Louise Bénédicte de Bourbon

Louise Bénédicte de Bourbon
Louise Bénédicte de Bourbon-Condé, Duchesse du Maine

Louise Bénédicte de Bourbon, Mademoiselle d’Enghien, danach Mademoiselle de Charolais, nach ihrer Heirat Herzogin von Maine (* 8. November 1676; † 23. Januar 1753 in Paris), war eine französische Hocharistokratin. Sie gefiel sich als Zentrum eines kleinen Hofes, versammelte geistig interessierte Adelige sowie Literaten um sich und wirkte 1718 als treibende Kraft einer Verschwörung gegen den Regenten Philipp von Orléans.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Sie war Enkelin des Großen Condé, Tochter des ersten Prinzen von Geblüt Henri Jules de Bourbon-Condé (Prinz von Condé) und der Pfalzgräfin Anna Henriette von Pfalz-Simmern (1648–1723). Am 19. März 1692 heiratete sie Louis Auguste I. de Bourbon, duc du Maine (1670–1736), den legitimierten Sohn von Ludwig XIV. und der Madame de Montespan.[1] Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen drei das Erwachsenenalter erreichten, aber ohne Nachkommen blieben:

  • Louis-Auguste II. de Bourbon, Prinz von Dombes (1700–1755)
  • Louis Charles de Bourbon, Comte d’Eu (1701–1775)
  • Louise Françoise de Bourbon, Mademoiselle du Maine (1707–1743)

Leben

Schloss Sceaux, Gemälde von Adam Pérelle

In ihrem Schloss in Sceaux[2] unterhielt sie einen kleinen Hof (im Vergleich zu Versailles „la petite cour de Sceaux“ genannt). Bekannt waren die nächtlichen Kostümfeste (die berühmten „grandes nuits“, an denen auch der König teilnahm) und Theateraufführungen, in denen sie selbst glänzte.[3] Für ihre Begeisterung für Kostümfeste war sie auch schon vorher am Hof Ludwigs XIV. in Versailles bekannt und ließ sich nicht einmal durch Schwangerschaft und Wochenbett von der Teilnahme abhalten. Ihr Kreis war Anziehungspunkt für zahlreiche Schriftsteller und Künstler. Dazu gehörten Voltaire, die Marquise Émilie du Châtelet, Madame du Deffand, Fontenelle, Montesquieu, d'Alembert, der Präsident Hénault, der künftige Kardinal von Bernis, Jean-Baptiste Rousseau, Sainte-Aulaire, Kardinal Melchior de Polignac, die spätere Salondame Baronin de Staal-Launay,[4] Destouches, Reaumur, Abbé Genest, Bossuet, Marivaux u. a. Sie unterhielt auch ein Orchester, bei dem u. a. François Couperin, Matho und Mouret spielten. Wegen ihres Temperaments – sie konnte in ihren Wutausbrüchen durchaus handgreiflich werden – wurde ihr gelegentlich der Spitzname „Donna Salpetria“ gegeben, in Anspielung der Biene in ihrem Wappen hieß sie auch „la mouche à miel“ (Die Honigfliege).[5] Ihren Mann beherrschte sie nach den Worten der Herzogin von Orléans und Mutter des Regenten, Lieselotte von der Pfalz, total.

Während der Regentschaft, die 1715 bis 1723 Herzog Philipp von Orléans für den unmündigen Ludwig XV. ausübte, intrigierte sie 1718 im Verein mit dem spanischen Kardinal Giulio Alberoni im Hinblick darauf, dass das Amt des Regenten dem spanischen König Philipp V. übertragen werden sollte (Verschwörung von Cellamare). Die Feindschaft der Maines gegen Philipp von Orléans rührte in erster Linie daher, dass dieser das Testament Ludwigs XIV., das eine gemeinsame Regentschaft von ihm und Maine vorsah, mit Hilfe des Parlements annullieren lassen hatte und allein regierte. Verschärft wurde die Feindschaft danach noch dadurch, dass Philipp im August 1718 die illegitimen Kinder Ludwigs XIV. und damit auch den Herzog von Maine auf die Stufe von gewöhnlichen „Pairs“ zurückgestuft hatte, womit sie keine „Prinzen von Geblüt“ mehr waren und in der Rangordnung des Hofes weit zurückfielen.[6]

Als die Verschwörung aufflog, wurde die Herzogin von ihrem Mann getrennt 1719 ins Schloss von Dijon verbannt, das ironischerweise ihrem Neffen gehörte.[7] Später kam sie nach Chalons-sur-Saone. Ein Jahr darauf waren die Maines wieder in ihrem Schloss in Sceaux vereint, wo sie ihre aufwändige Hofhaltung wieder aufnahm. Die Herzogin hatte alle Schuld auf sich genommen und beide spielten, vom Regenten geduldet, öffentlich die Akte einer Komödie, von Verstoßung durch den getäuschten, völlig unschuldigen Ehemann bis zu einem verzeihenden „happy end“.

