- Archibald Campbell Tait
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Archibald Campbell Tait (* 21. Dezember 1811 in Edinburgh, Schottland; † 3. Dezember 1882 in Addington, Surrey, England) war ein britischer Geistlicher der Anglikanischen Gemeinschaft und zuletzt von 1868 bis 1882 Erzbischof von Canterbury.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Studium und Dekan von Carlisle
Der aus einer presbyterianischen Familie stammende Tait trat früh der Scottish Episcopal Church und studierte zunächst an der University of Glasgow. Nachdem er dort im Oktober 1830 ein Stipendium der Snell Exhibition erhielt, wurde er Student am Balliol College der University of Oxford und schloss dieses Studium im Fach klassische Sprachen, Altertums- und Literaturwissenschaften (Literae Humaniores) mit Auszeichnung 1833 ab. Im Anschluss wurde er Fellow und Tutor am Balliol College, besuchte daneben ein Priesterseminar und empfing 1836 die Ordination zum Diakon. Nach seiner Weihe zum Priester wurde er 1838 Kurat von Baldon.
Aufgrund von schnellen Wechseln innerhalb der Tutorenschaft war er zu dieser Zeit auch der derjenige der vier Tutoren am Balliol College mit der längsten Amtszeit und der größten Verantwortung. Als Gegner der Oxford-Bewegung organisierte er nach der Veröffentlichung des von John Henry Newman verfassten Tract XC 1841 den bekannten Protest der vier Tutoren des Balliol College gegen den Versuch, die dem Anglikanismus zugrunde liegenden katholischen Prinzipien und frühkirchlichen Orientierungen vermehrt zur Geltung zu bringen. Obwohl er andererseits Sympathien für die liberalen Bestrebungen an der Universität hatte, übernahm er innerhalb dieser Gruppe keine führende Rolle.
1842 wurde Tait Nachfolger von Thomas Arnold als Rektor der Rugby School, musste dieses Amt aber nach einer schweren Erkrankung 1848 niederlegen. 1843 heiratete er in Rugby Catherine Spooner. Nachdem er sich von der Krankheit erholt hatte, wurde er 1849 zum Dekan (Dean) der City of Carlisle berufen und bekleidete dieses Amt bis 1856. Während dieser Zeit war er zugleich von 1850 bis 1852 Mitglied der Kommission der Universität Oxford und erwarb neben einer außerordentlichen pastoralen Arbeit große Verdienste bei der Renovierung der Carlisle Cathedral. Im Frühjahr 1856 erlitt er einen schweren persönlichen Schicksalsschlag als innerhalb von fünf Wochen fünf seiner Kinder an Scharlach verstarben.
Bischof von London und Erzbischof von Canterbury
Am 22. November 1856 wurde er als Nachfolger von Charles James Blomfield zum Bischof von London geweiht. Als Bischof von London setzte er die von Blomfield begonnene Neugestaltung des Bischofsamtes mit großer Anstrengung und starkem Interesse fort. Während Blomfield sich insbesondere im Kirchenbau engagierte, gründete Tait nach seiner Amtseinführung 1863 die Stiftung des Bischofs von London (Bishop of London’s Fund). Einen großen Teil verbrachte er in London mit der Evangelisation und setzte sich insbesondere für einer Ausweitung der pastoralen Arbeit der Geistlichen seiner Diözese ein. Zusammen mit seiner Frau war er maßgeblich am Aufbau der Frauenarbeit beteiligt und trug einiges zur notwendigen Organisation der anglikanischen Schwesternschaften bei. Daneben führte er erfolgreiche Maßnahmen zur Verwaltung und Organisation durch und versuchte auch durch seine mit dem Amt des Bischofs verbundene Mitgliedschaft im House of Lords praktischen Nutzen für seine Arbeit zu erzielen.
Nachdem er 1862 die Ernennung zum Erzbischof von York abgelehnt hatte, wurde er 1868 als Nachfolger von Charles Thomas Longley Erzbischof von Canterbury sowie Primas der Church of England und übte diese Ämter bis zu seinem Tod aus. Seine letzten Lebensjahre waren von Krankenheiten sowie vom Tod seines einzigen Sohnes Crauford Tait sowie seiner Ehefrau im Jahr 1878 geprägt.
Wirken, Leistungen und Kontroversen
Tait war maßgeblich an der Neugestaltung der Bedingungen für die Anstellung als Priester (1865), des neuen Lektionar (1871) und dem Gesetz über Bestattungen (1880) beteiligt. Auf ihn ging darüber hinaus die Einrichtung der Königlichen Kommissionen über Rituale (Royal Commissions on Ritual) im Jahr 1867 sowie der Kirchengerichte, der sogenannten Ecclesiastical Courts, im Jahr 1881 zurück. Daneben war er auch entscheidend an der Gründung und Durchführung der Lambeth-Konferenzen beteiligt.
