Arkadiusz Rybicki

Arkadiusz Rybicki
Arkadiusz Rybicki

Arkadiusz Czesław „Aram“ Rybicki (* 12. Januar 1953 in Gdynia; † 10. April 2010 in Smolensk, Russland) war ein polnischer Politiker, Bürgerrechtler, Staatssekretär, Vizeminister und Abgeordneter im Sejm in der V. und VI. Wahlperiode.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Noch bevor Rybicki 1978 sein Geschichtsstudium an der Universität Danzig beendete, suchte er in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre die Nähe zu Oppositionellen im Danziger Küstenraum. Ab 1976 arbeitete er im Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (Komitet Obrony Robotników, kurz KOR), und 1977 gehörte er zu den Gründern des Studentenkomitees von Solidarność (Studencki Komitet Solidarności) in Danzig. In den Jahren von 1977 bis 1979 war Rybicki in der antikommunistischen Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (Ruch Obrony Praw Człowieka i Obywatela, kurz ROPCiO) tätig, wo er als Drucker für die pommerellische Ausgabe der Schrift Opinia („die Meinung“) arbeitete. Im Zeitraum von 1978 bis 1980 war er beim Kaplan der Solidarność-Bewegung Hilary Jastak als Archivar für die Pfarrbezirke von Gdynia und Danzig angestellt. So ist er Autor größerer wissenschaftlicher Einzeldarstellungen dieser Gemeinden. Ab 1979 war er in der oppositionellen Jugendorganisation Ruch Młodej Polski tätig, wo er die im Samisdat verbreitete Zeitschrift Bratniak redigierte. Rybicki arbeitete ebenso eng mit der unabhängigen Gewerkschaft Wolne Związki Zawodowe Wybrzeża (WZZ) sowie mit der Partei Konfederacja Polski Niepodległej (deutsch: Konföderation des unabhängigen Polen, kurz KPN) zusammen. Im August-Streik 1980 half er den protestierenden Arbeitern an der Küste. Gemeinsam mit Maciej Grzywaczewski, dem späteren Direktor des ersten Programms von Telewizja Polska (TVP), stellte er eine Tafel mit 21 Forderungen des überbetrieblichen Streikkomitees auf. Dieses Ereignis war eines der Themen beim polnischen Film Solidarność, Solidarność ... von 2005. Im Jahr 2003 wurde diese Tafel von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Nach den Ereignissen im August 1980 begann Rybicki sich in der Solidarność zu engagieren. So leitete er 1981 das Informationsbüro der Solidarność. Daraufhin wurde er in der Zeit des Ausnahmezustandes von 1981 bis 1983 im Dorf Strzebielinek in der Woiwodschaft Pommern interniert. Nach seiner Entlassung arbeitete Rybicki von 1983 bis 1988 eng mit Lech Wałęsa zusammen. Im Zeitraum von 1984 bis 1990 arbeitete er nacheinander in der Danziger Bibliothek der polnischen Wissenschaftsakademie Polska Akademia Nauk (1984–1985), in der Redaktion der katholischen Schrift Przegląd Katolicki (1985–1986) sowie in der Arbeitsvermittlung Świetlik in Danzig (1986–1990).

In den Jahren 1990 bis 1991 war Rybicki Staatssekretär in der Präsidentenkanzlei von Lech Wałęsa. Anschließend führte er für zwei Jahre ein eigenes Unternehmen, und danach war er für vier Jahre Kreativdirektor in der Filmagentur Profilm. Von 1999 bis 2001 war Rybicki Vizeminister im Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerstwo Kultury i Dziedzictwa Narodowego), unter anderem zuständig für die Zusammenarbeit mit dem Ausland und die europäische Integration. In den Jahren 2002 bis 2005 leitete Rybicki das Ostsee-Zentrum für Kultur (Nadbałtyckiego Centrum Kultury) der Kultur-, Sport- und Touristikabteilung im Amt des Woiwodschaftsmarschalls der Woiwodschaft Pommern.

