Ateliers Henri Chapron

Ateliers Henri Chapron
Emblem

Ateliers Henri Chapron war ein französischer Karosseriehersteller, der in Levallois-Perret bei Paris ansässig war. Das Unternehmen wurde 1919 von Henri Chapron (*30. Dezember 1886 in Nouan-le-Fuzelier; † 14. Mai 1978 in Paris) gegründet. Es ist vor allem durch seine Sonderaufbauten für die Citroën DS bekannt, zu denen zahlreiche Cabriolets gehören. In seinem Wappen führte das Unternehmen einen stilisierten Kapaun.[1]

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

Vorkriegszeit

Delahaye 134N mit Chapron-Karosserie (1938)

Vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Chapron nach Kundenwunsch Aufbauten für französische Luxusmarken wie Talbot, Delage und Delahaye.

Grégoire Sport

Grégoire Sport

Zwischen 1956 und 1962 fertigte das Unternehmen zwischen zehn und fünfzehn Karosserien für den Grégoire Sport.

Sonderaufbauten für die Citroën DS

Citroën DS Cabriolet
Ein spätes Cabriolet Usine

Nach dem Krieg entstand eine enge Zusammenarbeit mit Citroën. Für die 1955 erschienene, damals revolutionäre Citroën DS entwickelte Chapron ab 1958 eine Cabrioletversion. Hierfür baute er zunächst fabrikneue neue Limousinen in seiner Werkstatt um.

Cabriolet Usine

Ab 1961 ergab sich eine offizielle Zusammenarbeit mit Citroën. Chapron entwickelte auf der Grundlage eines Entwurf des DS-Designers Flaminio Bertoni eine zweitürige Cabriolet-Karosserie, die als sog. Werkscabriolet (Cabriolet Usine) die Citroën-Händlernetze vertrieben. Bis 1971 wurden von diesem Typ 1.365 Exemplare hergestellt. Die DS Chapron war bereits damals preislich exklusiv und ist heute ein gesuchtes Sammlerstück.

Chapron-Cabriolets

Neben den Werkscabriolets, die sich im Laufe der Jahre wenig veränderten, produzierte Chapron weiter eigene Cabriolets auf DS-Basis, die eigenständig gestaltet waren und sich sowohl im Dachaufbau als auch in der Heckpartie vom Werkscabriolet unterschieden.Anders als bei den Werkscabriolets, verwendete Chapron für seine eigenen Modelle üblicherweise eine um sechs Zentimeter niedrigere Frontscheibe; bei einigen Exemplaren wurde allerdings auf Kundenwunsch auch die serienmäßige hohe Frontscheibe verwendet. Zwischen 1958 und 1970 entstanden in fünf Serien etwa 120 reine Chapron-Cabriolets, die in verschiedenen Ausführungen lieferbar waren. Zu ihnen gehörten die viersitzigen Cabriolets La Croisette (1958 bis 1962; 52 Exemplare) und Palm Beach (1963-1970; 30 Exemplare) sowie das 2+2-sitzige Modell Le Caddy (1960 bis 1968; 34 Exemplare), das über ein knapper geschnittenes Verdeck verfügte.[2]

Coupés

Mit hinteren Seitenfenstern: Coupé Le Paris auf der Basis der Citroën DS
Ohne hintere Seitenfenster: Coupé Le Dandy 1963 auf der Basis der Citroën DS

Parallel zu den Cabriolets bot Henri Chapron auch eine Reihe unterschiedlicher Coupés auf der Basis der DS an, die – abgesehen vom fest stehenden Dach – stilistisch seinen Cabriolets entsprachen. Der Le Paris (1958-1960; neun Exemplare) und der Concorde (1960-1965; 38 Exemplare) waren geschlossene Versionen der viersitzigen Cabriolets Croisette bzw. des Palm Beach; gleiches galt für den Le Léman (1965-1972; 25 Exemplare), der allerdings über eine flacher gestellte C-Säule verfügte. Der Le Dandy (1960 bis 1968; 49 Exemplare) hingegen war die Coupé-Version des 2+2-sitzigen Cabriolets Le Caddy. Er hatte - anders als die viersitzigen Coupés - keine hinteren Seitenfenster, sondern verfügte über eine sehr breite B-Säule.

Limousinen

Chapron baute schließlich zwischen 1965 und 1974 mehrere viertürige Limousinen auf der Basis der DS, die jeweils eigenständige Linien hatten. Zu ihnen gehörte der 1968 hergestellte DS Présidentielle, ein 6,40 Meter langes Repräsentationsfahrzeug mit stark verfremdeten Linien und einem Stufenheck, die von Charles de Gaulle gelegentlich bei offiziellen Anlässen genutzt wurde. Die Présidentielle wurde 1976 verkauft. Weitere Limousinen waren der Majesty (25 Exemplare) und die Lorraine (vier Exemplare).