Die Herzogin protegierte insbes. Voltaire, der 1718 in Sceaux seine Tragödie Oedipe (Ödipus) erstmals vortrug und in ihrem Auftrag Pamphlete gegen den Regenten schrieb, die ihm selbst eine Verbannung und eine Haft in der Bastille eintrugen. 1747 versteckte die Herzogin Voltaire in Sceaux vor einem Verhaftungsbefehl. Auch der Kardinal von Polignac verbrachte vor 1718 viel Zeit in Sceaux, wo er aus seiner lateinischen Dichtung Anti-Lukrez vortrug. Nach den Memoiren der Herzogin von Orléans war er Liebhaber der Herzogin.

Nach dem Tod ihres Mannes (1736), der Schulden in Höhe von drei Millionen Livres hinterließ, war die Herzogin gezwungen, das Schloss von Montrond aufzugeben, das darauf von den Einwohnern als Steinbruch benutzt wurde. Ihr Stadtpalais in Paris (Hotel Biron, heute Musée Rodin) vermietete sie an die Witwe des Bankiers Abraham Pexrenc de Moras.

Die Herzogin war gebildet (zu ihren Lehrern hatte Jean de La Bruyère gehört) und betätigte sich auch schriftstellerisch. Sie übersetzte aus dem Lateinischen und ließ 1749 ihre Erzählung La Crête du coq d’Inde – Conte historique mis en vers par Madame la Duchesse du Maine erscheinen (Der Kamm des indisches Hahnes - Eine historische Erzählung, in Verse gesetzt von (etc.)).

Literatur

  • Rose Delaunay: Memoires de la Madame Staal-Delaunay. 1970.
  • Jean-Luc Gourdin: La duchesse du Maine: Louise Bénédicte de Bourbon, princesse de Condé. Pygmalion, Paris 1999, ISBN 2-85704-578-6.
  • Adolphe Jullien: Les grandes nuits de Sceaux – le théâtre de la duchesse du Maine. Paris 1876 (Reprint Genf 1978), auch In: La comédie à la cour. Paris 1885 (online bei gallica.bnf.fr)
  • Warren Lewis: The sunset of a splendid century – the life and times of the Duc de Maine. London 1955.
  • André Maurel: La Duchesse du Maine – reine de Sceaux. Hachette, Paris 1928.
  • Georges Poisson: La petite cour de Sceaux. Historia, August 1987.

Weblinks

 Commons: Louise Bénédicte de Bourbon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Nach Saint-Simon wählte Maine die ziemlich klein gewachsene Frau unter ihren drei Schwestern als Gemahlin aus, weil sie die größte von ihnen war
  2. Das heutige Schloss ist aus dem 19.Jahrhundert (1835, im Stil von Ludwig XIII.) Das alte Schloss wurde von Jean-Baptiste Colbert errichtet und 1700 von der Familie Maine den Nachkommen abgekauft. Es galt als eine der schönsten Schlösser der Zeit Ludwigs XIV.
  3. Teilweise organisiert vom Moliere-Schüler Michel Baron. Hierbei spielte sie meistens die grande coquette.
  4. Damals noch als Rose Delaunay Kammerfrau und Gesellschafterin der Herzogin
  5. Unter diesem Namen gründete sie auch einen Orden für ihre Festivitäten. Die Mitglieder mussten ihr als „Bienenkönigin“ Gehorsam schwören.
  6. Der Regent begründete das damit, dass er lieber „offene statt verdeckte Feinde habe“
  7. Die Verhaftung wird in Saint-Simons Memoiren, Kapitel 96, geschildert. Nach den Memoiren der Herzogin von Orléans konnte sie ihre Wut über die Verhaftung anfangs nur durch ständiges Kartenspielen unterdrücken. Beide Autoren sind allerdings erklärte Feinde des Herzogspaars.

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