- Anton von Schullern zu Schrattenhofen
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Anton von Schullern zu Schrattenhofen (* 30. Januar 1832 in Innsbruck; † 12. Jänner 1889 ebendort), war ein österreichischer Lyriker und Schulmann.
Leben
Als Sohn des Statthaltereikonzipisten Johann von Schullern und seiner Gattin Antonie von Weinhart zu Thierburg und Vollandsegg geboren, gehörte er einem aus dem Zillertal stammenden Adelsgeschlecht an, das 1734 in den Ritterstand erhoben wurde. Nachdem er schon 1846 seine Mutter, 1853 seinen Bruder und 1855 auch noch seinen Vater verloren hatte, widmete er sich nach der Absolvierung des Gymnasiums in Innsbruck zuerst dem Studium der Rechte, wandte sich dann aber germanistischen Studien zu und beschäftigte sich viel mit der Dichtkunst, die ihn sein ganzes Leben begleitete. Nach Ablegung der Lehramtsprüfungen unternahm der junge Akademiker eine Studienreise nach Dänemark und Schweden, die bei ihm unauslöschliche Eindrücke hinterließ. Noch während seiner Tätigkeit am Gymnasium in Innsbruck hielt er Vorträge im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck über die äußere Form in der Poesie. Er verkehrte mit hervorragenden Persönlichkeiten, unter anderen mit Dr. Johannes Schuler, Adolf Pichler und Professor Hlasiwetz. Im Herbst 1856 begab er sich nach Berlin, wo er mit den Brüdern Grimm bekannt wurde und mit der Übersetzung von Tegners „Axel" begann. In die Heimat zurückgekehrt, verfasste eine Reihe von Liedern, die später seinem „Hedwig-Eyklus" beigegeben wurden. Im Kriegsjahre 1859 rückte er mit der von Franz Thurner aufgestellten Schützenkompagnie als Leutnant ins Feld. Er beteiligte sich an einem Treffen am Monte Macao und wurde für seinen Opfermut von Erzherzog Karl Ludwig ausgezeichnet. An den Festlichkeiten zu Ehren Schillers im Jahre 1859 beteiligte er sich durch seine poetischen Beiträge. Wegen eines Halsleidens legte er 1860 seine Lehrtätigkeit nieder und gründete mit Paula Dorothea von Finetti sein eigenes Heim. Zugleich widmete er sich der Schriftleitung der ins Leben gerufenen liberalen „Innzeitung" und im Jahre 1862 lernte er Björnstjerne Björnson kennen, mit dem er dauernd in brieflichen Verkehr trat. Anlässlich der Feier der fünfhundertjährigen Vereinigung Tirols mit Österreich verfasste er das Festgedicht: „Lied von Österreich und Tirol" und knüpfte aus diesem Anlass auch freundschaftliche Beziehungen zu B. v. Carneri an. Seit 1869 widmete er sich einerseits als Bezirksschulinspektor der Neuorganisation des Volksschulwesens, während er andererseits wieder neue, literarische Freundschaften, wie mit Georg Herwegh, Longfellow, Wilhelm Jordan, Emil Paleske, Berthold Auerbach und Martin Greif schloss. In der Kriegszeit 1870 - 71 nahm er mit Begeisterung an der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches Anteil. 1870 wurde er zum Vorstande des Volksschulvereines gewählt und wirkte in dieser Eigenschaft durch sechs Jahre. Im Jahre 1883 wurde er zum Ministerialkonzipisten im Unterrichtsministerium ernannt. Durch Lebensbeschreibungen hatte er schon 1861 das Andenken an Johann Schuler gefeiert, desgleichen das an Gilm und Franz Thurner als Sekretär des Ferdinandeums gewürdigt. Besonders eifrig nahm er sich um das Mädchenschulwesen in Innsbruck gelegentlich der Errichtung einer weiblichen Fortbildungsschule an und lieferte dafür das Statut und die Lehrpläne. Neben allen diesen Berufsbeschäftigungen fand er noch immer Zeit und Luft zur dichterischen Tätigkeit und veröffentlichte das humoristische Gedicht „Frau Hitt", „Ein Abend auf dem Achselkopf" und zahlreiche andere Gedichte und Lieder, bis ihn ein unerwartet plötzlicher Tod seiner Familie und den vielen Freunden entriss. Sein Freund Johann Engensteiner, der eine aus den Tagebüchern und dem Nachlasse entnommene Sammlung seiner Gedichte herausgab, schließt die ihm gewidmete Lebensbeschreibung mit den Worten: „Schullern war eine vornehme Erscheinung, schlank und kräftig gebaut, gewandt und sicher im Auftreten. Auf den Fernerstehenden machte er den Eindruck des zurückhaltenden feinen Weltmannes. Wer ihn genauer kennen lernte, wer ihn sprechen hörte und in sein geistvolles Antlitz, in seine treuen blauen Augen blickte, der wurde gefesselt von der Lauterkeit und Milde seines menschenfreundlichen Wesens. Sein Herz war ohne Arg und voller Güte und so hat Schullern nach Goethes Wort gelebt: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut."
Seine Söhne waren der Nationalökonom und Hochschullehrer Hermann von Schullern zu Schrattenhofen und der Schriftsteller Heinrich von Schullern zu Schrattenhofen.
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus dem Tiroler Ehrenkranz. Hrsg. Dr. Alois Lanner; Verlagsanstalt Tyrolia; Innsbruck, 1925. Der Beitrag über Anton Schullern-Schrattenhofen stammt von Hermann von Schullern-Schrattenhofen (1861 - 1931). Vgl. ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 53), S. 331f. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.
Weblinks
- E. Lebensaft: Schullern zu Schrattenhofen, Anton von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 11, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, S. 330 f. (Direktlinks auf S. 330, S. 331).
- Gedichte von Anton von Schullern aus dem Nachlasse gesammelt und herausgegeben von seinen Freunden, Verlag von A. G. Liebeskind, Leipzig 1890, 168 Seiten.
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