- Benjámin Kállay
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Benjámin von Kállay, auch Béni Kállay de Nagy-Kálló (* 22. Dezember 1839 in Pest; † 13. Juli 1903 in Wien) war ungarisch-österreichischer Politiker, von 4. Juni 1882 bis zu seinem Tod k.u.k. gemeinsamer Finanzminister Österreich-Ungarns und damit gleichzeitig Gouverneur von Bosnien und Herzegowina.[1]
Leben
Kállay stammte väterlicherseits aus einer alten ungarischen, mütterlicherseits aus einer ursprünglich serbischen, jedoch bereits magyarisierten Familie.[2] Nach einem Sprach- und Geschichtsstudium, er beherrschte Griechisch, Türkisch und mehrere slawische Sprachen, trat Kállay in den diplomatischen Dienst und wurde 1867 Generalkonsul in Belgrad. 1873 heiratete er Vilma Bethlen mit der er drei Kinder bekam. 1875 ging er als Anhänger von Gyula Andrássy in den ungarischen Reichstag. Im Wiener Außenministerium war er unter Heinrich Karl von Haymerle und Gustav Kálnoky erster Sektionschef.[3]
Als Leiter des gemeinsamen Finanzministeriums gelang es ihm als Experten und wissenschaftlicher Autor für Balkanfragen die Verhältnisse in Bosnien einigermaßen zu konsolidieren.[3] Kállay wurde dadurch zum Hauptarchitekt der Religions- und Nationalitätenpolitik im Süden der Monarchie.[2] Er vertrat dabei die Idee der Schaffung einer „bosniakischen Identität“ als Grundlage einer Nationsbildung, basierend auf den lokalen muslimischen Eliten des Verwaltungsapparates, offen auch für Serben und Kroaten.[4] Seine Förderung der Bosniaken als eigene, nicht nur religiös definierte Ethnie, war ein Mittel zum Kampf gegen südslawische Einigungsbestrebungen.[5] Kállay wird in der Forschung als bedeutendste Person in der Verwaltung Bosnien-Herzegowinas durch die Donaumonarchie betrachtet.[6]
Schriften (Auswahl)
- Geschichte der Serben. Lauffer, Budapest/Wien 1878.
- Die Geschichte des serbischen Aufstandes 1807–1810. Holzhausen, Wien 1910.
- Andrija Radenić (Hrsg.): Dnevnik Benjamina Kalaja 1868–1875. (Benjamin Kállays Tagebuch.) Belgrad 1976. (Serbokroatisch)
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Rutkowski: Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band 1: Der verfassungstreue Großgrundbesitz 1880-1899. Verlag Oldenbourg, München 1983, ISBN 3-486-51831-3, S. 42.
- ↑ a b Biografie in der Enzyklopädie des europäischen Ostens
- ↑ a b Kállay von Nagy-Kálló, Béni. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 196.
- ↑ Viktória Radics: Bosnische Sprachlektion
- ↑ Sabrina P. Ramet: Religion and nationalism in Soviet and East European politics. Duke University Press, Durham 1989, ISBN 0822308916, S. 57.
- ↑ Robin Okey: Taming Balkan nationalism. The Habsburg „civilizing mission“ in Bosnia, 1878–1914. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-921391-7, S. 55.
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