- Bernstein-Ungleichung
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Die Bernstein-Ungleichung ist eine Abschätzung aus der Wahrscheinlichkeitstheorie und wurde von Sergei Bernstein bewiesen. Sie ist eine Erweiterung der Hoeffding-Ungleichung, deren Abschätzung durch eine zusätzliche Voraussetzung an die Varianz der Zufallsvariablen verbessert werden kann.
Die Ungleichung gilt für beliebig verteilte beschränkte Zufallsvariablen mit verschwindendem Erwartungswert und beschränkter Varianz.
Inhaltsverzeichnis
Satz
Sei
ein Wahrscheinlichkeitsraum. Seien
und
positive reelle Zahlen und
eine natürliche Zahl.
seien unabhängig verteilte Zufallsvariablen mit
und
für alle
.
Dann gilt:
Lemma
Für alle
gilt:
Ein Beweis des Lemmas und ein ausführlicherer Beweis des Satzes befinden sich im Beweisarchiv.
Beweis (Satz)
Dieser Beweis folgt dem Ansatz aus "Support Vector Machines" (siehe Literatur).
Zur Vereinfachung definiere man
Nach
umgestellt, ergibt sich:
Nun wird die Ungleichung gezeigt. Man wende man die Markow-Ungleichung an mit
und
für ein
(t wird später noch speziell gewählt):
Da die Zufallsvariablen nach Voraussetzung unabhängig sind, können Produkt und Erwartungswert vertauscht werden. Aus der Exponentialfunktion bilde man eine unendliche Exponentialreihe. Diese ist durch die integrierbare Majorantebeschränkt. Also können Erwartungswert und Summe vertauscht werden. Mit
und der Voraussetzung
folgt:
Mit der Abschätzungfolgt:
Durch die Ungleichungfür
erhält man mit
:
Man setze:
Aus dem Lemma (oben) folgt mit.
Anwendung
Problem 1
Angenommen
und
sind bekannt.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit höchstens, dass der Mittelwert einen gegebenen Wert k übersteigt?
Löse
nach
auf.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mittelwert den Wert k übersteigt, ist höchstens
.
Problem 2
Weiterhin seien
und
bekannt.
Es soll gelten:
Berechne k mit Hilfe der Bernstein-Ungleichung.
Problem 3
Seien
und
bekannt.
Wie viele Realisierungen werden mindestens benötigt, sodass für gegebene Werte k und
gilt, dass
?
Man benötigt mindestens
Realisierungen.
Beispiel
Als Zufallsvariable betrachte man eine Münze. Den i-ten Münzwurf bezeichnen wir mit
. Dabei gelte bei Kopf
und bei Zahl
.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Mittelwert nach
Würfen den Wert
übersteigt?
Da die Wahrscheinlichkeit für Kopf und Zahl jeweils 50% sind, ist der Erwartungswert 0. Da die Zufallsvariablen nur die Werte -1 und 1 annehmen können, kann
gewählt werden.
. Also kann
gewählt werden.
Nun wähle noch
. Dabei ist
die Anzahl der Münzwürfe. Nach der Bernstein-Ungleichung gilt dann:
Also gilt zum Beispiel bei 50 Würfen:
Damit der Mittelwert
übersteigt, müsste man bei 50 Würfen 31 mal Kopf werfen.
Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, in 50 Würfen 31 Kopf zu erhalten, ist kleiner als
Siehe auch
Literatur
- Ingo Steinwart, Andreas Christmann, Support Vector Machines, Information Science and Statistics, Verlag: Springer, Berlin; Auflage: 1 (25. Juli 2008)
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