- Bewegung Morgenlicht
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„Bewegung Morgenlicht“ ist die Bezeichnung, unter der eine angebliche militante Organisation auftrat, zwischen 31. Oktober 2009 und 5. Februar 2010 sieben Brandanschläge auf Frankfurter Banken verübte, per Post eine Bombenattrappe an den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch schickte und weitere Anschläge androhte. Ende Februar 2010 stellte sich heraus, dass ein Einzeltäter hinter den Anschlägen stand, der festgenommen wurde.
Inhaltsverzeichnis
Informationsstand der Sicherheitsbehörden
Die Presse verglich den Stil der Bekennerschreiben und die Kontakte mit den Medien mit denen der Rote Armee Fraktion[1][2] Bisher gibt es lediglich einige Foreneinträge, die dieser Gruppe zugeschrieben werden.[3] Ziele sind nicht näher definierte Reformen der Wirtschaft, die sie durch öffentlichkeitswirksame Anschläge auf Sachen herbeiführen wollen. Sie äußern sich als erbitterte Gegner der kapitalistischen Marktwirtschaft. Die Bewegung Morgenlicht sagte in ihrer Satzung „unsozialen Unternehmen“ den Kampf an und wirbt um neue Mitglieder. „Klar sind die Gegner der „Bewegung Morgenlicht“: Unternehmen, Konzerne, Banken.“[4] Die Frankfurter Staatsanwaltschaft schloss dagegen „Nachahmer-Effekte“ und „Trittbrettfahrer“ nicht aus, das Landeskriminalamt Hessen befürchte, es könne eine Terrorgruppe entstehen, ähnlich der Revolutionären Zellen, die mit Brandanschlägen und Bekennerschreiben in den 1970er Jahren einen eigenen Stil aufwiesen. [5]
Am 22. Februar 2010 wurde Haftbefehl gegen Thomas R. erhoben, der durch Videoaufnahmen an zwei Tatorten und einem Internetcafé enttarnt wurde. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass der Tatverdächtigte ein Alleintäter ist.[6][7][8]
Aktionen der Bewegung Morgenlicht
Am 2. November 2009 kam es zu zwei Anschlägen auf Bankfilialen in Frankfurt. Etwa 1 Uhr nachts wurde die Scheibe einer Dresdner Bank-Filiale eingeschlagen und ein mit Benzin getränkter Lappen hineingeworfen. Es entstand ein Sachschaden von 10.000 €, durch die hohe Rauchentwicklung mussten Anwohner evakuiert werden.[9] In der Nacht darauf wurde gegen 1:20 Uhr in Frankfurt Bockenheim, eine Art Brandbombe, bestehend aus einer mit Butangas gefüllten Spraydose, in einer Filiale der Deutschen Bank gezündet. Im Haus befindliche Wohnungen und eine Metzgerei wurden beschädigt. Es entstand ein Sachschaden von 100.000 €.[9] In einem Bekennerschreiben wird der Vorfall gruppenintern kritisiert, da Menschen gefährdet waren, die Gruppe befürworte ausschließlich Gewalt gegen Sachen.[10] Die Gruppe kündigte an, in einer weiteren Aktion der Sparkasse 1822 Sachschaden zu gereichen.[2] Im Januar 2010 wurden mehrere Bekennerschreiben im Zusammenhang mit einer an Roland Koch gerichteten Bombenattrappe in Form einer nicht explosiven Rohrbombe[11] versandt. Die Gruppierung drohte darin eine scharfe Bombe im Umfeld seiner Besitztümer zu zünden, falls Koch an seinen umstrittenen Äußerungen zu einer stärkeren Arbeitspflicht von ALG-II-Empfängern festhalte.[12][13] Ebenso bekannte sich die Gruppierung Anfang Februar zu einem Brandanschlag auf eine Filiale des Zeitarbeitsunternehmen Randstad[14], die Urheberschaft eines weiteren Anschlags auf eine Schleckerfiliale wird von den Polizeibehörden im Zusammenhang gesehen. [15]
Mediale Rezeption
