RabFak

RabFak

RabFak (russisch Рабфак; abgekürzt von Рабочий факультет, zu deutsch „Arbeiterfakultät“) war die Bezeichnung spezieller Bildungseinrichtungen in Sowjetrussland bzw. der Sowjetunion in den 1920er- und 1930er-Jahren. Sie waren organisiert worden, um jungen Menschen aus der Arbeiterschicht, die oft keine abgeschlossene Schulausbildung hatten, durch allgemeinbildende Kurse eine rasche Vorbereitung für ein Hochschulstudium zu ermöglichen.

Grundlage der Einrichtung von RabFaks war der politische Umbruch in Russland, der sich mit der Oktoberrevolution des Jahres 1917 vollzogen hatte. Mitte 1918 erließ die neue bolschewistische Regierung Sowjetrusslands ein Dekret, das es Arbeitern und Bauern ermöglichte, sich an Hochschulen ohne vorherige Aufnahmeprüfung und auch ohne schulische Vorbildung einschreiben zu lassen. Infolgedessen kam es zu Beginn des neuen Hochschuljahres 1918 zu einem drastischen Anstieg von Studierendenzahlen. Jedoch konnten von den damaligen Studienanfängern die wenigsten mit dem Lernstoff etwas anfangen, denn die meisten Arbeiterkinder zur Zeit des Russischen Reiches erhielten keine ausreichende Schulausbildung und waren oft sogar analphabet. Um dieser Situation entgegenzuwirken, schlug der damalige stellvertretende Volkskommissar für Bildungswesen Michail Pokrowski vor, spezielle Abendschulen für die Vorbereitung des Arbeitervolkes auf ein Studium einzurichten. Am 11. September 1919 beschloss das Volkskommissariat für Bildungswesen, die Hochschulen um „Arbeiterfakultäten“ zu ergänzen, an denen sich alle Studierwilligen in Tages- oder Abendkursen auf das eigentliche Studium vorbereiten konnten.

Der erste solche Vorbereitungskurs wurde im gleichen Jahr an der Moskauer Hochschule für Kommerz (der heutigen Plechanow-Wirtschaftsuniversität) organisiert. 1920 erließ das Volkskommissariat für Bildung das Dekret „Über die Arbeiterfakultäten“, das für diese Institution nunmehr die gesetzliche Grundlage bildete. Die Dauer des Vorbereitungskurses wurde auf drei Jahre für Tageskurse bzw. vier Jahre für Abendkurse festgelegt, einschreiben lassen konnte sich jeder Arbeiter bzw. Bauer ab einem Mindestalter von 16 Jahren. Studierende an Tageskursen erhielten während der Ausbildung an RabFaks Stipendien vom Staat, zudem wurde ihre Ausbildungszeit voll auf die Arbeitszeit angerechnet.

Ihre größte Bedeutung erreichten die RabFaks Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre, als es in Moskau, Leningrad, Alma-Ata und anderen wichtigen Hochschulstädten des Landes insgesamt über 1000 RabFaks gab. Im Studienjahr 1925/26 waren rund 40 Prozent der sowjetischen Studienanfänger Abgänger der RabFaks. Ab Mitte der 1930er-Jahre sank zunehmend der Bedarf an Arbeiterfakultäten, da durch die allgemeine Schulpflicht inzwischen auch die meisten angehenden Studenten eine ausreichende Vorbildung vorweisen konnten. Infolgedessen wurden die letzten RabFaks Anfang der 1940er-Jahre aufgelöst.

Das System der sowjetischen RabFaks wurde später in der DDR in den frühen Nachkriegsjahren für die sogenannten Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten zum Vorbild genommen. Der Zweck dieser Einrichtungen war auch dort die Vorbildung jener Studienanwärter aus den unteren Bevölkerungsschichten, die das Abitur vorher nicht hatten erreichen können.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • rabfak — ràbfak m <N mn aci> DEFINICIJA pov. ideol. kratica za Radnički fakultet u SSSR u ETIMOLOGIJA rus. Rabóčij fakul tét …   Hrvatski jezični portal

  • Rabfak — Unreferenced|date=April 2008Rabfak (Russian language: Рабфак) was the Workers Faculty in the Soviet Union. It prepared Soviet workers to enter institutions of higher education …   Wikipedia

  • rabfak — rab·fak …   English syllables

  • rabfak — …   Useful english dictionary

  • Nikita Khrushchev — Khrushchev redirects here. For other people with this surname, see Khrushchev (surname). Nikita Khrushchev Никита Хрущёв …   Wikipedia

  • Nikita Jrushchov — Никита Хрущёв …   Wikipedia Español

  • Mikhail Suslov — Михаил Суслов Second Secretary of the Communist Party of the Soviet Union In office 9 December 1965 – 25 January 1982 General Secretary Leonid Brezhnev Pre …   Wikipedia

  • Musa Cälil — Mussa Jalil موسا ﺟﮫليل Musa Çəlil Муса Җәлил Musa Cälil Musa Cälil with his daughter Çulpan Born February 15, 1906(1906 02 15) Mustafino, Orenburg Guberniya, Russian Empire …   Wikipedia

  • Yevgenia Ginzburg — (November 20, 1904 [Moscow] May 25, 1977) (Russian language: Евгения Соломонова Гинзбург) [A. L. Litvin (comp.) Dva sledstvennykh dela Evgenii Ginzburg (Kazanʹ: Knizhnyĭ Dom: Taves, 1994), p. 23.] was a Russian author who did time in the Gulag.… …   Wikipedia

  • Suleiman Yudakov — Suleiman (Solomon) Alexandrovich Yudakov (Tajik: ?; ru. Сулейман (Соломон) Александрович Юдаков) (Kokand, OldStyleDate|14 April|1916|2 April ndash; Tashkent, 1990) was a Soviet Bukharian composer of Jewish descent. BiographySuleiman Yudakov, a… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”