieb und errichtete auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände in Flossenbürg ein neues Fabrikgebäude.

Wirtschaft

In Altenhammer ist der Granitabbau der vorherrschende Industriezweig; dafür ist die Qualität des Gesteins jedoch überregional bekannt. Außerhalb des Ortes befindet sich ein Steinbruch und innerhalb Altenhammers der werkszugehörige Granitverarbeitungsbetrieb.

Weblinks

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