- Arbeiter-und-Bauern-Fakultät
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Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten (ABF) entstanden 1949 in der DDR als Nachfolgeeinrichtungen der so genannten Vorstudienanstalten, die 1946 an vielen Universitäten und Hochschulen gegründet worden waren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ziel war das Erreichen des Abiturs für junge Menschen, die aufgrund von Kriegseinwirkungen, Flucht, Vertreibung, Verschleppung, politischer Verfolgung oder sozialer Benachteiligung nicht die reguläre Oberschule besuchen konnten. Sie sollten – nach Darstellung der DDR-Partei- und Staatsführung – im Unterschied zur politisch meist belasteten, aus wirtschaftlicher Sicht unerwünschten und großteils in die Westzonen geflohenen alten Elite die neue sozialistische Intelligenz bilden. Das Studium umfasste in der Regel drei Jahre bis zur Erlangung des Abiturs und damit der Hochschulreife. Insgesamt haben etwa 35.000 Absolventen das Abitur auf diese Weise erreicht und meistens anschließend ein Studium begonnen.
Vorbild waren die Arbeiterfakultäten (RabFak), die es von 1920 bis 1930 in der Sowjetunion gab.
Ab 1963 wurden diese Einrichtungen schrittweise abgeschafft, da sie im sozialistischen Bildungssystem nur vorübergehend vorgesehen waren.
Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten gab es zum Beispiel an den Universitäten Humboldt-Universität zu Berlin, Karl-Marx-Universität Leipzig, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Rostock und Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, an der Bergakademie Freiberg und an der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig sowie an der Technischen Hochschule Dresden.
In Halle (Saale) gab es außerdem die spezielle ABF II als Einrichtung der Martin-Luther-Universität. Das Institut zur Vorbereitung auf das Auslandsstudium (IVA) existierte von 1954 bis 1991 für delegierte Schüler aus der gesamten DDR. Sie wurden sprachlich, fachlich, ideologisch und landeskundlich auf ein Hochschulstudium im sozialistischen Ausland (insbesondere in der Sowjetunion) in Ein- oder Zweijahreskursen vorbereitet.
Der Schriftsteller Hermann Kant, Absolvent der ABF Greifswald, hat diesen Einrichtungen mit seinem Buch „Die Aula“ ein Denkmal gesetzt.
Literatur
- Jana Woywodt: Die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1949–1963. Eine Geschichte der ABF aus Sicht ihrer Dozenten und Studenten. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4059-0
- Ingrid Miethe; Martina Schiebel: Biografie, Bildung und Institution. Die Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten in der DDR. Campus-Verlag, Frankfurt u. New York 2008, ISBN 978-3-593-38604-1
- Ingrid Miethe: Bildung und soziale Ungleichheit in der DDR. Möglichkeiten und Grenzen einer gegenprivilegierenden Bildungspolitik. Barbara Budrich Verlag, Opladen 2007, ISBN 978-3-86649-094-9
- Ingrid Miethe: „Keine herrschende Klasse ist je ohne ihre eigene Intelligenz ausgekommen.“ Der Beitrag der Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten (ABF) zum Elitenwechsel in der DDR. In: Jutta Ecarius; Lothar Wigger (Hrsg.): Elitenbildung – Bildungselite. Erziehungswissenschaftliche Diskussionen und Befunde über Bildung und soziale Ungleichheit. Barbara Budrich Verlag, Opladen 2006, S. 67–93
- Ingrid Miethe: Die Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten (ABF) als Forschungsgegenstand der Bildungs- und Hochschulgeschichte der DDR. Eine Bestandsaufnahme. die hochschule, Jg. 15 (2006) H. 1, S. 170–183
- Ingrid Miethe: „Die Universität dem Volke!“ Entwicklungsphasen der Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten (ABF) der DDR. Report – Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, Jg. 26 (2003) H. 1, S. 215–224
Siehe auch
Weblinks
Commons: Arbeiter-und-Bauern-Fakultät – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Arbeiter-und-Bauern-Fakultät II Halle – zum 50. Gründungsjahr
Kategorien:- Fakultät
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