- Magyarisierung
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Bei der Magyarisierung (Aussprache /ˌmadjarɪˈziːrʊŋ/ von ung. magyar [ˈmɒɟɒr]), seltener auch Madjarisierung geschrieben, unterscheidet die Geschichtsforschung zwischen einer Magyarisierung im weiteren Sinne, das heißt natürliche Assimilation der nichtmagyarischen Bevölkerung des Königreichs Ungarn, und einer Magyarisierung im engeren Sinne. Letztere besteht aus einem staatlich geförderten und später auch ganz offenen Bestreben, im Königreich Ungarn ansässige Nichtmagyaren gewaltsam zu einem Teil der magyarischen Nation zu machen.
Nach offizieller Darstellung stieg der Anteil der magyarischen Bevölkerung im Königreich Ungarn von etwa 29 % im Jahre 1780 auf 54 % im Jahre 1910. Die aus der Magyarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmagyarischen Bevölkerung des Königreichs Ungarn war 1918 eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreichs Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
Terminologie
In der ungarische Sprache werden die Wörter „ungarisch“ und „magyarisch“ identisch als magyar übersetzt. Obwohl im Deutschen theoretisch der Begriff „ungarisch“ in Bezug auf das Königreich Ungarn und der Begriff „magyarisch“ in Bezug auf die Ethnie (ethnische Ungarn) verwendet werden sollte, ist dies in Wirklichkeit, ähnlich wie in anderen Ländern Westeuropas, fast nie der Fall. In diesem Artikel wird daher stets der Begriff magyarisch verwendet. In slawischen Sprachen wird deutlich zwischen Ungarn vor 1918 (slowakisch Uhorsko) und der Ethnie (ethnische Ungarn) (slowakisch Maďari) unterschieden, seit 1918 gibt es diese Unterscheidung nicht: Maďarsko - Maďari.
Kurze Geschichte
Die Umwandlung der Völker des Königreichs Ungarn in Magyaren zeichnete sich zum Teil (vor allem bei den deutschsprachigen Bevölkerung) durch eine natürliche Assimilation aus (Magyarisierung im weiteren Sinne), dennoch kam zum einen die Umwandlung in die magyarische Nation und zum anderen das Bekenntnis zur magyarischen Nation oft durch Zwang und erzwungene Zielstrebigkeit zustande (Magyarisierung im engeren Sinne).
Zeitlich einzuordnen ist sie in die Epoche der Umgestaltung des ungarischen Feudalstaates zu einem modernen Nationalstaat zwischen 1790 und dem Ende Österreich-Ungarns 1918. Sie war ein Ergebnis der Reformversuche Josephs II. (1780–1790), der im damals rückständigen Königreich Ungarn moderne Reformen durchsetzen wollte (von denen er fast alle 1790 zurücknehmen musste). Die Reformen des Josephinismus wurden nach den Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus durchgeführt. Sie umfassten zum einen die Einführung des Deutschen als einheitlicher Amtssprache in der gesamten habsburger Monarchie (einschließlich des Königreichs Ungarn) und zum anderen die Förderung der Sprachen sämtlicher Völker im Königreich, um den Zugang der Bevölkerung zur Bildung zu fördern. Beide Bestrebungen waren Anlass zu ersten Magyarisierungsbestrebungen (zunächst insbesondere vom ungarischen Adel getragen).
Die Magyarisierung im engeren Sinn begann etwa 1790 und wurde dann sukzessive intensiviert. Die ersten Magyarisierungsgesetze wurden 1791 (Artikel 16) und 1792 (Artikel 7) erlassen. Im 19. Jahrhundert wurde ganz offen diskutiert, wie man die Magyarisierung am besten erreichen könnte. Nach der für die Magyaren verlorenen Revolution von 1848/1849 musste sie erzwungenermaßen unterbrochen werden, erreichte aber nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 unter Ministerpräsident Andrássy und seinen Nachfolgern einen neuen Höhepunkt. In dieser Zeit wurden z. B. Magyarisierungsgegner verhaftet, zahlreiche Schulen der slowakischen Bevölkerung und der Ungarndeutschen geschlossen und durch magyarische Schulen ersetzt. Adam Müller-Guttenbrunn, ein Banater Schwabe, fühlte sich als Opfer der Magyarisierung und wurde so zum Wegbereiter des Deutschnationalismus in Österreich. 1907 wurde die Lex Apponyi des damaligen Kultusministers Graf Albert Apponyi eingeführt, mit der die staatliche Kontrolle und der Unterricht in magyarischer Sprache auf die Gemeinde- und Konfessionsschulen ausgedehnt wurde.
Zumindest im Falle der Kumanen oder Jazygen zeigten die Magyarisierungsmaßnahmen ab 1876 Erfolg.
In Ungarn leben (laut der Volkszählung von 2001) 268.935 griechisch-katholische Christen. Die meisten davon (ausgenommen ein paar Tausende Rumänen und Ukrainer) geben ihre ethnische Herkunft als "ungarisch" an. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um magyarisierte Ukrainer, teilweise auch Rumänen, die im 19. und 20. Jahrhundert sprachlich assimiliert wurden. Das ungarische griechisch-katholische Bistum wurde 1912 in Hajdúdorog gegründet und verfolgte das Ziel, die ukrainische und rumänische Sprachen in den Gottesdiensten durch die ungarische zu ersetzen. Der Sitz der ungarischen griechisch-katholischen Kirche liegt heute in Nyíregyháza.
Maßnahmen
- Zur Magyarisierung am Beispiel der Kroaten siehe auch Josip Ban Jelačić.
- Zur Magyarisierung am Beispiel der Slowaken siehe auch den Abschnitt Magyarisierung im Artikel zur Geschichte der Slowakei.
Siehe auch
Weblinks
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