Die per E-Mail verschickten Bekennerschreiben gingen bei verschiedenen Medien ein. Die Junge Welt kommentierte 2009 die im Internet veröffentlichten Satzungen und Programme als „schräges Zeug“, die „nach einer eher oberflächlichen Analyse der politischen Verhältnisse“ klingen. Die Bewegung habe durch die Brandanschläge jedoch „eine gewisse Aufmerksamkeit erregt“.[16] Die Financial Times Deutschland zog Parallelen zur RAF. Ferner führte sie aus, dass nach den ersten beiden Anschlägen „nicht weniger als vier Bekennerschreiben bei diversen Frankfurter Medien eingingen“ und bezeichnete das im Internet kursierende Manifest ebenso als „wirr“. Abschließend zitierte sie das Schreiben und meinte: „Immerhin, an einer Stelle formuliert die militante Gruppe beschwichtigend: „wir sind eher eine schmusetruppe und keine raf.“[2] Der Spiegel schloss sich weitestgehend der Analyse der FTD an und führte das Anwachsen linksmotivierter Sachbeschädigungen in Berlin ergänzend an.[17]
Prozess
Im Juli 2010 wurde gegen Thomas R. Anklage vor dem Frankfurter Landgericht erhoben. [18] Der Prozess begann am 23. September 2010 [19] [20] , am 20. Oktober 2010 wurde er zu 4 Jahren und 10 Monaten Haft wegen schwerer Brandstiftung und Störung des öffentlichen Friedens verurteilt.[21]
Einzelnachweise
- ↑ Bild online vom 15. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ a b c Anschläge in Frankfurt: „wir arbeiten mit brandsätzen“ , in: FTD online vom 12. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ Beitrag von 'Kleopatra' (15. Oktober 2009) - Veröffentlichung der Satzung, auf: red-skins.de (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ Bericht auf Heute.at vom 16. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ Polizei ermittelt gegen "Morgenlicht", Frankfurter Rundschau vom 6. Februar 2010
- ↑ Videoaufnahmen verraten 49-Jährigen, Frankfurter Rundschau vom 24. Februar 2010
- ↑ Arbeitsloser Akademiker handelte aus Frust
- ↑ "Bewegung Morgenlicht" bedrohte Roland Koch Stern.de vom 24. Februar 2010
- ↑ a b Zwei Brandanschläge auf Bankfilialen, in: FAZ online (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ Viertes Bekennerschreiben eingegangen, in: Frankfurter Rundschau online (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ Bombenattrappe für Ministerpräsident Koch, nach DPA vom 23. Januar 2010 Dokumentiert in: direct action news from germany (abgerufen am 24. Januar 2010)
- ↑ Militante bedrohen Roland Koch Frankfurter Rundschau vom 22. Januar 2010
- ↑ Koch-Gegner schicken Bombenattrappe Spiegel Online vom 22. Januar 2010
- ↑ Anschlag auf Randstad, Artikel der Frankfurter Rundschau vom 1. Februar 2010
- ↑ Unbekannte wollen Drogerie anzünden, Frankfurter Rundschau vom 5. Februar 2010
- ↑ Reformbewegung des Tages: bewegung morgenlicht, in: Junge Welt vom 13. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ New Militant Group Torches Cash Machines in Frankfurt, in: Spiegel online International vom 12. November 2009 (abgerufen am 21. November 2009)
- ↑ Morgenlicht-Prozess am Horizont: in fr-online vom 17. Juli 2010
- ↑ Gegen Banken, Autos, Koch: in fr-online vom 22. September 2010
- ↑ Ein ungewöhnlicher Verbrecher: in fr-online vom 23. September 2010
- ↑ Aus für Morgenlicht: in fr-online vom 21. Oktober 2010
Weblinks
- http://www.rtl-hessen.de/videos.php?video=8019 (RTL-Fernsehbeitrag)
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