Andosol

Andosol

Andosol (von jap. an do, ‚schwarzer Boden‘ und lat. sol, ‚Boden‘) ist eine der 32 Referenz-Bodengruppen der World Reference Base for Soil Ressources (WRB). Die Gruppe umfasst vor allem Böden, die aus der Asche von Vulkanen entstanden sind. Unter sauren Verwitterungsbedingungen können Andosole in humiden und semihumiden Klimabedingungen auch aus anderem Ausgangsmaterial entstehen, das reich an Silikaten ist, so etwa Löss, Gesteine mit hohem Anteil von Tonmineralen oder Verwitterungsdecken der ferralitischen Verwitterung.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung und Definition

Andosole nach der WRB-Klassifikation entsprechen teilweise den Andisolen, einer der zwölf Hauptgruppen der USDA-Bodenklassifikation. Im japanischen System ist der Bodentyp des Kuroboku ähnlich definiert, im französischen System werden vergleichbare Böden ebenfalls Andosol oder Vitrisol genannt.

Kennzeichnende Bodenhorizonte

In der WRB-Bodenklassifikation sind Andosole definiert als Böden mit andic- oder vitric-Eigenschaften (siehe unten), die innerhalb des obersten halben Meters keinen der nachfolgenden Bodenhorizonte aufweisen:

  • tonreicher Unterbodenhorizont (argic)
  • durch Umlagerung aluminium- und eisenreicher Bodenhorizont ohne Eisen-Konkretionen (ferralic)
  • eisenreicher Bodenhorizont mit einem Anteil von Eisen-Konkretionen zwischen 15 und 40 % (plinthic)
  • eisenreicher Bodenhorizont mit einem Anteil von Eisen-Konkretionen über 40 % (pisoplinthic)
  • eisenreicher Bodenhorizont mit plattigen, harten Eisen-Konkretionen (petroplinthic)
  • Illuvialhorizont mit amorphem organischem Material und Aluminium oder Eisen (spodic).

Zusätzlich müssen sie

  • in einer Tiefe von nicht mehr als 25 cm beginnen und innerhalb eines Meters eine Gesamt-Mächtigkeit von mindestens 30 cm erreichen

oder

  • mindestens 60 % der Bodenmächtigkeit oberhalb einer verhärteten Lage oder des Felsuntergrundes einnehmen.

Die andic-Eigenschaft

Die andic-Eigenschaft ist in der WRB wie folgt definiert:

  • mindestens zwei Prozent (Alox + ½Feox)-Gehalt (s.u.)
  • höchstens 0,9 kg/dm3 Lagerungsdichte
  • mindestens 85 Prozent Phosphat-Rückhaltevermögen
  • weniger als 25 Prozent organischer Kohlenstoff.

Dabei ist Alox und Feox der Aluminium- und Eisen-Gehalt im sauren Oxalat-Extrakt in Prozent der bei 105 °C getrockneten Feinerde (0–2 mm).

Die andic-Eigenschaft kann je nach dem Silizium- und Aluminium-Gehalt in silandic und aluandic weiter unterteilt werden.

Die vitric-Eigenschaft

Die vitric-Eigenschaft ist in der WRB wie folgt definiert:

  • vulkanische Gläser mit einem Anteil von mindestens 5 % in der Fraktion 0,05 – 2 mm bzw. in der Fraktion 0,02 – 0,25 mm (bezogen auf die Zahl der Bodenteilchen)
  • mindestens 0,4 % (Alox + ½Feox)-Gehalt
  • mindestens 25 Prozent Phosphat-Rückhaltevermögen
  • weniger als 25 Prozent organischer Kohlenstoff
  • die Nichterfüllung mindestens eines Kriteriums der andic-Eigenschaft.

Eigenschaften

Die Böden sind durch ihre braune bis pechschwarze Schichtung gekennzeichnet, mit meist gröberer Korngröße. Das lockere Bodengefüge führt unter feuchten Bedingungen zur raschen Verwitterung und Bildung von organo-mineralischen Komplexen oder Mineralen wie Allophan, Ferrhydriten und Imogoliten.

Ein Andosol kann mehrere Meter Dicke erreichen und charakteristische Bodenhorizonte enthalten. Der Fulvic-Horizont (lat. fulvus, ‚dunkelgelb‘) ist ein dunkler, im Bodenprofil insgesamt mehr als 30 cm mächtiger Bodenhorizont, dessen organischer Anteil durch die Vorherrschaft von Fulvosäuren über Huminsäuren gekennzeichnet ist. Der Melanic-Horizont (griech. melas, ‚schwarz‘) ist ein im Bodenprofil insgesamt mehr als 30 cm mächtiger, dunkler bis schwarzer Bodenhorizont, der Aluminium-Humus-Komplexe enthält und durch ein niedriges Verhältnis von Fulvosäuren zu Huminsäuren charakterisiert ist.

Andosole sind sehr fruchtbar und leicht durchwurzelbar, auf ihnen entwickeln sich sehr unterschiedliche Vegetationstypen. Sie werden meist intensiv landwirtschaftlich genutzt und sind leicht zu bearbeiten, neigen aufgrund ihrer hohen Wasseraufnahmefähigkeit jedoch bei hoher Feuchtigkeit zum Kleben und sind dann schlecht belastbar. Angebaut werden zum Beispiel Zuckerrohr, Tabak, Tee oder Gemüse, bei nahe der Oberfläche liegendem Grundwasser auch Reis. Der oft typischen niedrigen Verfügbarkeit von Phosphaten wird durch Zugabe von Kalk oder Phosphatdünger entgegengewirkt.

Vorkommen

Andosole entwickeln sich in hügeligen oder gebirgigen, regenreichen Regionen, vorzugsweise in Gebieten, in denen vulkanische Aschen und vergleichbare Auswurfsprodukte von Vulkanen vorkommen. Dem entsprechend treten sie von den Polargebieten bis in die Tropen auf. Häufig sind sie im Bereich des zirkumpazifischen Feuergürtels und auf den pazifischen Inseln, etwa auf Hawaii, Fidschi oder Samoa. In Europa finden sich Andosole in vulkanischen Gebieten Frankreichs, Italiens und Deutschlands sowie auf Island.

Literatur

Weblinks


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