Auf der anderen Seite hatte er jedoch wenig Erfolg bei der Auseinandersetzung mit dem späteren Liberalismus sowie den späteren katholischen Strömungen aus der Oxford-Bewegung. Obwohl er früh selbst mit liberalen Ideen sympathisierte, waren seine Ansichten zu Angelegenheiten des Glaubens und der kirchlichen Rituale zumeist praktischer Art: Er wünschte sich Frieden zu sichern und Gehorsam gegenüber dem Gesetz, so wie er es sah. Nachdem seine Sympathien ihn für eine Bewegung nützlich aussehen ließen, sah er er sich selbst gezwungen, Ansichten zu revidieren. So drückte er seine Anerkennung für einige Autoren von Essays and Reviews aus, trat dann aber 1861 der Zensur dieser Publikation bei. Ein ähnliches Verhalten war auch in anderen Fällen zu sehen wie im Fall um den Bischof von Natal John William Colenso 1863 und in der Kontroverse um den Brauch beziehungsweise Missbrauch des Glaubensbekenntnisses von Athanasius dem Großen im Jahr 1872.
Zum anderen sah er sich während seiner gesamten Bischofszeit mit katholizistischen Strömungen konfrontiert, insbesondere in Bezug auf religiöse Riten. Während seiner Zeit als Bischof kam es 1859 zu den Aufständen in der Gemeinde St George in the East sowie 1867 in St Albans. 1877 nahm er als Assessor an den Verhandlungen im Ridsdale-Fall vor dem Privy Council teil und war mehr als jeder andere Bischof mit der Agitation gegen die Beichte in den Jahren 1858 und 1877 befasst. Seine Methode war dabei stets die gleiche: er bemühte sich darum, die Einhaltung der Gesetze durch Gerichte klären zu lassen. Wenn dies fehlschlug, versuchte er die Beachtung der Regeln eines Ordinarius zur Sicherung des Kirchenfriedens durchzusetzen. Er bemerkte nicht, wie viel Vernunft die „Ritualisten“ auf ihrer Seite hatten: dass sie für Praktiken kämpften, die, wie sie behaupteten, durch die Rubriken im Messbuch gedeckt seien und dass dort, wo Rubriken notorisch außer Acht gelassen wurden, es nicht gerecht war, nur eine Gruppe von Delinquenten vorzugehen.
Während andere dieses ignorierten, konnte Tait nur auf die Beziehung zwischen der Church of England und dem Staat hinweisen. Aufgrund dieser Position konnte es lediglich zu einer Gesetzgebung über den Absetzung aufständischer Geistlicher kommen, die 1874 mit dem Public Worship Regulation Act umgesetzt wurde. Allerdings war Tait nicht allein für die darin enthaltenen Regelungen verantwortlich, sondern es handelte sich vielmehr um das Ergebnis von Vereinbarungen der Bischöfe mit dem Präsidenten der britischen Bibel-Vereinigung, Anthony Ashley-Cooper, 7. Earl of Shaftesbury. Die Umsetzung des Gesetzes folgte zwangsläufig: die Geistlichen wie Thomas Pelham Dale wurden einer Verhandlung vor einem neuen Tribunal unterzogen und nicht nur vom geistlichen Amt abgesetzt, sondern inhaftiert. Ein weit verbreitetes Gefühl der Empörung verbreitete sich daraufhin nicht nur unter hohen Kirchenmännern, sondern auch unter vielen, die sich wenig oder gar nicht für die angegriffenen rituellen Praktiken interessiert hatten. Tait versuchte daraufhin die Situation zu mildern wie bei der Absetzung des Priesters von St Alban in Holborn. Dies führte dazu, dass zwar die Unstimmigkeit über die religiösen Riten nicht gelöst wurde, aber anschließend anders behandelt wurde, so dass der Public Worship Regulation Act praktisch obsolet wurde.
Weblinks
- Literatur von und über Archibald Campbell Tait im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Archibald Campbell Tait in der Notable Names Database (englisch)
Vorgänger Amt Nachfolger Charles James Blomfield Bischof von London
1856–1868John Jackson Vorgänger Amt Nachfolger Charles Thomas Longley Erzbischof von Canterbury
1868-1882Edward White Benson Kategorien:- Erzbischof von Canterbury
- Bischof von London
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