Flossenbürger Granit

Flossenbürger Granit
Flossenbürger Granit, Typ Blau, Oberfläche poliert, Muster ca. 20 x 15 cm
Ruine der Burg Flossenbürg auf dem Schalendom aus Flossenbürger Granit
Deutlich sind die großflächigen schräggelagerter Abbauflächen des Flossenbürger Granit zu sehen

Der Flossenbürger Granit wird im Oberpfälzer Wald in der Oberpfalz in der Umgebung der Stadt Flossenbürg gewonnen. Es handelt sich um einen gelbgrauen mittelkörnigen Granit, der nachweislich seit 1769 bis zum heutigen Tage im Jahre 2009 in mehreren Steinbrüchen abgebaut wird. Es ist ein Zweiglimmer-Granit aus dem Oberkarbon. Es gibt zwei Gesteinstypen, den Flossenbürg Blau und den Flossenbürg Gelb-Grau.

Inhaltsverzeichnis

Mineralbestand

Dieser Granit enthält 36 Prozent Quarz, 31 Prozent Alkalifeldspat, 19 Prozent Plagioklas, 6 Prozent Biotit, 5 Prozent Muskovit und Chlorit sowie 3 Prozent Akzessorien wie Apatit, Turmalin und opakes Erz.[1]

Durch Limoniteinlagerung ist dieser Granit schwach gelblich gefärbt und Quarz verleiht ihm die blaugraue Farbe. Die Glimmereinlagen sind Biotit und Muskovit. Biotiteinlagerungen erzeugen das körnige Gefüge und Muskovit zeigt sich in Form kleinster silbrig glänzender Schuppen. Die Korngrößen liegen bei ca. 1,5 bis 2,0 Millimeter.

Geologie

Der Flossenbürger Granit ist Teil des Nordoberpfalz-Plutons, das sich über eine Fläche von 50 x 20 Kilometer erstreckt. Das gesamte Pluton entstand vor rund 300 bis 350 Millionen Jahren und der Flossenbürger Granit vor etwa 310 Millionen Jahren.[2] Als Kontinente kollidierten, drangen Magmenblasen in die Erdkruste. Das Magma erstarrte in mehreren Kilometern Tiefe. Als das Gebiet angehoben wurde, trat dieser Granit an die Erdoberfläche. Er bildete einen Teil der variskischen Orogenese, einer Gebirgsbildung.

Die Granite entstehen im Erdinneren unter hohen Druckverhältnissen und beim Aufstieg an die Erdoberfläche wird das Vorkommen entlastet und dadurch bilden sich Klüfte, die beim Flossenbürger Granit parallel zur Erdoberfläche verlaufen. Diese waagerechten Klüfte sind oberflächennah in geringem Abstand und der Abstand dieser waagerechten Klüfte nimmt in der Tiefe ab.

Eine geologische Besonderheit ist der Schalendom aus Granit auf dem sich die Burg Flossenbürg befindet. Der Schalendom ist Teil des Bayerisch-Böhmischen Geoparks und der Schloßberg ist ein Naturschutzgebiet in dem kein Granitabbau seit den 1960er Jahren stattfindet.

Vorkommen und Verwendung

Der Flossenbürger Granit ist eines von drei großen Vorkommen, dem Leuchtenberger Granit, Flossenbürger Granit und Bärnau/Rozadov-Granit.[3] Das Vorkommen erlaubt die Gewinnung großvolumiger Rohblöcke, da die Gesteinbänke senkrecht kaum zerklüftet sind.

Flossenbürger Granit ist sehr verwitterungsbeständig, verschleißfest, polierbar und gegen chemische Aggressorien stabil. In der manuellen Steinbearbeitung gilt er als „pelzig“, das heißt, dass er mit höherem Kraftaufwand als andere Granit zu bearbeiten ist. Verwendet werden kann dieser Granit als Bodenbelag, Pflastersteine, Quadermauerstein, Treppen- und Fassadenbelag, Fenster- und Türumrahmungen, für Brückenbauwerke, Grabsteine, Bord- und Grenzsteine sowie Skulpturen.

Geschichte der Steingewinnung

Ab 1769

Seit 1769 wird Granit in Flossenbürg abgebaut. 1802 berichtet der Regierungsrat Johann Daniel Höck, dass „sich der Flossenbürger Granit wegen seines feinern Kerns etwas feiner bearbeiten“ lässt und dass die Flossenbürger Steine wohl jedem Oberpfälzer bekannt sind. Die damals hergestellten Werksteine waren Gegenstände des Bauwesens und Alltagsgebrauchsgegenstände wie beispielsweise Mauersteine, Treppen, Tür- und Fensterumrahmungen, Gartenpfosten, Wassertröge, Krautfässer usw..[4] 1814 kaufte die Gemeinde Flossenbürg den Schlossberg und verpachte diesen gegen einen „Bruchzins“. Den größten Steinbruch am Schlossberg hatte 1865 Johann Georg Horn.[5]