Sonderaufbauten für den Citroën SM

Als 1970 der Citroën SM erschien, entwickelte Chapron sowohl ein Cabriolet als auch eine viertürige Limousine auf der Basis des großen Coupés. Beide Chapron-Versionen wurden nur in geringen Stückzahlen realisiert.

Mylord

Citroën SM Mylord (1971)

Der SM Mylord war als zweitüriges Vollcabriolet – also ohne Überrollbügel – gestaltet. Er erhielt eine Stufenheck-Karosserie mit kleiner Kofferraumklappe, die am Heckabschluss das Design des Original-Fahrzeugs – insbesondere das hochgesetzte Kennzeichen – authentisch aufgriff. Der Prototyp des Mylord wurde auf dem Pariser Automobilsalon 1971 vorgestellt, ein Jahr später begann der Verkauf.

Die Produktion war aufwändig. Chapron erhielt von Chausson eine serienmäßige Rohkarosserie. Die Technik und die Bodengruppe des SM-Coupés blieben im Wesentlichen unverändert; der Radstand wurde ebenfalls beibehalten. Die B- und C-Säulen wurden entfernt, danach installierte Chapron umfangreiche Verstärkungen im Karosseriebereich. Der modifizierte Karosseriekörper wurde zu Citroën transportiert, wo Motor, Fahrwerk und andere technische Komponenten eingebaut wurden. Abschließend wurde der Wagen erneut in Chaprons Werkstatt gebracht, um die Inneneinrichtung sowie die Lackierung vorzunehmen.

Insgesamt wurden nur wenige Mylord-Cabriolets hergestellt; die Quellenangaben variieren zwischen sieben und acht Exemplaren. Sicher ist, dass vier Fahrzeuge in Frankreich verkauft wurden; zwei weitere gingen nach Spanien, eines ins Vereinigte Königreich.

Opera

Citroën SM Opera (1974)

Ein Jahr nach dem Cabriolet Mylord nahm Chapron die inzwischen abgeschlossenen Überlegungen des Werks auf, eine Limousinen-Versionen des SM zu entwickeln. Während sich Citroëns Planungen äußerlich recht weit vom SM-Coupé entfernt hatten, entwickelte Chapron eine Limousine, die dem Design des Ausgangsmodells treu blieb und letzten Endes eine verlängerte Version des SM-Coupés darstellte.

Ausgehend von einer SM-Rohkarosserie, verlängerte Chapron den Radstand erheblich. Die Vordertüren wurden verkürzt und erfuhren im Bereich der Gürtellinie einige Modifikationen. Die hinteren Türen waren eine Eigenkonstruktion von Chapron. Sie nahmen die Linienführung des Coupés auf und verfügten ebenfalls über den charakteristischen Knick vor der C-Säule. Schließlich entfernte Chapron die große Heckklappe und ersetzte sie durch eine Stufenheck-Konstruktion. Das Heck entsprach wiederum dem Design des Coupés. Das Fahrzeug war sehr schwer und hatte einiges von der Handlichkeit des Coupés verloren.

Der Citroën SM Opera wurde auf dem Pariser Automobilsalon 1972 der Öffentlichkeit vorgestellt. In den zwei folgenden Jahren stellte Chapron insgesamt acht Opera-Limousinen her. Mindestens zwei davon sind noch erhalten. Ein Fahrzeug, das sich in exzellentem Zustand befindet, steht in den Niederlanden, ein weiteres steht in Deutschland.

In der Tradition dieses Fahrzeugs sah Jean Tastevin seine 1972 vorgestellte Limousine Monica 560.

Die letzten Jahre

Nach dem Tod von Chapron 1978 versuchte seine Witwe, die Firma weiterzuführen. Einige luxuriöse Varianten entstanden auf der Grundlage des Citroën CX, vereinzelt auch auf der Basis des Peugeot 604. 1985 musste die Firma jedoch die Tore schließen.

Literatur

  • Hans-Karl Lange: Maserati. Der andere italienische Sportwagen, Wien 1993, ISBN 3-552-05102-3, (mit einem Beitrag zum Citroën SM und dessen Ableitungen).
  • Hans Otto Meyer-Spelbrink: Citroën DS. Das ungewöhnlichste Auto aller Zeiten. Podszun Motorbücher 2003. ISBN 3-86133-321-X.
  • David Sparrow & Adrienne Kessel: Citroën DS (Osprey Classic Marques), Osprey, London 1994, ISBN 1-85532-365-6. (engl.)

Weblinks

 Commons: Henri Chapron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chapron ähnelt dem französischen Wort Chapon, was übersetzt Kapaun bedeutet. Zugleich wird damit eine Verbindung zum Hahn hergestellt, der in der französischen Symbolik besondere Bedeutung hat.
  2. Hinsichtlich der Bezeichnungen, der Konstruktionsmerkmale und der Produktionszahlen vgl. die Darstellung in Meyer-Spelbrink: Citroen DS, S. 72 ff.

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