Arthur Junghans

Arthur Junghans (* 19. Oktober 1852 in Schramberg; † 30. Januar 1920 ebenda) war ein deutscher Uhrenfabrikant.

Leben

Der Sohn von Erhard Junghans (1823–1870) machte eine zweijährige Uhrmacherlehre und besuchte anschließend die Gewerkschule in Stuttgart. 1870 stand er als Kriegsfreiwilliger, Unteroffizier und Offiziersanwärter vor Paris, als er vom Regimentsarzt die Nachricht vom Tod seines Vaters erfuhr. Sein Onkel Xaver kehrte 1871 in die USA zurück.

Auf Anordnung seiner Mutter Luise Junghans-Tobler, die zwischenzeitlich mit Paul Landenberger dem Mann Ihrer Tochter Frida, das Unternehmen Junghans leitete, verdingte er sich 1872/73 in amerikanischen Fabriken u. a. als Putzhilfe, Schreiner, Schnitzer, Schmied, Schlosser und Lithograf, und begann nach zweijähriger Spionagetätigkeit, den geerbten Betrieb im Schwarzwald nach amerikanischem Vorbild neu zu organisieren.

Am 24. September 1874 heiratete er Marie Luise Hauff. Ihre Tochter war Erika (* 3. April 1884 in Schramberg; † 13. August 1907 in Stuttgart; ∞ 1906 Albrecht Gustav Melchior von Zeppelin 1869–1952). Sein Enkel, Kurt Albrecht Melchior (1907–1988) wurde als Ingenieur Betriebsdirektor bei Junghans.^[1]

1875 konstruierte er das Weckerwerk 10, das 1876-1936 produziert wurde.

Nachdem Landenberger 1875 das Unternehmen verlassen hatte, übernahm Arthur Junghans 1876 zusammen mit seinem Bruder Erhard (1849–1923) die Unternehmensleitung. Gegen den massiven Widerstand der Belegschaft setzte er amerikanische Arbeitsverhältnisse durch.

Seine jüngste Schwester Anne hatte im Oktober 1878 den Zürcher Eisenhändler Otto Pestalozzi geheiratet, der ihm im Februar 1879 ein Darlehen gewährte. 1879 erwarb er das Patent für eine Uhr mit Kalenderwerk. 1894 engagierte er Albert Hirth, der die Uhrenproduktion verbessert.

Sein Bruder Erhard schied 1897 aus dem Unternehmen aus.

Nachdem er um 1894 einen Daimler-Wagen erworben hatte, unternahm er um 1900 mit Gottlieb Daimler die erste Autobergfahrt auf den Feldberg. Als bei einer weiteren Fahrt nach Zürich, infolge einer defekten Benzinleitung Wilhelm Maybachs Kleidung, wohl am heißen Glühkopf, Feuer fing, rettete Junghans ihn, indem er ihn ins Wasser warf.

Darauf schlug er Daimler eine elektrische Zündung vor, mit deren Realisierung Daimler seinen Werkstattleiter Robert Bosch beauftragte. Nachdem eine weitere missglückte Fahrt im Misthaufen endete, weil die Hebellenkung bei erhöhter Geschwindigkeit versagte, erfand Arthur Junghans das Schneckengewinde für Lenkungen.^{[2] [3]}

Die ersten 1886–1890 bei Junghans gefertigten Taschenuhren standen mit der Genauigkeit auf Kriegsfuß. 1900 wurde die Uhrenfabrik von Gebrüder Junghans mit der Fabrik von Thomas Haller in Schwenningen vereinigt und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt; sie bildet nun eine der größten Uhrenfabriken der Welt. Die aus 53 Gebäuden bestehende Schramberger Zentrale hatte ständig über 3200 Maschinen in Tätigkeit und beschäftigte über 2400 Arbeiter.^[4] 1905 kam der erste mechanische Zeitzünder auf den Markt.^[5] 1907 mischte er Zinksulfid mit Radium und erfand so die Leuchtmasse für Ziffern und Zeiger. So war die Zeit auf Junghans-Weckern auch Nachts ohne Lichtquelle ablesbar.^[6]

1910/11 ließ er, nach Plänen von Paul Schmohl, seine Villa Gut Berneck errichten.^[7] Im September 1917 wurde Arthur Junghans, als Geheimer Kommerzienrat Dr. Ing. e. h, zum Ehrenbürger ernannt.^[8]

Literatur

• Fritz Köhler: Erhard und Arthur Junghans: die Pioniere der deutschen Uhr.
• Harry Niemann: Wilhelm Maybach, König der Konstrukteure: zum 150. Geburtstag. Motorbuch-Verlag, 1995, S. 90

Einzelnachweise

1. ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Band 103, Ostsee, C. A. Starke., 1992; S. 413
2. ↑ Reinhard Seiffert: Die Ära Gottlieb Daimlers: Neue Perspektiven zur Frühgeschichte des ...; S. 147, 151, 152
3. ↑ http://www.salzundpfeffer.de/3_5_0_reise/junghans.pdf
4. ↑ http://www.familie-dilger.de/ahnenforschung/sonstiges/wanderung_alpirsbach_schramberg.htm
5. ↑ http://www.junghans-microtec.de/index.php?id=330
6. ↑ http://www.de.cigarclan.com/articles/2008/5/13/index.shtml
7. ↑ http://www.schramberg.de/ceasy/modules/cms/main.php5?cPageId=130&view=publish&item=eventDate&id=4744
8. ↑ http://www.schramberg.de/ceasy/modules/cms/main.php5?cPageId=912