Als sich in Deutschland die Granitindustrie entwickelte, entstanden ab 1850 Verarbeitungsbetriebe in unmittelbarer Nähe der Granitvorkommen. In Flossenbürg wurde diese Entwicklung durch den Bau der Eisenbahn im Jahre 1886 bis nach Floß begünstigt, da dies die Transportkosten senkte. Aber erst 1913 wurde Flossenbürg an das Eisenbahnnetz nach Floß angeschlossen. Das in jener Zeit sich entwickelnde Eisenbahnwesen gab den Granit-Steinbrüchen neuen Aufschwung, da Brücken- und Gleisanlagen für die Eisenbahn sowie Wasserstauanlagen aus beständigem Steinmaterial gebaut wurden. Damals wurden 25 Steinbrüche in Flossenbürg mit 300 Arbeitern gezählt.[5]

Die Wirtschaftskrise von 1929 traf die mittelständische Granitindustrie und die Steinbruchunternehmungen besonders stark, von 1929 bis 1931 mussten alle Betriebsstätten schließen. Es gab kaum Beschäftigungsalternativen in Flossenbürg, da hier der Tourismus als Alternative nicht so stark wie in anderen Gebieten der Oberpfalz entwickelt war. Durch die Bauplanung der Nationalsozialisten wurde verstärkt Naturstein nachgefragt und in der Granitindustrie herrschte ab 1934 wieder Vollbeschäftigung, wobei vor allem Granitmaterial für das Bauvorhaben des Reichsparteitagsgelände in Nürnberg produziert wurde.[6]

Ab 1938

An der Saalebrücke der A72 wurden Quader des Flossenbürger Granit, Mauthausener Granit und Lausitzer Granit verbaut (Baubeginn war 1937 und Bauende 1940).

Am 29. April 1938 wurde in Berlin die Deutschen Erd- und Steinwerke (DESt) als Unternehmen der SS gegründet und von ihr das KZ Flossenbürg aufgebaut. Dort mussten bis 1945 KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben.

Zu Beginn des Lageraufbaus hatten die Häftlinge das Steinbruchgelände mit einfachen Werkzeugen wie Spitzhacke und Schaufeln zu erschließen und den Steinmetzen, die zum Teil aus Flossenbürg kamen, Zuarbeiten und Handlangerdienste beim Aufbänken der Steine zu leisten.

1940 arbeiteten 902 Häftlinge für die DESt im KZ Flossenbürg für die Steinproduktion. 1939 und 1940 produzierten die Häftlinge vor allem Werksteine für Brücken- und Straßenbauprojekte.[7] Heinrich Himmler besuchte das KZ-Flossenbürg im April 1940 und ordnete zum Aufbau der Reichshauptstadt Berlin (Projekt Welthauptstadt Germania) eine Produktion von 100.000 m³ Steinmaterial bis ins Jahr 1943 an, davon sollte Flossenbürg jährlich 12.000 m³ liefern. Da die Werksteinproduktion trotz gesteigerter Leistung nicht der geforderten Qualität entsprach, wurden im Wintersjahr 1941 179 Häftlinge zu Steinmetzen ausgebildet und 1942 etwa 500.[8] Ab Oktober 1942 mussten zusätzlich 500 Rotarmisten in den Steinbrüchen arbeiten.

Nach 1945

Bis in die heutige Zeit wird in Flossenbürg Granit abgebaut, auch der KZ-Steinbruch wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiter betrieben. 2006 wurde das KZ-Gelände mit dem Steinbruch zum Denkmal erklärt.

Am Schlossberg, auf dem bis 1958 abgebaut wurde, ist aus Naturschutzgründen ein weiterer Abbau nicht mehr möglich.

2009 produzierten noch vier Granitindustriebetriebe in Flossenbürg.

Steinhauermuseum und "Weg des Granits"

Rund um den Schlossberg führt ein 1,8 Kilometer langer Weg des Granits mit einer Steinhauerhütte, Loren zum Steintransport und Bearbeitungsmustern dieses Granits. Des Weiteren gibt es ein Steinhauermuseum in Flossenbürg.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Wolf-Dieter Grimm, Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Gesteins Nr. 004, Lipp-Verlag. München 1990. ISBN 3-87490-535-7
  2. Bayerisches Landsamt für Geologie: Schlossberg Flossenbürg, abgerufen am 24. Juli 2009
  3. Geopark Bayern, abgerufen am 24. Juli 2009
  4. Paul Praxl: Die Geschichte des Granitgewerbes in Ostbayern, S. 97, hrsg. v. Winfried Helm (Hrsg.). In: Granit, Kellberg 2007. ISBN 978-3-00-023087-5
  5. a b Praxl: Geschichte des Granitgewerbes, S. 98
  6. Wolfgang Benz & Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück. S. 18, Beck, München 2006 (Band 4), ISBN 978-3-406-52964-1 Google-Fragment Online verfügbar
  7. Benz: Ort des Terrors, S. 30
  8. Benz: Ort des Terrors, S. 32
49.73382812.34462

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