Messbuch

Messbuch
Missale secundum ritum ecclesie Bremense (1511) im Bremer Dom-Museum
Misal.JPG
Missale (14. Jh.) aus der Handschriftensammlung der Gothaer Forschungsbibliothek

Das Messbuch (lat. missale, daher auch dt. gelegentlich Missal, Plural Missalien) ist eines der wichtigsten liturgischen Bücher der katholischen Kirche abendländischer Tradition.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt und Definition

Das Missale enthält vor allem die Messordnung (lat. ordo missae), die Gebete, die vom Priester gesungen oder gesprochen werden: Hochgebete mit Präfationen, Tagesgebet, Gabengebet, Schlussgebet (= Gebet nach der Kommunion), Gebet über das Volk, sowie die gleich bleibenden Texte (Ordinarium Missae): Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Vater unser, Agnus Dei. Außerdem beschreibt das Messbuch die liturgischen Handlungen, weithin in roter (lat.: ruber) Schrift, daher die Bezeichnung „Rubriken“.

In den evangelischen Kirchen heißt das Buch des Liturgen für die Feier des GottesdienstesAgende“. In den byzantinisch-orthodoxen Kirchen werden die entsprechenden Bücher als Euchologion, Hieratikon oder Leitourgikon bezeichnet.

Einzelne Diözesan- und Ordensliturgien besaßen oder besitzen ihr eigenes Messbuch (z.B. Missale Aboense, Missale Parisiense, Missale secundum ritum ecclesie Bremense). Im Besitz der Christian-Weise-Bibliothek Zittau befinden sich die Zittauer Missalien.

Missale Romanum

Das amtliche Messbuch für den Römischen Ritus ist das Missale Romanum in lateinischer, slavischer (Erstdruck 1483) und weiteren Sprachen, heute in zahlreichen landessprachlichen Ausgaben gebräuchlich. Die deutschsprachige Ausgabe des heutigen Missale Romanum führt den Titel „Die Feier der heiligen Messe“ und besteht (wie sein lateinisches Vorbild) aus zwei Teilen,

  1. dem Buch für die Hand des zelebrierenden Priesters (Sacerdos celebrans): „Meßbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes“: es enthält in der Großausgabe viele Texte auch in lateinischer Sprache.
  2. dem Buch mit den biblischen Texten für den Wortgottesdienst der Messfeier: „Meßlektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes“.

Das Missale Romanum erlebte seinen Erstdruck 1474 in Mailand unter dem Titel Missale secundum consuetudinem Romane Curie), damals noch ohne Rubricae generales und Ritus servandus). Diese Fassung geht auf das Missale curiae zurück, d. h. auf das um 1220 zusammengestellte Messbuch der päpstlichen Palastkapelle. Die rubrizistischen Vorschriften beruhen ab 1501 auf dem „Ordo servandus per sacerdotem in celebratione Missae sine cantu et ministris“ des Johannes Burckard von 1498 bzw. 1502, also ursprünglich auf einem Ordo missae für Privatmessen.

Zur Geschichte des Missale Romanum vom Konzil von Trient bis 1969/70 siehe Geschichte der Tridentinischen Messe.

Seit der vom Zweiten Vatikanischen Konzil angeordneten Liturgiereform ist dem erneuerten Missale Romanum (Erstausgabe 1970; vgl. Missale Romanum (Apostolische Konstitution)) die für Feier und Verständnis der Messfeier wichtige Institutio Generalis Missalis Romani (IGMR) vorangestellt (3. Ausgabe 2002). Ihre deutsche Fassung heißt bislang „Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch“ (AEM), künftig „Grundordnung des Römischen Messbuches“ (GORM). Außerdem findet man darin die Normae universales de anno liturgico et de calendario, verdeutscht unter dem Titel Grundordnung des Kirchenjahres und des Römischen Generalkalenders.

