Berlusconismus

Berlusconismus

Berlusconismus (it. berlusconismo) ist ein Neologismus für eine moderne Form des Populismus des rechten bis moderaten politischen Spektrums in Italien. Die politisch/soziologische Bedeutung des Phänomens ist ebenso umstritten wie die Frage nach einem "Berlusconismus ohne Silvio Berlusconi", der mit der Gründung seiner Partei Forza Italia im Jahre 1993 den Grundstein dieser Bewegung gelegt hat. Der Begriff findet über seinen journalistischen Gebrauch hinaus eine zumeist kritisch gemeinte Verwendung in den Sozial- und Politikwissenschaften. Fürsprecher des Berlusconismus vermeiden eher diese Bezeichnung und neigen dazu, in einer Umkehrung, den "Antiberlusconismus" zu kritisieren, als eine, aus ihrer Sicht, Form des Antiliberalismus.

Die Grundlage der Diskussion um den Berlusconismus, bzw. um dessen Protagonisten Silvio Berlusconi, bilden diese antagonistischen Ausgangsbestimmungen, wobei die Bewegung sich selbst als Ausdruck des Liberalismus versteht, die Kritik tendenziell grade umgekehrt den Berlusconismus als eine antiliberale Ideologie kritisiert. Kritik wie Polemik kulminieren in einem Vergleich des Berlusconismus mit dem italienischen Faschismus unter Mussolini. Fachleute lehnen diesen Faschismusvergleich ab unter Verweis auf den unterschiedlichen historisch/politischen Kontext.

Die Diskussion um den Berlusconismus konzentriert sich um

Zitate

  • "Der Berlusconismo, so wie er sich heute präsentiert, setzt sich aus den Elementen Arroganz, Ignoranz, Gerissenheit (Furbizia), Überheblichkeit, Widersprüchlichkeit, Aggressivität, Gleichgültigkeit, Interessenbezogenheit und Unberechenbarkeit zusammen."; "Silvio Berlusconi … hat eine konfrontative Kultur in der italienischen Politik installiert" (Jens Urbat - 2007 - Political Science)
  • "Wie der Faschismus ist der Berlusconismus ein gefährliches Übel, schwer auszurotten." Dario Fo 14/03/2006
  • "Für mich ist Berlusconi wie ein Teil der Familie" (Vittorio Mangano, Corriere della Sera, 14/07/2000)
  • "Berlusconismus steht für die Wiederentdeckung des demokratischen Populismus und die Neuschöpfung einer Mediendemokratie, die darauf zielt, die traditionelle Parteiendemokratie zu ersetzen."; "Mussolinis Regime war institutionell antidemokratisch, eine Diktatur, in der Presse- und Meinungsfreiheit unterdrückt wurden. Der Berlusconismus dagegen ist von der Zustimmung der Wähler geradezu besessen, die Demoskopen tagtäglich messen und die mit Hilfe einer medialen Hyperkommunikation aufrechterhalten werden soll." (Gian Enrico Rusconi, in Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Jahrbuch 2002)

Literatur

  • "Die italienische Mediendemokratie - Zur Geschichte politischer Inszenierungen und inszenierter Politik im Medienzeitalter" (Irene Chytraeus-Auerbach und Georg Maag (Hrsg.), Münster 2006)
  • "Die neuen Verführer?: Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in den Medien" (Claudia Cippitelli, Axel Schwanebeck; München 2004)
  • "Profilo del berlusconismo" (Enzo Santarelli, Datanews, Roma, 2002, ISBN 887981205X)
  • Noberto Bobbio: Contro i nuovi dispotismi: scritti sul berlusconismo, Bari, Dedalo, 2008, ISBN 9788822055088
  • "Lassen Sie mich erklären, warum sich im Cavaliere [Silvio Berlusconi] ein Kommunist verbirgt." (Umberto Eco Repubblica — 3/04/ 2001)

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