Cementbaugeschäft Rudolf Wolle

Cementbaugeschäft Rudolf Wolle

Das Cementbaugeschäft Rudolf Wolle, zuletzt Tief- und Betonbau Fa. Rudolf Wolle[1], zuvor Bauunternehmung Rudolf Wolle, war ein Bauunternehmen in Leipzig. Das Unternehmen gehörte zu den Pionieren des Stahlbetonbaus und trug wesentlich zu dessen Verbreitung in Deutschland bei.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Rudolf Wolle trug wesentlich zur Durchsetzung des neuen Baustoffes Stahlbeton (damals noch Eisenbeton) bei. So wurde auch der erste Vortrag vor dem Deutschen Beton-Verein, in dem Eisenbeton erwähnt wurde, im Februar 1900 von einem Ingenieur dieses Unternehmens gehalten.[2]

Um 1926 bestand auch eine Niederlassung in München.[3] Das Unternehmen scheint mindestens bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts aktiv gewesen zu sein. Aus dem Jahr 1952 existiert die Zulassung 20/52 des Ministerrats der DDR zum Stahlbeton-Deckensystems 'Rapid', beantragt von Rudolf Wolle.

Über den Firmengründer ist überliefert, daß er 1864 geboren wurde und ihm am 19. November 1920 die Würde eines Doktor-Ingenieurs e. h. verliehen wurde[4], in Anerkennung seiner außerordentlich erfolgreichen Tätigkeit für die Entwicklung der Beton- und Eisenbetonbauweise, seiner regen Mitwirkung bei der Schaffung praktischer Unterlagen für den Aufbau der Theorie und seines Wirkens auf wirtschaftlich-technischen Gebieten. Wolle war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Ehrentitel des Kommerzienrats gewürdigt worden.[5] Der 1933 verstorbene Rudolf Wolle[4] war im Schiedsgericht des Deutschen Beton-Vereins engagiert.[6]
Rudolf Wolle liegt auf dem Leipziger Südfriedhof begraben, wo die Familie über ein monumentales Grabmal verfügt.[7]

Bauten

Das Unternehmen war beim Bau von feuer-, schall- und schwammsicheren Zwischendecken engagiert. Dabei kam sowohl die sogenannte Viktoria-Decke der Hansa Gesellschaft für Wand und Deckenbau als auch die selbstentwickelte Wolle'sche Konsolendecke zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine Eisenbetondecke, die zwischen I-Trägern oder kontinuierlich über Mauern hinweg mit voutenförmigen Anschluß an die Träger oder Mauern hergestellt wird. Die maximale Spannweite betrug zehn Meter.[8]

Sämtliche Brücken in Sachsen und Thüringen nach dem Konstruktionsprinzip des Hängegurtträgers wurden durch Wolle erbaut.[9][10] Rudolf Wolle hatte zur Gründung von Bauwerken ein Patent auf fünfeckig ausgeführte Eisenbetonpfähle, die bis auf die tragfähige Schicht reichten. Diese wurden auf der Baustelle ausgeführt und nach vier Wochen gerammt. Auf die Pfähle wurde in Verbindung damit 1 m hoch eisenbewehrter Beton aufgebracht.[11]

IBA 1913: Betonhalle

Bekannte Bauten

Einzelnachweise

  1. Staatarchiv Leipzig. 20726 - Leipziger Baugewerke
  2. Öffentliche Vorträge über die Eisenbetonbauweise. In: Steineisendecken im Deutschen Reich 1892-1925. Band 1. Entwicklungsgeschichte, Typologie und Bewertung. PDF (online)
  3. F. von Emperger (Hrsg.): Beton u. Eisen. Bände 25-26. Ernst und Sohn, Berlin 1926. (Auszug auf google-Books)
  4. a b Universitätsarchiv Braunschweig: Akten der Ehrendoktoren chronologisch
  5. Zentralblatt der Bauverwaltung. 593, Nr. 95, 1920 (Digitalisat)
  6. Zentralblatt. 26 (1909)
  7. Grabmal der Familie Rudolf Wolle
  8. Franz Stade: Die Steinkonstruktionen. Repr. der Orig.-Ausg., Schäfer, Leipzig 1907 Auflage. Reprint-Verlag, Leipzig 2002, ISBN 3-8262-1922-8.
  9. a b Stärkung für Pleiße-Brücken. Die Sanierung von Möllerträgern
  10. Zeitschrift für Bauwesen. 1897, HEFT I BIS III, S. 143-148. (PDF online)
  11. Das neue Amtsgericht und Gefängnis in Weißenfels a. der Saale. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr.2 (1914) - (PDF online)
  12. Internationale Baufachausstellung mit Nebenausstellungen Leipzig 1913
  13. Die Säule an der Rothenburg. Der Bismarckturm im Kyffhäuser-Gebirge
  14. Carl Kersten: Brücken in Eisenbeton. Platten- u. Balkenbrücken. 6. neubearb. Auflage. Ernst, Berlin 1928.
  15. 80 Jahre Kleinbahn Könnern Rothenburg
  16. Adolf Kleinlogel: Bewegungsfugen im Beton- und Eisenbetonbau. (Auszug auf google)
  17. Wilhelm Füßl: Oskar von Miller: 1855-1934; eine Biographie. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52900-3.

Anmerkungungen

  1. einzige Ausnahme ist die Brücke über die Pleisse vor dem Reichsgerichtsgebäude Leipzig, ausgeführt von Drenckhahn & Sudhop.
  2. verfügt dementsprechend über die größte Anzahl von Möllerträgern in einem Bauwerk

Literatur

  • Rudolf Wolle (Hrsg.): Beton- und Eisenbeton-Bauten. Arnold, Leipzig 1905.
  • Rudolf Wolle: Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig : Seinen Freunden u. Gönnern gewidmet von Rudolf Wolle. Selbstverlag, Leipzig 1913.

Weblinks

 Commons: Cementbaugeschäft Rudolf Wolle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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