Heutige Ausgaben

Missale Romanum Papst Pauls VI., 1970
Kanontafel auf dem Altar, bis zur Liturgiereform 1970 gebräuchlich
  • Missale Romanum ex decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Pauli PP. VI promulgatum. Editio typica. Typis Polyglottis Vaticanis 1970; Editio typica altera 1975; Editio typica tertia (Ioannis Pauli PP. II cura recognitum) 2002.
  • Missale Romanum ex decreto ... promulgatum. Lectionarium. 3 vol. Typis Polyglottis Vaticanis 1970-1972. 2. Ausgabe: 1981.
  • Die Feier der heiligen Messe. Meßbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Teil I: Die Sonn- und Feiertage deutsch und lateinisch. Die Karwoche deutsch. Teil II: Das Meßbuch deutsch für alle Tage des Jahres außer der Karwoche. Einsiedeln u. a. 1975; 2. Aufl. 1988.
  • Die Feier der heiligen Messe. Meßlektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. 8 Bde. Einsiedeln u. a. 1982-1986.

Papst Benedikt XVI. veröffentlichte am 7. Juli 2007 das Motu proprio Summorum Pontificum,[1] in dem er unter anderem die Messfeier nach dem Missale Romanum von 1962 (ohne die Neufassung der Messordnung von 1965) als Sonderform (lateinisch. forma extraordinaria) der Messfeier im Römischen Ritus in gewissen Grenzen zulässt; es trat am 14. September 2007, dem Fest Kreuzerhöhung, in Kraft und ersetzt die Regelungen von „Quattuor abhinc annos“ und „Ecclesia Dei“, die zuvor die Zelebration nach dem Missale Romanum von 1962 regelten.

In einem Begleitbrief stellte Benedikt XVI. klar, „dass selbstverständlich das von Papst Paul VI. veröffentlichte und dann in zwei weiteren Auflagen von Johannes Paul II. erneut herausgegebene Missale die ordentliche Form – die forma ordinaria – der Liturgie der heiligen Eucharistie ist und bleibt.“ Die letzte dem Konzil vorausgehende Fassung des Missale Romanum, die unter der Autorität von Papst Johannes XXIII. 1962 promulgiert wurde, könne demgegenüber als forma extraordinaria der liturgischen Feier Verwendung finden. Weiterhin stellte er fest, dass es nicht angebracht sei, von diesen Fassungen des Römischen Messbuches als von „zwei Riten“ zu sprechen. Es handle sich vielmehr um einen zweifachen Usus („Brauch, Gewohnheit“) ein und desselben Ritus.

Literatur

  • Die Feier der Heiligen Messe. Messlektionar. Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Herder, Freiburg et al. 1981 etc.
  • M. Sodi - A. Toniolo: Concordantia et Indices Missalis Romani (Editio typica tertia). Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2002.
  • M. Sodi - A. Toniolo: Praenotanda Missalis Romani. Textus - Concordantia - Appendices (Editio typica tertia). Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2002.
  • M. Barba: Il Messalo Romano. Tradizione e progresso nella terza edizione tipica. Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2004.
  • M. Barba: Institutio Generalis Missalis Romani. Textus - Synopsis - Variationes. Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano 2006.
  • Hermann Reifenberg: Messe und MIssalien im Bistum Mainz seit dem Zeitalter der Gotik, unter besonderer Berücksichtigung von Würzburg und Bamberg. Aschendorff, Münster 1960.
  • Dominik Daschner: Die gedruckten Messbücher Süddeutschlands bis zur Übernahme des Missale Romanum Pius V. (1570). Lang, Frankfurt a. M. 1995. ISBN 978-3-631-47990-2
  • Emil Joseph Lengeling: Missale Monasteriense 1300-1900: Katalog, Texte und vergleichende Studien. Aschendorff, Münster 1995. ISBN 978-3-402-04055-3
  • A. Ward - C. Johnson (edd.): Missalis Romani editio princeps. Mediolani 1474 prelis mandata. Reimpressio vaticani exemplaris introductione aliisque elementis aucta. Ed. Liturgiche, Roma 1996.

Weblinks

 Commons: Messbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lateinischer und deutscher Text des Motu Proprio „Summorum Pontificum“ (PDF, 120 KB)

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