In den Jahren von 1998 bis 2005 hatte Rybicki einen Sitz im Stadtrat von Danzig. 1991 war er Mitbegründer der kleinen konservativen Partei Koalicja Republikańska (Republikanische Koalition). Von 1992 bis 1996 war er stellvertretender Vorsitzender der konservativen Partei Partia Konserwatywna, und von 1996 bis 2000 gehörte er zur konservativen Volkspartei Stronnictwo Konserwatywno-Ludowe (SKL). Ab 2001 war Rybicki in der Bürgerplattform (Platforma Obywatelska) als regionaler Vorsitzender in Danzig tätig. Bei den Parlamentswahlen in Polen 2005 und bei den Wahlen von 2007 errang er für diese Partei ein Abgeordnetenmandat für die V. und VI. Wahlperiode.

Er ist Autor vieler Publikationen im Bereich Geschichte, Politik und Kultur sowie von Drehbüchern für Dokumentationen.

Am 10. April 2010 gehörte Arkadiusz Rybicki zu einer polnischen Delegation um Staatspräsident Lech Kaczyński, die anlässlich des siebzigsten Jahrestages des Massakers von Katyn zur Gedenkstätte nach Russland reisen sollte. Bei einem Flugzeugabsturz der Delegation nahe dem Militärflugplatz Smolensk-Nord kam er jedoch gemeinsam mit weiteren hochrangigen Repräsentanten Polens ums Leben.

Auszeichnungen

1999 bekam Rybicki die Auszeichnung für Verdiente um die polnische Kultur (Zasłużony Działacz Kultury). 2001 wurde er vom französischen Präsidenten Jacques Chirac mit dem nationalen Verdienstorden ausgezeichnet. 2005 bekam er die Medaille zum 25. Jubiläum von Solidarność. Postum wurde Rybicki am 16. April 2010 das Großkreuz des Ordens Polonia Restituta (Krzyż Wielki Orderu Odrodzenia Polski) verliehen.[1]

Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Biuro Prasowe Kancelarii Sejmu (Pressebüro des Sejms): Komunikat Nr 163/VI kad., abgerufen am 18. April 2010

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Arkadiusz Rybicki — Polish politician infobox name=Arkadiusz Rybicki years of life=born 1953 function=member of Sejm 2005 2007 party=Platforma Obywatelska since=September 25, 2005 utlil= successor= predecessor=Arkadiusz Rybicki (born January 12, 1953 in Gdynia) is a …   Wikipedia

  • Rybicki — ist der Familienname folgender Personen: Jerzy Rybicki (* 1953), polnischer Boxer Arkadiusz Rybicki (1953–2010), polnischer Politiker und Bürgerrechtler Sławomir Rybicki (* 1960), polnischer Politiker Diese Seite ist ein …   Deutsch Wikipedia

  • Sejmabgeordnete der VI. Wahlperiode (seit 2007) — Sejmabgeordnete der VI. Wahlperiode (seit dem 5. November 2007) Abgeordnete, die bei den polnischen Sejmwahlen 2007 am 21. Oktober 2007 in den Sejm gewählt wurden. Die Wahlperiode begann am 5. November 2007 mit der Vereidigung der Abgeordneten… …   Deutsch Wikipedia

  • List of Sejm members (2005–2007) — Poland This article is part of the series: Politics and government of Poland …   Wikipedia

  • Liste der Sejmabgeordneten der VI. Wahlperiode (2007–2011) — Sejmabgeordnete der VI. Wahlperiode (seit dem 5. November 2007) – Abgeordnete, die bei den polnischen Sejmwahlen 2007 am 21. Oktober 2007 in den Sejm gewählt wurden. Die Wahlperiode begann am 5. November 2007 mit der Vereidigung der Abgeordneten… …   Deutsch Wikipedia

  • Авиакатастрофа под Смоленском 10 апреля 2010 года — Обломки Ту 154М недалеко от аэродрома «Смоленск Северный» Об …   Википедия

  • Авиакатастрофа в Смоленске 10 апреля 2010 года — Авиакатастрофа в Смоленске 10 апреля 2010 года …   Википедия

  • Flugzeugabsturz bei Smolensk — Flugzeugabsturz bei Smolensk …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 2. Quartal 2010 — Nekrolog ◄◄ | ◄ | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 Nekrolog 2010: 1. Quartal | 2. Quartal | 3. Quartal | 4. Quartal Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr 2010 |… …   Deutsch Wikipedia

  • Accident de l'avion présidentiel polonais à Smolensk — Accident de l avion présidentiel polonais à Smolensk …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”